Tropenwaldpflanzen

Tropenwaldgehölze - Ozeanien

Brotfruchtbaum (Artocarpus altilis) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte Brotfruchtbaum (Artocarpus altilis) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Allgemeines

Hier werden nicht nur Bäume und Sträucher im eigentlichen Sinn vorgestellt, sondern auch verholzende Kletterpflanzen und  nicht verholzende, baumartige Krautpflanzen, die ursprünglich aus dem australischen Florenreich ("Australis") stammen. Die aufgeführten Arten werden mehrheitlich ganzjährig in klimatisierten Tropenhallen gehalten.

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Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Maulbeergewächse (Moraceae)

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Brotfruchtbaum (Artocarpus) altilis) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Ben

 

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Brotfruchtbaum (Artocarpus) altilis), Blätter, im Tropenhaus Frutigen BE © Peter Dollinger, Zoo Office Ben

 

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Brotfrucht (Artocarpus altilis) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Ben

 

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Rinde eines Brotfruchtbaums (Artocarpus altilis) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Ben

 

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Brotfruchtbaum (Artocarpus) altilis), Illustration von Blatt, weiblichem und männlichem Blütenstand und Frucht. Rex Nan Kivell Collection, National Library of Australia, nla.obj-135498865. Gemeinfrei.

 

ROSALES moraceae artocarpus altilis verlad
Verlad von Brotfruchtstecklingen in Otaheite (Tahiti), Illustration von Thomas GOSSE, 1796. National Library of Australia nla.obj-135292190. Gemeinfrei.

 

Tribus: Brotfruchtbäume (Artocarpeae)

Brotfruchtbaum

Artocarpus altilis

Verbreitung: Ursprünglich Polynesien, von dort durch die indigene Bevölkerung  nach Hawaii und andere pazifische Inselgruppen, nach Indonesien und die Inseln im Indischen Ozean bis Madagaskar eingeführt. 1793 wurden durch eine britische Expedition Brotfrucht-Stecklinge von Tahiti nach Westindien gebracht, von wo die Art weiter nach Mittelamerika und das nördliche Südamerika verbreitet wurde (siehe unten).

Wuchshöhe: 15-20 m.

Der Brotfruchtbaum führt in allen Teilen einen weißen Milchsaft. Er hat dekorative, immergüne Blätter, die 70 x 40 cm messen, meist dreilappig tief eingeschnitten und oberseits glänzend grün sind. Die Pflanze ist einhäusig getrenntgeschlechtig. Die männlichen Blütenstände sind 20-30 cm lange, kräftige, gestielte Kolben, die abwärts gebogen sind. Die weiblichen sind kugelförmig und bestehen aus Hunderten von Blüten. Bei Reife werden die weiblichen Blüten einschließlich der Hüllblätter und der Achse  fleischig, und  der Blütenstand wandelt sich zu einem Fruchtstand mit einem Durchmesser von 20-30 cm und warzig gefelderter Oberfläche. Die bis 2 kg schweren "Brotfrüchte" sind also botanisch gesehen Fruchtverbände. Sie enthalten 20-22% Stärke und riechen sehr unangenehm. Die 16-24 darin enthaltenen Samen sind kastaniengroß, ebenfalls stärkehaltig und können verzehrt werden, nachdem sie geröstet worden sind. Die Bäume fruchten vom 5. Jahr an und liefern dann während  60-70 Jahren jährlich um die 50 "Brotfrüchte" [3; 4].

Der Brotfruchtbaum erlangte in Europa allgemeine Bekanntheit durch die Geschichte von der "Meuterei auf der Bounty": 1787 erhielt Lieutenant William Bligh von der Britischen Admiralität das Kommando über das Schiff "Bounty", das im Auftrag von König Georg III. nach Tahiti segeln sollte, um dort Stecklinge des Brotfruchtbaums zu beschaffen und diese nach Westindien zu bringen. Dort sollten die Brotfrüchte als billiges Grundnahrungsmittel für die Sklaven der Zuckerrohr-Pflanzer dienen. Das Schiff stach am 23. Dezember 1787 in See und kam über die Ostroute am 27. Oktober 1788 in Tahiti an. Es wurden 1'015 Brotfruchtpflanzen gesammelt, eingetopft und in zu Treibhäusern umgebauten Kabinen und Mannschaftsräumen untergebracht. Am 5. April 1789 verließ die "Bounty" Tahiti. Auf der Rückfahrt meuterte die Mannschaft, nicht weil ihr Kommandant sie grausam behandelt hätte, wie dies oft dargestellt wird, sondern weil die Männer wegen der Brotfruchtsetzlinge sehr eingeengt leben mussten und ihre Wasserrrationen gekürzt wurden, teilweise aber auch weil sie zurück zu den Frauen wollten, mit denen sie auf Tahiti Beziehungen eingegangen waren. Die Brotfruchtpflanzen wurden sämtliche über Bord geworfen. Bligh, der mit einigen Getreuen in einem Beiboot ausgesetzt wurde, gelang es sich nach England durchzuschlagen, von wo aus er 1791 mit der HMS "Providence" eine zweite Exepdition nach Tahiti unternahm. Am 5. März 1793 lief er  mit 2'126 Brotfruchtpflanzen an Bord in den Hafen von Port Royal auf Jamaika ein. Als Grundnahrungsmittel für die Sklaven konnte sich die Brotfrucht zwar nicht durchsetzen, aber von Jamaika aus fand der Brotfruchtbaum eine weite Verbreitung in der Karibik sowie in Mittelamerika und im nördlichen Südamerika. Seit 2003 engagiert sich das Breadfruit Institute des Nationalen Tropischen Botanischen Gardens auf Hawai'i den Brotfruchtbaum als Mittel zur Welt-Hungerbekämpfung weiter zu verbreiten. Das Institut unterhält mit rund 120 Varietäten die weltweit größte Sammlung von Brotfruchtbäumen [1; 2; 5].

1879 veröffentlichte der französische Auto Jules VERNE die Kurzgeschichte "Les Révoltés de la Bounty". Später entstanden verschiedene Romane, Hörspiele und Verfilmungen über das Thema, das auch wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. 

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Literatur und Internetquellen:

  1. ERSKINE, N. (2019). A mutiny and a mystery. Australian National Maritime Museum.
  2. FLIXBI (2016). Brotfrucht, Brotfruchtbaum (Breadfruit) Artocarpus altilis.
  3. GRAF, R. (2005)
  4. LÖTSCHERT, W. & BEESE, G.(1981)
  5. THE NATIONAL TROPICAL BOTANICAL GARDEN (NTBG)

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Gelesen 15549 mal Letzte Änderung am Montag, 11 April 2022 15:05
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx