Andere Barsche (Meerwasser)

Meerjunker

Meerjunker (Coris julis), sekundäres Männchen im Zoo Basell Meerjunker (Coris julis), sekundäres Männchen im Zoo Basell
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Unterordnung: Lippfischartige (Labroidei)
Familie: Lippfische (Labridae)
Unterfamilie: Junkerlippfische (Julidinae)

Vorbemerkung

Es gibt 27 Arten von Meerjunkern von denen etwa ein halbes Dutzend in europäischen Zoos und Schauaquarien gehalten werden. Meerjunker bieten dadurch Stoff für die Zoopädagogik, dass sie zum Teil protogyne Hermaphroditen sind, die sich nach ihrer Geschlechtsumwandlung von den Weibchen und den primären Männchen durch ein farbenprächtigeres Kleid unterscheiden.

Mindestanforderungen an die Haltung (für alle Arten)

In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestnormen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs fordert für die Haltung eines Paars oder einer Gruppe von Meerjunker ein Becken mit mindestens 5'000 l Inhalt. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

D LC 650

Meerjunker, Mittelmeer-Junker

Coris julis • The Mediterranean Rainbow Wrasse • La girelle

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Meerjunker (Coris julis), Weibchen im Vivarium des Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Meerjunkers (Coris julis)

 

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Meerjunker (Coris julis), Männchen im Zoo-Aquarium Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Meerjunker (Coris julis), Weibchen im Zoo-Aquarium Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Meerjunker (Coris julis), Männchen im Zoo-Aquarium Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Meerjunker (Coris julis), Männchen im Aquarium Palma de Mallorca © Jirka Schmidt, Riesa

 

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Körperbau und Körperfunktionen

Der Mittelmeer-Junker wird meistens 20-25, selten bis 30 cm lang. Sein Körper ist sehr schlank. Der Kopf sowie die Basis von Rücken- und Afterflosse sind unbeschuppt. Die Rückenflosse weist weniger als 10 Stachel- und 11-12 Weichstrahlen auf, die Afterflosse 3 Stachel- und 11-12 Weichstrahlen. Jungtiere können Männchen oder Weibchen sein, die Weibchen werden später zu Männchen, sind also protogyne Hermaphroditen. Exemplare ab 18 cm Länge sind ausschließlich Männchen. Bei jüngeren Fischen beiderlei Geschlechts und bei geschlechtsreifen Weibchen ist der Rücken braun-grünlich mit einer Längsreihe von bläulichen Punkten. Der durch einen weißen Flankenstreifen getrennte Bauch ist gelblich. Geschlechtsreife Männchen sind prächtiger gefärbt. Der Rücken ist blaugrün; auf den Seiten befindet sich ein zickzackförmiges, oranges Band sowie ein bis zum Beginn der Afterflosse reichender dunkler, teilweise blauer Fleck; der Bauch ist weiß. Die ersten drei Stacheln der Rückenflosse sind bei adulten Männchen verlängert [1; 4; 6].

Verbreitung

Nordost-Atlantik, Mittel-, Marmara- und Schwarzes Meer: Ägypten, Albanien, Algerien, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Gibraltar, Griechenland, Israel, Italien, Kanalinseln, Kroatien, Libanon, Libyen, Malta, Marokko, Mauretanien, Monaco, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Portugal (mit Madeira), Rumänien, Senegal, Slowenien, Spanien (mit Balearen und Kanaren), Syrien, Tunesien, Türkei, Vereinigtes Königreich, West-Sahara, Zypern [5].

Lebensraum und Lebensweise

Meerjunker leben an Felsküsten, im küstennahen Algengürtel und über Seegraswiesen (Posidonia oceanica), in denen vor allem Jungfische Schutz finden. Das hauptsächliche Vorkommen liegt zwischen einem und 60 m, bisweilen 120 m Tiefe. Die Tiere treten in kleinen Trupps auf, die tagsüber unentwegt nach Nahrung suchen. Gefressen werden kleine Krebs- und Weichtiere, junge Seeigel und Würmer. Junge Meerjunker können sich auch als Putzer betätigen. Nachts wühlen sich die Fische in den Sandgrund ein, um zu schlafen. Laichzeit ist im Sommer. Die Eier enthalten eine Ölkugel und treiben so im offenen Wasser. Die Larven schlüpfen nach 1-2 Tagen, sie sind pelagisch und suchen später Zuflucht in Seegraswiesen [1; 4; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weit verbreitet und allgemein häufig. An der französischen Mittelmeerküste (Golfe du Lion) nehmen die Bestände zu. Wesentliche Gefahren gibt es kaum. Sie ist daher gemäß einer Beurteilung aus dem Jahr 2009 seit 2010 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in der Roten Liste aufgeführt [5].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Meerjunker werden gebietsweise für den Eigenbedarf und lokale Märkte als Speisefische befischt. Sie sind beliebte Aquarienfische und befinden sich namentlich auf den Kanaren im lokalen Aquarienfischhandel [2; 5].

Haltung

Meerjunker sollten in Gruppen gehalten werden. Das Meerwasser-Lexikon gibt als empfohlene Beckengröße 1'500 l an. Die Wassertemperatur sollte 18-22ºC betragen [3].

Haltung in europäischen Zoos: Der Meerjunker wird in etwa 50 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich rund ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Meerjunker wurde 1758 von Carl von LINNÉ als Labrus julis erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Coris wurde 1801 von dem französischen Naturforscher Bernard Germain de LACÉPÈDE eingeführt [1].

Literatur und Internetquellen

  1. FISH BASE
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. MEERWASSER-LEXIKON
  4. MUUS, B. J. & NIELSEN, J. G. (2013)
  5. POLLARD, D. & AFONSO, P. (2010). Coris julis. The IUCN Red List of Threatened Species 2010: e.T187752A8621739. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2010-4.RLTS.T187752A8621739.en . Accessed on 18 March 2022.
  6. TEROFAL, F. (1986)

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