Warane

Riesenwaran

Riesenwaran (Varanus giganteus) im Zoo Zürich Riesenwaran (Varanus giganteus) im Zoo Zürich
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Waranartige (Platynota)
Familie: Warane (Varanidae)

D LC 650

Riesenwaran

Varanus giganteus • The Perentie • Le varan perenti<

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Riesenwaran (Varanus giganteus) im Zoo Zürich © Robert Zingg, Zoo Zürich (Pressefoto)

 

 

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Approximative Verbreitung des Riesenwarans (Varanus giganteus)

 

 

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Riesenwaran (Varanus giganteus) im Zoo Moskau © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Riesenwaran (Varanus giganteus) im Gan Garoo Australia Park, Nir David, Israel © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Zeichnung des Riesenwarans (Varanus giganteus), Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Riesenwaran (Varanus giganteus) im Gan Garoo Australia Park, Nir David, Israel © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Riesenwaran (Varanus giganteus) im Dallas Zoo & Aquariuml © Johannes Pfleiderer, Zoo Leipzig

 

 

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Joe BREDL, dem die Welterstucht des Riesenwarans (Varanus giganteus) gelang, mit einem erwachsenen Exemplar dieser Art. Aufnahme aus https://www.bredlswildfarm.com/about-the-bredls/

 

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Mumie eines Riesenwarans (Varanus giganteus), der beim Versuch einen Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) zu verschlingen umgekommen war. Das Exponat wurde vor 1912 vom Queensland Museum in Brisbane erworben © Bloopityboop. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz.

 

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Der Riesenwaran ist der größte Waran Australiens und nach Komodo-, Binden- und Papuawaran der viertgrößte Vertreter seiner Familie. Er kommt zwar nur in einer geringen Dichte vor, mit seiner weitläufigen Verbreitung in den Trockengebieten Zentral- und Westaustraliens ist er aber nicht gefährdet. In Zoos außerhalb Australiens ist er nur ganz ausnahmesweise zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Gesamtlänge von 175-200 (150-250) cm, wovon bei den Männchen 75-90 cm, bei den Weibchen 55-70 cm auf Kopf und Rumpf entfallen,  ist der Riesenwaran die größte Echse Australiens und der viertgrößte Vertreter seiner Familie weltweit. Sein Kopf hat markante Augenbrauen und seitlich stehende Nasenlöcher. Die Kopfschuppen sind klein, glatt und unregelmäßig. Der Hals ist lang, der Körper robust. Der seitlich komprimierte, sich verjüngende Schwanz ist lang und weist in der hinteren Hälfte einen deutlich sichtbaren Doppelkiel auf. Die Färbung  ist gelb oder cremefarben mit braunen Rosetten, die auf der Rückseite dunkelbraun eingefasst sind. Die Gliedmaßen sind dunkler braun, cremefarben oder gelb gefleckt. Kopf und Hals sind blass cremeweiß mit einem Muster aus schwarzen Linien und Flecken. Bei Jungtieren ist das Muster brillanter und wird mit zunehmender Größe allmählich dunkler [3; 5; 8; 11].

Verbreitung

Australien: Trockengebiete Zentral- und Westaustraliens (Bundesstaaten Westaustralien, Südaustralien, Queensland und Northern Territory) [1; 9].

Lebensraum und Lebensweise

Der Riesenwaran ist eine bodenlebende Art, die Trockengebiete besiedelt. Es bewohnt tiefe Spalten und Höhlen in felsigem Gelände, sucht aber weit verbreitet in angrenzenden Wüsten und Tonpfannen nach Nahrung. Diese besteht aus Insekten, kleineren Reptilien, Vögeln, kleinen Säugetieren und Aas. Wie andere Warane hat er die Fähgigkeit des "Tripoding", d.h. er stellt sich auf die Hinterbeine und stützt sich mit dem Schwanz ab, um eine bessere Sicht auf das umliegende Gelände zu erhalten. Bei Gefahr flüchtet er oder nimmt eine Drohhaltung ein und gibt ein lautes, langgezogenes Zischen zur Warnung von sich. Befindet sich der Fein in nächster Nähe,  peitscht es mit dem Schwanz und beißt zu, wenn es weiter provoziert wird. Er lebt solitär und geht im australischern Frühjahr auf Partnersuche: Dabei kann es zwischen rivalisierenden Männchen zu ritualiserten Kämpfen kommen. Die Weibchen legen in den Sommermonaten ein- bis zweimal 6-11 Eier in einen tiefen Bau. Die Eier überwintern, wobei die Jungtiere nach etwa acht Monaten (228-235 Tagen) im Frühjahr schlüpfen. Frischgeschlüpfte Jungtiere haben eine Gesamtlänge von 37-38 cm und ein Gewicht von 30-50 g [2; 5; 7; 9; 11].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2017 ist der Riesenwaran seit 2018 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in der Roten Liste der IUCN aufgeführt, weil er eine weite Verbreitung hat, es keine Anzeichen für eine Bestandsabnahme gibt und keine wesentlichen Gefahren bekannt sind [9].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Der Riesenwaran spielte für die australischen Ureinwohner eine Rolle als Totem und als Nahrungsquelle. Sein Fett wurde für medizinische und zeremonielle Zwecke verwendet. Es gibt zahlreiche künstlerische Darstellungen von Riesenwaranen, ebenso Geschichten z. B. "Wie der Riesenwaran und der Gouldwaran ihre Farben bekamen". In Australien hat die Art eine bescheidene Bedeutung als - auch privat gehaltenes - Terrarientier [8; 9]. Ausgehend vom Ursprungsland Australien ist der internationale Handel minimal und betrifft mehrheitlich nachgezüchtete Exemplare. Von 1976-2015 wurden nebst ein paar Wissenschaftsexemplaren lediglich 10 lebende Wildfänge und 28 Nachzuchten registriert [4].

Haltung

Der Australische Zootierpflegerverband empfiehlt für die Haltung eines Paars in Innengehegen eine Bodenfläche entsprechend 2.5x2 der Gesamtlänge der Tiere, d.h. ca. 20 m² [8]. Die Welterstzucht in menschlicher Obhut glückte 1987 in der von österreichischen Einwanderern betriebenen Bredl's Reptile Farm in Renmark SA (heute: Bredl's Wild Farm in Bloomsbury QLD) in einer 10 x 15 m große Freilandandlage mit einem umfangreichen, hohen Sandhügel, großen Felshaufen und einigen gewaltigen Felsblöcken, in der 3.1 Tiere gehalten wurden [2].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in europäischen Zoos stets extrem selten. Gegenwärtig (2023) wird sie nicht mehr gezeigt, nachdem der Zoo Zürich sein letztes Exemplar in die USA abgegeben hatte. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 5x so lang und 2x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Die Höhe soll das Doppelte der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche das 5x3-fache der Kopf-Rumpflänge und dessen Höhe das Doppelte der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Basisflächen dazu. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt. Es ist davon auszugehen, dass pro adultes Tier eine Grundfläche von 3 m² verlangt wird, was sicher nicht ganz adäquat ist.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Riesenwaran wurde 1845 von John Edward GRAY vom British Museum in London unter dem Namen "Hydrosaurus giganteus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1885 stellte ihn der ebenfalls am British Museum tätige belgische Zoologe George Albert BOULENGER in die Gattung Varanus, wo er aufgrund der Morphologie seiner männlichen Geschlechtsorgane in die Untergattung Varanus eingeordnet wurde. Nach jüngeren molekulargenetischen Untersuchungen ist der Riesenwaran am nächsten mit  V. mertensi und V. spenceri verwandt. Die Art ist monotypisch [6; 10].

Literatur und Internetquellen

  1. ATLAS OF LIVING AUSTRALIA
  2. BREDL, J. & HORN, H.-G. (1987)
  3. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. EIDENMÜLLER, B. (2009)
  6. FITCH, A. J., GOODMAN, A. E. & DONNELLAN, S. C. (2006)
  7. HORN, H.-G. & VISSER, G. J. (1989 / 1997)
  8. RYMANN, R. (2009)
  9. SHEA, G., ELLIS, R., WILSON, S. & OLIVER, P. (2018). Varanus giganteus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T83777786A101752310. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-1.RLTS.T83777786A101752310.en. Accessed on 12 March 2022.
  10. THE REPTILE DATA BASE
  11. WILSON, S. & SWAN, G. (2013)

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Gelesen 17237 mal Letzte Änderung am Sonntag, 06 August 2023 13:20
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx