Schwalme, Segler, Kolibris

Grosser Veilchenohrkolibri

Großer Veilchenohrkolibri (Colibri coruscans) im Vogelpark Steinen Großer Veilchenohrkolibri (Colibri coruscans) im Vogelpark Steinen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Seglervögel (APODIFORMES)
Unterordnung: Kolibris (Trochili)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Tribus: Polytmini

D LC 650

Großer Veilchenohrkolibri

Colibri coruscans • The Sparkling Violetear • Le colibri d'Anaïs

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Großer Veilchenohrkolibri (Colibri coruscans) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximatives Vorkommen des Großen Veilchenohrkolibris (Colibri coruscans)

 

 

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Großer Veilchenohrkolibri (Colibri coruscans) am Nest mit Jungvögeln im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Großer Veilchenohrkolibri (Colibri coruscans) im Welt-Vogelpark Walsrode © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

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Großer Veilchenohrkolibri (Colibri coruscans). Illustration aus GOULD, J. et al. (1849): A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Gemeinfrei.

 

 

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Kolibris sind wegen ihrer Kleinheit, ihrer schillernden Farben und ihres Schwirrflugs äußerst attraktive und populäre Vögel, die auch zoopädagogisch Einiges hergeben. Ihre Haltung und namentlich ihre Zucht ist jedoch nicht einfach und erfordert einen hohen Aufwand. Dem entsprechend sind sie nur selten in europäischen Zoos anzutreffen. Der Große Veilchenohrkolibri gehört zu den wenigen Arten, die schon in verschiedenen Zoos nachgezogen wurden und die auch heute noch gelegentlich zu sehen sind.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Große Veilchenohrkolibri weist eine Gesamtlänge von 13-14 cm auf, wovon 2.5 cm auf den Schnabel entfallen. Männchen werden 7.7-8.5 g schwer, Weibchen 6.7-7.5 g. Das Gefieder der Oberseite ist glänzend grün. Das Kinn ist blau mit unter den Augen verlaufenden bis zu den verlängerten Ohrfedern reichenden Streifen. Die Bauchmitte ist blau schillernd. Die mittleren Schwanzfedern sind bläulich grün schimmernd, die äußeren bläulich, es ist ein schwarzblaues Subterminalband vorhanden [3; 6].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ekuador; Guyana; Kolumbien, Peru, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Große Veilchenohrkolibri ist ein Gebirgsvogel, der Waldränder, offenes Waldland, Baumpflanzungen, Gärten, Subparamo und Páramo in Höhenlagen von 1'700 bis 4'500 m bewohnt. Die Vögel verhalten sich territorial. Sie ernähren sich von Nektar und kleinen Insekten. Das napfförmige Nest wird aus weichem Pflanzenmaterial gebaut und außen mit Flechten und Zweigen verleidet. Es befindet auf horizontalen Ästen, an hängenden Zweigen oder in Felsspalten. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, die nur vom Weibchen während 17-18 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen werden mit etwa drei Wochen flügge [3; 6].

Gefährdung und Schutz

Der Große Veilchenohrkolibri hat eine weite Verbreitung. Über die Größe der Bestände und die Bestandstrends gibt es keine konkreten Informationen, aber es wird davon ausgegangen, dass keine wesentliche Bestandabnahme vorliegt, die eine Einstufung in eine höhere Gefährdungskategorie begründen könnte. Seit 2004, letztmals überprüft 2016, wird die Art daher als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestütztes Schutzprojekt (Beispiel):

  • Die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe hat in Ekuador bei der Stadt Mindo am Westhang der Anden die Fincas "La Elenita" und "Saloya" im Umfang von 62 ha erworben. Auf diesen Flächen wird nun der unzerstörte Nebelwald mit seinem Reichtum an Tieren und Pflanzen geschützt, und die ehemaligen Rinderweiden werden wieder aufgeforstet. 2019 hat die Stiftung 101'000 € für den Betrieb der Reservate und eine Schulpartnerschaft aufgewendet. Die Zahl der in den Reservaten nachgewiesenen Vogelarten beträgt mittlerweile 187, darunter 11 Kolibriarten [5].

Bedeutung für den Menschen

Die Art befand sich früher mit einiger Regelmäßigkeit, aber in geringem Umfang im internationalen Tierhandel. Von 1988-2014 meldete einzig Peru die Ausfuhr von 3'842 Wildfängen, seitdem keine mehr. Ausfuhren von Teilen und Erzeugnissen sowie von Nachzuchttieren wurden weltweit keine registriert [2].

Haltung

Die ersten Zuchterfolge gelangen 1970 im San Diego Zoo und im Tierpark Berlin. Das Höchstalter in Menschenobhut wird mit über 8 Jahren angegeben, erreicht von einem Vogel im Tierpark Berlin [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde in der Vergangenheit immer wieder in Zoos gezeigt und an mehreren Orten auch gezüchtet. Gegenwärtig (2023) ist sie nur in zwei Einrichtungen zu sehen. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Kolibris gehalten werden [4]:

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für die Haltung von Kolibris.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Kolibris eine bei Bedarf unterteilbare Voliere mit einer Grundfläche von 3 m², einem Volumen von 6 m³ und einer Bademöglichkeit vor. Für jeden weiteren Vogel ist die Grundfläche um 1 m² zu vergrößern, was in Anbetracht der Territorialität der Kolibris eine unsinnige Bestimmung ist. Mehrere Paare können nur in großen Tropenhallen gemeinsam gehalten werden [6].

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen die Mindestmaße einer Voliere für ein Paar Kolibris (Länge x Breite x Höhe in m) 2.0 x 1.0 x 2.0 betragen. Bei Unverträglichkeit sind die Vögel zu trennen. Bei der Haltung in Außenvolieren ausschließlich während der Sommermonate muss ein Schutzraum von mindestens 1 m2 Grundfläche zur Verfügung stehen. Die Mindesttemperatur darf tagsüber 18°C, nachts 10°C nicht unterschreiten. Ein Tag-Nacht-Gefälle ist anzustreben. Zusätzlich sind punktförmige Wärmequellen mit Strahlungswärme, die bei Bedarf aufgesucht werden können, einzurichten. Die Luftfeuchtigkeit muss 50–60% betragen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Große Veilchenohrkolibri wurde 1846 von dem englischen Ornithologen und Illustrator John GOULD als "Trochilus coruscans" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Colibri war bereits 1824 von dem Naturwissenschaftler Johann Baptist Ritter von SPIX, der im Auftrag des Königs von Bayern Brasilien bereist hatte, eingeführt worden. Es werden gegenwärtig zwei Unterarten anerkannt [3].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016).Colibri coruscans. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22687114A93140619. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22687114A93140619.en. Accessed on 24 February 2022.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013) 
  4. SCHÜRER, U. (1994)
  5. ARTENSCHUTZSTIFTUNG ZOO KARLSRUHE
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)

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Gelesen 7003 mal Letzte Änderung am Freitag, 07 Juli 2023 14:08
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx