Insektenfresser und Fledertiere

Hinterindischer Flughund

Hinterindischer Flughund (Pteropus lylei im Papiliorama Kerzers Hinterindischer Flughund (Pteropus lylei im Papiliorama Kerzers
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)

Unterordnung: Flederhunde (Megachiroptera)
Familie: Flughunde (Pteropodidae)
Unterfamilie: Langnasenflughunde (Pteropodinae)

D VU 650

Hinterindischer oder Lyle-Flughund

Pteropus livingstonii • The Lyle's Flying Fox • La roussette de Lyle

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Hinterindischer Flughund (Pteropus lylei) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Aproximative Verbreitung des Hinterindischen Flughunds (Pteropus lylei)

 

 

 

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Hinterindische Flughunde (Pteropus lylei) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Hinterindische Flughunde (Pteropus lylei) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Hinterindischer Flughund (Pteropus lylei) © Malene Thyssen. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5-Lizenz

 

 

 

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Der Hinterindische oder Lyle-Flughund ist ein mittelgroßer Flughund, der in seiner südostasiatischen Heimat gefährdet ist. Verglichen mit anderen Arten seiner Gattung ist er in europäischen Zoos relativ oft zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Hinterindische Flughunde erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 20 cm und eine Flügelspannweite von (je nach Quelle) 70 oder bis gegen 90 cm. Als Gewicht werden 390-480 g angegeben. Die Augen sind groß und haben eine braune Iris. Die Ohrmuscheln sind lang und spitz. Die Flughäute sind dunkelbraun, ebenso das Fell bis auf rot- oder goldbraune Partien im Bereich von Oberkörper und Kopf [2; 5].

Verbreitung

Südostasien: Kambodscha, Thailand, Vietnam, möglicherweise China [3].

Lebensraum und Lebensweise

Hinterindische Flughunde leben in Wäldern, Sümpfen oder Mangrovengebieten. Sie bilden Kolonien von bis zu 8'000 Individuen, die in hohen Bäumen schlafen, oft gemeinsam mit Riesenflughunden, gerne in der Nähe von Klöstern, wo ihnen die Mönche Schutz gewähren. Sie ernähren sich in erster Linie von Feigen und anderen wilden oder kultivierten Früchten. In geringerem Umfang nehmen sie auch Blüte und Blätter. Die Weibchen gebären einmal im Jahr in der Regel ein Junges, selten zwei. Die Tragzeit beträgt fünf bis sechseinhalb Monate und das meist einzelne Jungtier wird drei bis sechs Monate lang gesäugt [2; 3; 5].

Gefährdung und Schutz

Als Folge von Bejagung und Waldzerstörung haben die Bestände des Hinterindischen Flughunds deutlich abgenommen, und es wird vermutet, dass sich dieser Trend fortsetzt. Die Art wurde deshalb 2008, letztmals überprüft 2020, als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [3].

Der internationale Handel mit Exemplaren ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Hinterindische Flughunde werden für die Gewinnung von Fleisch sowie von Körperteilen für die Zwecke der traditionellen orientalischen Medizin bejagt [3]. Im Zeitraum 1990-2020 wurden aus den Ursprungsländern keine lebenden Wildfänge ausgeführt, lediglich 19 tote Exemplare aus Thailand und 137 "specimens" (Wissenschaftsmaterial?) aus den Kambodscha. Im selben Zeitraum wurden weltweit 102 Nachzuchttiere international verschoben, davon über die Hälfte aus Frankreich [1].

Bei Hinterindischen Flughunden wurden hohe Titer von Nipah-Virus-Antikörpern gefunden. Das Nipah-Virus ist eine Zoonose, die beim Menschen eine häufig tödlich verlaufende Gehirnentzündung auslösen kann [3].

Haltung

Die Haltung erfolgt in Nachttierhäusern oder in geräumigen Tropenhallen bzw. Schmetterlingshäusern. Eine Vergesellschaftung ist mit vielen Tierarten möglich. Ein von einem anderen Zoo bezogenes Nachzucht-Weibchen wurde im Zoo de Doué während 20 Jahren und 5 Monaten gehalten [4].

Haltung in europäischen Zoos: In Europa ist der Hinterindische Flughund nur in etwa zwei Dutzend Zoos zu sehen, darunter der Kölner Zoo und das Papiliorama Kerzers. Die Welterstzucht gelang vermutlich 1982 des Zoo Doué-la-Fontaine. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für bis zu 20 große Flughunde eine Grundfläche von mindestens 30 m² bei einer Höhe von 3 m haben. Für jedes weitere Tier kommt 1 m² zur Basisfläche dazu. Dies bedeutet gegenüber dem Gutachen’96 eine Erhöhung der Grundfläche um 50%. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos stellten dazu fest, dass es dafür keine wissenschaftlichen Grundlagen gäbe und dass aufgrund praktischer Haltungserfahrung kein Anlass für eine solche Erhöhung des Raumangebots bestehe.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 20 Tiere ebenfalls ein Innengehege von 30 m² mit einer Mindesthöhe von 3 m und für jedes weitere Tier 1 m² mehr vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 20 Tiere eine Grundfläche von 100 m² und eine Höhe von 5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 10 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 5 m² pro Tier verlangt wird.

Taxonomie und Nomenklatur

Die mit Pteropus vampyrus eng verwandte Art wurde 1908 von dem dänischen Zoologen Knud Christian ANDERSEN, der noch 14 weitere Flughundarten für die Wissenschaft entdeckt hatte, unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Die Art ist monotypisch [5].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. PAPILIORAMA
  3. WALDIEN, D.L. & TSANG, S.M. (2021). Pteropus lylei. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T18734A22082429. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T18734A22082429.en . Downloaded on 19 November 2021.
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Gelesen 14120 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:50
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx