Hörnchen-Verwandte

Richardson-Ziesel

Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsonii) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsonii) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Echte Erdhörnchen (Marmotini)

D LC 650

Richardson-Ziesel, Prärieziesel

Urocitellus richardsonii • The Richardson's Ground Squirrel • Le spermophile de Richardson

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Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsoniis) wildlebend im Winnipeg Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Aproximative Verbreitung des Richardson-Ziesels (Urocitellus richardsonii)

 

 

 

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Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsonii) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsonii), wildlebend im Zoo Winnipeg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsonii) im Elk Island Nationapark, Alberta © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsonii) am Bau im Elk Island Nationapark, Alberta © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Richardson-Ziesel (Urocitellus richardsonii) im Elk Island Nationapark, Alberta © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Abbildung zu SABINEs Originalbeschreibung von «Arctomys Richardsonii – Tawny American Marmot» in Transactions oft he Linnean Society Vol. 13 p. 589-590 aus dem Jahr 1822

 

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Den nicht-gefährdeten Richardson-Ziesel aus Nordamerika gibt es in Europa noch gelegentlich als Heimtier, in Zoos wird er aber nicht mehr gehalten, da sich diese auf den Europäischen Ziesel konzentrieren, der als heimische Art zoopädagogisch interessanter ist und für den es auch Wiederansiedlungsprogramme gibt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Richardson- oder Prärie-Ziesel ist ein kräftig gebautes Erdhörnchen, das deutlich größer ist als sein europäischer Vetter und in etwa aussieht wie ein kleiner Präriehund. Männchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 285-337 mm und eine Schwanzlänge von 65-88 mm, Weibchen eine Kopf-Rumpflänge von 264-318 mm und eine Schwanzlänge von 55-82 mm. Die Gewichte variieren saisonal. Männchen kommen mit 300-425 g aus dem Winterschlaf und können bis im Herbst bis auf etwa 700 g zulegen. Der Kopf ist relativ klein mit kurzen Ohren und großen, hellgelb eingefassten Augen. Der Schwanz ist wenig buschig. Oberseits sind die Tiere rotbraun bis graubraun, unterseits gelbbraun gefärbt. Die Weibchen haben 5 Paar Zitzen [1; 4; 7].

Verbreitung

Nordamerika:  Nördliche Great Plains in Kanada (Alberta, Manitoba, Saskatchewan) und den USA (Iowa, Minnesota, Montana, Nord- und Süd-Dakota) [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Richardson-Ziesel besiedelt in losen Kolonien ebenes und hügeliges Grasland, namentlich Kurzgrassteppen und Weiden, und Agrarland, vorzugsweise auf kiesigen oder sandigen Böden, in denen sich bis 1 m tiefe Baue leicht graben lassen. Diese bestehen aus einem komplexen System von Eingängen, Röhren und Kesseln. Sie werden von mehreren Individuen bewohnt, jedes Tier überwintert aber in einer eigenen Kammer. Die Männchen tragen Vorräte ein. Die Nahrug besteht aus Gräsern, Kräutern, Sämereien und Früchten, Insekten und Aas, einschließlich Kadaver von Artgenossen, die dem Straßenverkehr zum Opfer fielen. Richardson-Ziesel sind Winterschläfer, die im Mittel nur 3-3.5 Monate aktiv sind, wobei die Aktivitätsperioden je nach Geschlecht und Altersklasse unterschiedlich sind, sodass innerhalb einer Kolonie Aktivitäten während etwa 7 Monaten beobachtet werden können [1; 2; 3; 7].

Die Paarungen finden statt normalerweise 3-5 Tage nachdem die Weibchen aus dem Winterschlaf erwacht sind. Nach einer Targzeit von 22-23 Tagen werden 6-8 (3-11) Junge geboren. Diese verlassen den Bau erstmals nach 28-30 Tagen und werden mit 11 Monaten im Folgejahr geschlechtsreif. Junge Männchen verlassen die Kolonie, die Weibchen bleiben im Streifgebiet ihrer Mutter oder in dessen Nähe [1; 2].

Gefährdung und Schutz

Der Richardson-Ziesel hat eine weite Verbreitung, einen großen Bestand und unterliegt keinen größeren Gefährdungen. Er gilt daher seit 1996, letztmals überprüft 2016, als nicht-gefährdete Tierart (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

In geringer Dichte können Richardson-Ziesel einen positiven Effekt auf die Qualität von Weiden haben, weil durch ihre Anwesenheit die Biomasse guter Futterpflanzen wie Kriech-Quecke (Elymus repens) und Hopfenklee gefördert wird. Große Bestände werden aber zu Konkurrenten für das Weidevieh oder können durch ihre Grabaktivitäten den Ertrag von Äckern schmälern. Sie werden somit als Schädlinge wahrgenommen und in Kanada gebietsweise bekämpft, wobei sie allerdings Resistenzen gegen Rodentizide entwickelt haben. Ferner können Richardson-Ziesel Reservoire für auf den Menschen übertragbare Zoonosen wie Rocky-Mountains-Fleckfieber, Pest und Tularämie sein [1].

Haltung

WEIGL gibt als Altersrekord 4 Jahre für ein im New Yorker Brox Zoo geborenes und gehaltenes weibliches Tier an [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in europäischen Zoos nie häufig. Gegenwärtig (2023) wird sie in etwa 7 Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll die Grundfläche des Geheges für 2 Tiere soll 4 m² nicht unterschreiten. Für jedes weitere Tier kommt 1 m² zur Basisfläche dazu. Die Tiere müssen sich eingraben können.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche 20 m² misst. Angaben für zusätzliche Tier fehlen. Es muss eine Grabschicht von 80 cm Tiefe vorhanden sein

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für bis zu 5 Tieren eine Fläche von 40 m² erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 4 m² zu vergrößern. Die Anlage muss mit Naturboden, der zum Graben von Höhlen geeignet ist, ausgestattet sein. Die Tiere sind in Familien oder Kolonien zu halten. Die Möglichkeit zur Überwinterung in einem frostfreien Überwinterungsquartier in Form eines Natur- oder Kunstbaues, muss gegeben sein.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Richardson-Ziesel wurde 1822 vom englischen Juristen und Naturforscher Joseph SABINE in einem Bericht an die Londoner Linné-Gesellschaft als "Arctomys richardsonii" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde er in die 1825 von dem französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric CUVIER, aufgestellte Gattung Spermophilus eingeteilt. 1927 führte der Zoologe Sergei Iwanowitsch OBOLENSKIJ, ein Mitglied des russischen Hochadels, den Gattungsnamen Urocitellus ein, der sich aber vorerst nicht durchsetzen konnte, sondern erst seit einer Revision der als polyphyletisch erkannten Gattung Spermophilus und deren Aufteilung in 8 Gattungen im Jahr 2009 allgemein in Gebrauch ist. Die Art ist monotypisch [3; 4; 6; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSITY WEB
  2. CASSOLA, F. 2016. Urocitellus richardsonii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T42561A22262546. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T42561A22262546.en . Downloaded on 05 September 2021.
  3. HELGEN, K. M., COLE, F. R., HELGEN, L. E. & WILSON D. E. (2009)
  4. MICHENER, G. R. & KOEPPL, J. W. (1985)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D.E. & REEDER, D. M. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 10557 mal Letzte Änderung am Sonntag, 05 Februar 2023 17:16
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx