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Kapuzinerartige Neuweltaffen

Rotrücken-Bartsaki

Guyana-Rotrücken-Bartsaki (Chiropotes sagulatus) im Zoo Colchester Guyana-Rotrücken-Bartsaki (Chiropotes sagulatus) im Zoo Colchester
© Craig Sladden, Norfolk. Veröffentlicht auf Flickr unter der CC Attribution 2.0 Generic-Lizenz.

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Sakiaffen (Pitheciidae)
Unterfamilie: Sakiaffen i.e.S. (Pitheciinae)

D LC 650

Rotrücken-Bartsaki

Ch. chiropotes / sagulatus • The Red-backed Bearded Saki • Le saki à dos rouge

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Östlicher Rotrücken-Bartsaki (Chiropotes sagulatus) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung der Rotrücken-Bartsakis: Rot = Ch. chiropotes; dunkelblau = Ch. sagulatus

 

 

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Flüsse als Arealgrenzen: Orinoko, Río Negro, Amazonas, Río Branco

 

 

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Östlicher Rotrücken-Bartsaki (Chiropotes sagulatus) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Östlicher Rotrücken-Bartsaki (Chiropotes sagulatus) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Östlicher Rotrücken-Bartsaki (Chiropotes sagulatus), wildlebend in Guyana © Allan Hopkins, Wales. Übernommen aus Flickr unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic-Lizenz.

 

 

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Schädel eines Westlichen Rotrücken-Bartsakis (Chiropotes chiropotes) vom Río Urubu, Brasilien, im Zoologie-Museum von São Paulo © Miguel Rangel, Sao Paulo. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

Weitere Bilder auf Biolib:
Ch. chiropotes, Ch. sagulatus

Der Rotrücken-Bartsaki wurde 2002 in eine östliche und eine westliche Art aufgeteilt, die durch den Río Branco getrennt werden. Beide Formen gelten nicht als gefährdet. Bei den heute in europäischen Zoos gehaltenen Tieren dürfte es sich ausschließlich um Vertreter der östlichen Form handeln, die auf Importe aus Guyana zurückgehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Bei den Rotrücken-Bartsakis gibt es keine wesentlichen Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern, die Männchen werden aber etwas schwerer. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt bei 35-46 cm, die Schwanzlänge bei 30-46) cm. Männchen erreichen ein Gewicht von 2.9 (2.2-4) kg, Weibchen von 2.6 (2-3.3) kg. Die Körperoberseite ist orange-, rot- oder olivbraun, Kopf, untere Hälften der Arme und Beine, Hände und Füße sowie der buschige Schwanz sind schwarz. Beide Geschlechter haben einen Schopf und Backenbärte, die bei den Männchen stärker entwickelt sind [3; 6; 7].

Verbreitung

Tropisches Südamerika:
Ch. chiropotes: Brasilien, Venezuela, im Westen und Norden begrenzt durch den Orinoko, im Süden durch den Río Negro und im Osten durch den Río Branco.
Ch sagulatus: Brasilien, Französisch-Guyana, Guyana, Surinam, im Westen begrenzt durch den Río Branco, im Süden durch den Amazonas [1; 5].

Lebensraum und Lebensweise

Soweit bekannt, besiedeln Rotrücken-Bartsakis auf terra firma gelegene, also nicht zeitweilig überschwemmte Regenwälder, Baumsavannen und gemischte Trockenwälder. Wie andere Sakis bilden sie größere, manchmal über 50 Individuen beiderlei Geschlechts umfassende Gruppen, die sich zeitweilig aufteilen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Samen, dazu nehmen sie auch Blüten, andere Pflanzenteile und Arthropoden. Die Größe der Streifgebiete wird auf etwa 1 bis 10 km geschätzt. In Surinam fallen die meisten Geburten auf die Regenzeit oder den Beginn der Trockenzeit. Die Geburtsintervalle liegen meist bei etwa 2 Jahren [4; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Westliche Bartsaki ist in der Roten Liste seit 1996, letztmals beurteilt 2015, als nicht-gefährdet" eingestuft. Die erste separate Beurteilung der östlichen Art erfolgte 2015, die Publikation 2021. Auch sie gilt als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1; 4].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Beide Arten werden zur Gewinnung von Fleisch lokal bejagt. Der Jagddruck wird nicht als problematisch angesehen [1; 4]. Von 1977-2021 registrierte Surinam die Ausfuhr von 4 Tiere in die Schweiz und Guyana von 245 Tieren, die hauptsächlich nach Südafrika, China und den USA gingen. Großbritannien führte 10 Exemplare ein. Die Exporte waren als Ch. chiropotes oder Ch. satanas deklariert, die beide in Guyana nicht vorkommen [2].

Haltung

Im Kölner Zoo wurde ein Männchen während 18 Jahren gehalten [Zootierliste].

Haltung in europäischen Zoos: Bei den wenigen im 19. und 20. Jahrhundert gehaltenen Rotrücken-Bartsakis ist oft nicht klar, um welche Art es sich gehandelt hat. Die seit 2010 in gegenwärtig (2021) vier Zoos gehaltenen Tiere gehen auf Importe aus Guyana zurück, dürften also höchstwahrscheinlich Ch. sagulatus sein. Die europäische Erstzucht glückte 2012 im Belfast Zoo [3; 5]. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung einer Familie ein Außen- und ein Innengehege von je 15 m² / 45 m³ gefordert und für jedes zusätzliche (?!) erwachsene Tier 2 m² / 6 m³ mehr. Dies ist eine Verdreifachung des Raumangebots gegenüber dem Gutachten’96, das 6 m² / 12 m³ vorsah. Die neue Anforderung ist aber weder durch konkrete wissenschaftliche Daten noch durch Tierhaltererfahrung erhärtet. Die Tierschutzsachverständigen hielten daher im Differenzprotokoll fest, dass für 5 Tiere 10 m² / 25 m³ und für jedes weitere Tier eine Vergrößerung der Fläche um 1.5 m² ausreichend seien.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 5 Tiere ein Innen- und ein Außengehege mit einer Grundfläche von je 10 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 2 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 20 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 2 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Rotrücken-Bartsaki wurde 1812 von dem deutschen Forschungsreisenden Alexander von HUMBOLDT als "Simia chiropotes" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Chiropotes wurde 1840 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON eingeführt. 1821 wurde die Art "Simia sagulata" und 1823 "Simia israelita" beschrieben, die später in Ch. chiropotes aufgingen. In den letzten Jahren kam wieder Bewegung in die Taxonomie der Gattung. Ch. israelita wurde 2003 wiederhergestellt, wird aber mittlerweile als Synonym von Ch. chiropotes betrachtet, dagegen wurde der Artstatus von Chiropotes sagulatus 2002 bestätigt [5; 6; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. BOUBLI, J.P., MITTERMEIER, R.A.,, URBANI, B. & DE AZEVEDO, R.B. (2018). Chiropotes chiropotes. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T43891A17976546. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T43891A17976546.en. Downloaded on 29 July 2021.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. HICK, U. (1973)
  4. MITTERMEIER, R.A., BOUBLI, J.P., DE AZEVEDO, R.B., VEIGA, L.M. & DE MELO, F.R. (2021). Chiropotes sagulatus (amended version of 2020 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T70330167A191707709. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T70330167A191707709.en. Downloaded on 29 July 2021.
  5. PETERS, G., HAUS, T. & HUTTERER, R. (2014)
  6. SCHRÖPEL, M. (2010)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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