Wehrvögel, Spaltfußgans, Pfeifgänse

Hornwehrvogel

Hornwehrehrvogel (Anhima cornuta) im Welt-Vogelpark Walsrode Hornwehrehrvogel (Anhima cornuta) im Welt-Vogelpark Walsrode
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Unterordnung: Wehrvogelverwandte (Anhimae)
Familie: Wehrvögel (Anhimidae)

D NT 650

Hornwehrvogel

Anhima cornuta • The Horned Screamer • Le kamichi à joues blanches

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Hornwehrvogel (Anhima cornuta) im Welt-Vogelpark Walsrode © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Helmwehrvogels (Anhima cornuta)

 

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Hornwehrvogel (Anhima cornuta) im Zoo Schmiding © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Hornwehrvogel (Anhima cornuta) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Hornwehrvogel (Anhima cornuta) im Welt-Vogelpark Walsrode © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Hornwehrvogel (Anhima cornuta) im Prager Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Hornwehrvogel (Anhima cornuta) im Welt-Vogelpark Walsrode © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Hornwehrvogel ("Palamedea cornuta"). Abbildung aus BREHMs THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

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Der aus dem tropischen  Südamerika stammende Hornwehrvogel gilt in seiner Heimat trotz mutmaßlich abnehmender Bestände nicht als gefährdet.  Er wurde und wird nur ganz ausnahmsweise in europäischen Zoos gezeigt, oft handelt es sich um Einzelvögel, womit die Zucht eine Ausnahme bleibt.

Körperbau und Körperfunktionen

Wehrvögel haben einen kurzen Schnabel, der dem von Hühnervögeln ähnelt. Die Bezeichnung "Wehrvogel" kommt daher, dass sich an jedem Flügel zwei Spitze knöcherne, von Horn überzogene Sporne befinden, die bei innerartlichen Kämpfen oder zur Verteidigung eingesetzt werden können. Wie die Spaltfußgans mausern Wehrvögel sukzessiv und vermeidet so eine Flugunfähigkeit während der Mauserperiode. Der Hornwehrvogel erreicht eine Gesamtlänge von 84-94 cm, eine Flügelspannweite von 170 cm und ein Gewicht von etwa 3-3.5 kg. Arttypisch ist das bei beiden Geschlechtern vorhandene, bis 15 cm lange, vorn übergebogene Horn auf der Stirn, das aus einer umgebildeten Feder entstanden ist. Das Gefieder ist überwiegend schwarz mit weißen, schwarz gesäumten Federn an Kopf, Hals, Brust und Flanken und mit weißem Bauch. Es sind 14 Steuerfedern vorhanden, im Gegensatz zu den Chauna-Arten, die nur 12 haben [3; 4; 5].

Verbreitung

Südamerika: Bolivien, Brasilien, Ekuador, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Paraguay, Peru, Surinam, Venezuela. Möglicherweise ausgestorben in Trinidad und Tobago [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Helmhornvogel besiedelt Sümpfe, periodisch überschwemmte Grassavannen (Llanos) und tropische Feucht- und Regenwälder im Tiefland und in Höhenlagen bis zu 800 m. Er ernährt sich hauptsächlich von Pflanzenmaterial, insbesondere Jungvögel nehmen auch Insekten zu sich. Er baut sein Nest aus einer großen Menge Pflanzenmaterials in Gewässernähe oder im Flachwasser. Hauptsächliche Brutzeit ist Oktober-November. Das Brutterritorium wird zu dieser Zeit heftig gegen Artgenossen verteidigt. Während des übrigen Jahres werden sie in kleinen Trupps angetroffen. Das Gelege besteht aus meistens 2 (-7) gelblich-weißen Eiern, die von beiden Eltern während  40-47 Tagen ausgebrütet werden [1; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Hornwehrvogel hat eine enorm weite Verbreitung. Trotz mutmaßlich abnehmender Bestände und gebietsweisem Lebensraumverlust durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten wird er seit 2004, letztmals überprüft 2016, als nicht-gefährdet eingestuft, weil die angenommene Bestandsabnahme keine Einstufung in eine höhere Gefährdungskategorie rechtfertigt [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Hornwehrvögel werden laut IUCN zur Fleischgewinnung für den Eigenbedarf und einheimische Märkte bejagt und sollen für den internationalen Tierhandel gefangen werden [1]. Allerdings stellte Prinz von Wied, zitiert von BREHM fest, dass das Fleich von den Portugiesen nicht gegessen werde, sondern nur von den indigenen "Botokuden". Die Vögel werden von der lokalen Bevölkerung als Heimtiere gehalten. Sie sind laut BREHM "zutraulich und folgsam, lassen sich mit Hühnern zusammenhalten und fangen ohne Noth keinen Streit an, setzen sich aber gegen Hunde sofort zur Wehre und wissen ihre Flügelsporen so vortrefflich zu gebrauchen, daß sie gedachte Vierfüßler mit einem einzigen Schlage in die Flucht treiben" [2].

Haltung

Während der Brutzeit können Hornwehrvögel auch gegenüber ihren Pflegern aggressiv werden. Außerhalb der Fortpflanzungsperiode sind sie gegenüber Mitbewohnern verträglich und können z.B. mit Capybaras, Tapiren, Störchen, Entenvögeln und Reihern vergesellschaftet werden [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets selten, vielfach wurden Einzelvögel gehalten und Nachzuchten gab es keine, bis 2017 im Weltvogelpark Walsrode die europäische Erstzucht gelang. Seitdem sind dort wiederholt Küken geschlüpft und von ihren Eltern aufgezogen worden. Gegenwärtig (2023) wird die Art nur in drei Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Wehrvögel. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil sowie einem frostfreien Innenraum zu halten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Hornwehrvogel wurde 1766 von Carl von LINNÉ als "Palamedea cornuta" erstmals wissenschaftlich beschrieben. BREHM stellt ihn ein Jahrhundert später unter dem von LINNÉ verliehenen Namen vor. Später wurd er jedoch in die von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON bereits 1750 eingeführte Gattung Anhima gestellt. Die Art ist monotypisch [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Anhima cornuta. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679723A92826187. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679723A92826187.en. Downloaded on 12 June 2021.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)

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Gelesen 14799 mal Letzte Änderung am Sonntag, 09 Juli 2023 14:19
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx