Alpenpflanzen

Enzianartige Alpenpflanzen

Kalk-Glocken-Enzian (Gentiana clusii) auf dem Niederhorn, Berner Oberland Kalk-Glocken-Enzian (Gentiana clusii) auf dem Niederhorn, Berner Oberland
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

Allgemeines

Die hier vorgestellten Pflanzen gehören zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Sie kommen im eurasischen Teil des Holarktischen Florenreichs vor, der auch die Atlasregion Nordafrikas miteinschließt.

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Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Enziangewächse (Gentianaceae)

GENTIANACEAE gentiana acaulis CH NP 12
Stengelloser Enzian (Gentiana acaulis) im Schweizerischen Nationalpark © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Stengelloser Enzian, Koch'scher Enzian

Gentiana acaulis

Verbreitung: Mittel- und Südeuropa.

Standorte: Rasen und Weiden auf kalkarmen Böden der (montanen-) subalpinen-alpinen Stufe.

Blütezeit: Mai-August.

Der Stengellose Enzian ist eine ausdauernde Rosettenpflanze, deren aufrecht abstehenden Blätter als Wassersammler dienen. Er ähnelt dem auf Kalkböden vorkommenden Clusius-Enzian (Gentiana clusii), aber seine bis 10 cm langen, grundständigen Blätter sind verkehrt-eiförmig bis verkehrt-eilänglich und kaum lederig. Die Blütenkrone weist innen olivgrüne, fleckige Streifen auf. Die Kelchzähne sind meist kürzer als die halbe Kelchröhre, oft stumpf, am Rand glatt, meist etwas eingeschnürt. Die Buchten zwischen den Kelchzähnen sind breit mit weisser Verbindungshaut. Es gibt Übergangsformen zu G. clusii und auch Hybriden [2; 4; 5; 6].

Der Stengellose Enzian ist eine wichtige Nahrungspflanze für die Raupen des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) [11].

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GENTIANACEAE gentiana asclepiades CH NP 18
Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea) im Schweizerischen Nationalpark © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Schwalbenwurz-Enzian

Gentiana asclepiadea

Verbreitung: Mittel- und Südeuropa.

Standorte: Wälder, Weiden und Riedwiesen der kollinen-subalpinen Stufe.

Blütezeit: (Juni-) August-Oktober.

Der Schwalbenwurz-Enzian ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die 30-60 (15-90) cm hoch wird und unverzweigte,  aufrechte oder überhängende, gleichmäßig beblätterte Stengel hat. Die Blätter sind lanzettlich, lang zugespitzt und meist fünfnervig. Die Blüten sitzen zu 1-3 in den oberen Blattwinkeln. Sie sind 3-5 cm lang und haben einen röhrenförmigen Kelch mit 5 kurzen Zipfeln. Ihre Krone ist dunkelblau, innen mit hellen Streifen, eng glockenförmig und im obersten Viertel fünfteilig, mit dreieckigen Zipfeln. [2; 4; 5; 6].

Die Feuchtgebietsform des Enzian-Ameisenbläulings (Maculinea alcon) legt ihre Eier an Blütenknospen oder Blättern des Schwalbenwurz-Enzians ab. Die Jungraupen leben anfänglich in den Fruchtknoten, bis sie im Herbst Ameisennester aufsuchen [11].

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GENTIANACEAE gentiana bavarica subacaulis CH NP 13
Bayerischer Enzian (Gentiana bavarica subacaulis) im Schweizerischen Nationalpark © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Bayerischer Enzian

Gentiana bavarica

Verbreitung: Europa, nur Alpen und Karpaten.

Standorte: Bachränder, Felsschutt und Schneetälchen der subalpinen-alpinen Stufe.

Blütezeit: Juli-August.

Der Bayerische Enzian ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die 5-10(-20) cm hoch wird und lockere Rasen bildet. Er ist einblütig mit nicht-blührenden sterilen Trieben. Bodenständige Blattrosetten sind nicht vorhanden. Die gegenständig am Stengel angeordneten, ovalen  Laubblätter sind etwa 1 cm lang, vorn abgerundet und haben einen glatten Rand. Die Blüten sind fünzählig mit dunkelblauer Krone, oft mit weissem Schlund. Sie besteht aus einer 2-3 cm langer Röhre und 5 ausgebreiteten Zipfeln. Zwischen diesen befindet sich je ein zweiteiliger Zahn, oft mit weißer Linie. Der Kelch ist an den Kanten schmal geflügelt oder ungeflügelt [2; 4; 5; 6].

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GENTIANACEAE gentiana acaulis Niederhorn2
Kalk-Glocken-Enzian (Gentiana clusii) in ca. 1'900 m Höhe auf dem Niederhorn, Berner Oberland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

GENTIANACEAE gentiana acaulis Niederhorn
Kalk-Glocken-Enzian (Gentiana clusii) in ca. 1'900 m Höhe auf dem Niederhorn, Berner Oberland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Kalk-Glocken-Enzian, Clusius-Enzian

Gentiana clusii

Verbreitung: Mittel- und Südeuropa.

Standorte: Rasen und Weiden auf Kalkböden der (montanen-) subalpinen-alpinen Stufe.

Blütezeit: Mai-August

Der Kalk-GlockenEnzian ist eine ausdauernde Rosettenpflanze, deren aufrecht abstehenden Blätter als Wassersammler dienen. Er ähnelt dem auf kalkarmen Böden vorkommenden Stengellosen Enzian (Gentiana acaulis), aber seine bis 5 cm langen, grundständigen Blätter sind breit-lanzettlich, spitz und etwas lederig. Die Blütenkrone hat innen keine olivgrünen Streifen. Die Kelchzähne sind mindestens halb so lang wie die Kelchröhre, zugespitzt, am Rand rauh, Buchten zwischen den Kelchzähnen eng, mit nur uneutlicher Verbindungshaut. Es gibt Übergangsformen zu G. acaulis und auch Hybriden [2; 4; 5; 6].

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GENTIANACEAE gentiana lutea champex PD1
Gelber Enzian (Gentiana lutea) im Jardin botanique alpin "Flore-Alpe", Champex-Lac VS © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

GENTIANACEAE gentiana lutea champex PD2
Gelber Enzian (Gentiana lutea) im Jardin botanique alpin "Flore-Alpe", Champex-Lac VS © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Gelber Enzian

Gentiana lutea

Verbreitung: Mittel- Süd- und Osteuropa.

Standorte: Alpweiden und Fettwiesen der (kollinen-) montanen-subalpinen Stufe, vorzugsweise auf kalkhaltigen Böden.

Blütezeit: Juni-August.

Der Gelbe Enzian besitzt ein bis 1 m langes, armdickes Rhizom als Überdauerungsorgan, das ihm erlaubt, viele Jahre alt zu werden. Er erreicht eine Höhe von 45-120(-140) cm. Sein fingerdicker, hohler Stengel ist unverzweigt und aufrecht. Die gegenständigen Blätter sind groß, elliptisch, bläulich-grün und mit deutlichen Bogennerven. Jeweils 3-10 gestielte Blüten entspringen in Scheinquirlen den Blattachseln der oberen Blätter. Ihre fast bis zum Grund geteilte Krone ist goldgelb. Der häutige Kelch ist blassgelb [2; 4; 5; 6].

Die Wurzel des Gelben Enzians enthält Bitterstoffe, die eine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung entfalten. Sie dient daher zur Herstellung von Schnaps. Dazu wird die Pflanze heute angebaut, nachdem die Wildbestände durch Raubbau vielenorts zusammengebrochen sind [5]. Sie wird bzw. wurde auch in der traditionellen Tiermedizin bei Verdauungsbeschwerden wie Appetitlosigkeit und Blähungen, bei chronischen Sekretionsstörungen der Verdauungsdrüsen, als Ruminationsmittel sowie als Tonikum nach schweren Erkrankungen oder Geburten, äußerlich auch zur Wundbehandlung eingesetzt [1].

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GENTIANACEAE Gentianella campestris rochersdenaye PD1
Feldenzian (Gentianella campestris) im Jardin Alpin "La Rambertia", Les Rochers-de-Naye (VD) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

GENTIANACEAE Gentianella campestris Lauenensee PD1
Feldenzian (Gentianella campestris) auf ca. 1'400 m. ü. M. am Lauenensee, Berner Oberland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

GENTIANACEAE Gentianella campestris rochersdenaye PD2
Feldenzian (Gentianella campestris) Jardin Alpin "La Rambertia", Les Rochers-de-Naye (VD) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Feldenzian

Gentianella campestris

Verbreitung: Mittel- und Nordeuropa in Mittelgebirgen und den Alpen von der montanen bis zur subalpinen, stellenweise alpinen Stufe (600-2'800 m ü. M.), vereinzelt auch im Tiefland.

Standorte: Kalkarme magere Rasen und Weiden, Waldlichtungen und Wegränder.

Blütezeit: Juli-Oktober.

Der Feldenzian ist eine 5-15 (3-20) cm hohe, ein- oder zweijährige Krautpflanze. Ihre beblätterten Stengel sind im unteren Teil verzweigt. Die grundständigen, in einer Rosette angeordneten Blätter und die mittleren Stengelblätter sind spatelförmig, die oberen Stengelblätter eiförmig bis lanzettlich. Die Blüten stehen einzeln am Ende der Stengel und Zweige oder in den Blattachseln. Ihre vierteilige Krone ist violett, sie besteht aus einer 10-30 mm langen Röhre und 6-10 mm langen Zipfeln [2; 5; 6;].

Der Feldenzian dient gelegentlich den Raupen des Enzian-Ameisen-Bläulings (Maculinea alcon) als Nahrungspflanze. Die Bestäubung erfolgt durch langrüsselige Schmetterlinge und Hummeln, aber auch Selbstbestäubung ist möglich. [11].

Der Feldenzian ähnelt dem Deutschen Kranzenzian (Gentianella germanica), dessen Blüten jedoch fünfteilig sind.

 

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Literatur und Internetquellen:

  1. CLINI TOX
  2. GREY-WILSON, C. & BLAMEY, M. (1979/1999)
  3. HORTIPEDIA
  4. INFO FLORA
  5. KOHLHAUPT, P. (1964)
  6. LAUBER, K. & WAGNER, G. (1991)
  7. MEIN SCHÖNER GARTEN
  8. FLORA OF CHINA
  9. GARTENLEXIKON
  10. PFLANZEN-VIELFALT
  11. PYRGUS.DE
  12. GARTEN-DATENBANK
  13. ORNAMENTAL PLANTS FROM RUSSIA

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Gelesen 11698 mal Letzte Änderung am Freitag, 21 Mai 2021 08:23
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx