Würgerkrähen, Paradiesvögel, Raben

Rabenkrähe, Nebelkrähe

Rabenkrähe (Corvus corone corone) im Tiergarten Schönbrunn Rabenkrähe (Corvus corone corone) im Tiergarten Schönbrunn
© Daniel Zupanc / Tiergarten Schönbrunn

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Raben (Corvidae)

D LC 650

Aaskrähe, Raben- und Nebelkrähe

Corvus corone • The Carrion and Hooded Crow • La corneille noire et mantelée

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Rabenkrähe(Corvus c. corone) im Zoo von Edinburgh © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Aaskrähe (Corvus corone). Dunkelblau: Brut- und Ganzjahresgebiete; gelb: Winterquartiere

 

 

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Rabenkrähe(Corvus c. corone) als Schmarotzer im Pinguingehege des Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

 

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Nebelkrähe (Corvus corone cornix) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Nebelkrähe (Corvus corone cornix) im Zoo Breslau auf Bezoarziegenbock (Capra aegagrus) reitend © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Nebelkrähe (Corvus corone cornix) im Eisbärengehege des Tiergartens Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

 

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Nebelkrähen (Corvus corone cornix) im Eisbärengehege des Tiergartens Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

 

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Albino-Rabenkrähe (Corvus c. corone) im Weltvogelpark Walsrode © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Raben- (Corvus c. corone) und Nebelkrähe (Corvus c. cornix). Illustration aus NAUMANN, J. A. (1901). Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas. Band 4. Gemeinfrei.

 

 

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Nebelkähe (Corvus corone cornix), Ei in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

 

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Die Aaskrähe mit ihren beiden Farbmorphen, der schwarzen Rabenkrähe und der grau-schwarzen Nebelkrähe ist der häufigste in Europa vorkommende Rabenvogel. Da die Art in vielen Zoos wildlebend vorkommt und teilweise auch Probleme verursacht, etwa Entenküken fängt, ist das Interesse, sie zu zeigen einigermaßen beschränkt.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Aaskrähe erreicht eine Gesamtlänge von (45-)48-53 cm, eine Flügelspannweite von 93-104 cm und ein Gewicht von rund 400-800 g, wobei die Weibchen etwa 10% leichter sind als die Männchen. Sie hat einen kräftigen, hoher und etwas gebogenen Schnabel, relativ lange Flügel und einen breiten, leicht gerundeten Schwanz. Es gibt zwei Farbmorphen: die rein schwarze Rabenkrähe, deren Gefieder weniger glänzt als das der Saatkrähe (Corvus frugilegus), und die grau-schwarze Nebelkrähe, gelegentlich kommen Mischformen vor [3; 6; 7, 10; 11].

Verbreitung

Europa, Nordafrika, Asien: Die Aaskrähe ist Brutvogel in etwa 64 Ländern oder abhängigen Gebieten. Nicht-brütend kommt er in weiteren 10 Ländern vor [1].

Lebensraum und Lebensweise

Aaskrähen besiedeln ein weites Spektrum an Lebensräumen, außer in dichtem Wald kommen sie fast überall vor. Besonders häufig sind sie in der Kulturlandschaft, gehen aber auch in Dörfer und Städte. In den Alpen kommen sie bis zur Baumgrenze auf etwa 2'500 m vor. Sie sind Standvögel oder Teilzieher. Als opportunistische Allesfresser ernähren sie sich hauptsächlich von Regenwürmern und anderen Wirbellosen, Fröschen, Kleinsäugern, Vogeleiern und Nestlingen sowie Aas. Bisweilen fangen sie auch erwachsene Vögel im Flug. Sie nehmen auch Sämereien und diverses Pflanzenmaterial zu sich und nutzen Haushalt- und Schlachtabfälle. Die Paare leben in Dauerehe. Genistet wird hauptsächlich auf hohen Bäumen. Gebrütet wird von Anfang April bis Mai. In der Regel gibt es eine Jahresbrut, Nachgelege sind aber möglich. Das Gelege besteht aus 5 (4-7) grünlichen bis bläulichen, bräunlich gefleckten, ca. 42.4x30 mm großen Eiern, die allein vom Weibchen während 18-20 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen werden von beiden Eltern betreut und verlassen das Nest im Alter von ca. 4 Wochen [1; 3; 8; 10; 11].

Gefährdung und Schutz

Die Aaskrähe hat ein enorm großes Verbreitungsgebiet und einen tendenziell zunehmenden Bestand, der irgendwo zwischen 55 und 115 Millionen Erwachsenen liegt. Sie zählt daher seit 2004, letztmals überprüft 2017 zu den nicht-gefährdeten Tierarten (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Aaskrähen sind nach Anhang II/2 der EG-Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) geschützt. D.h. die Mitgliedstaaten können außerhalb der Brutzeit eine Bejagung bzw. "Regulierung" zulassen. In Deutschland ist die Aaskrähe in manchen Bundesländern nach Landesrecht dem Jagdrecht unterstellt, in anderen wird sie auf Grund von Ausnahmeregelungen nach Naturschutzrecht bejagt. In Österreich ist die Art geschützt, aber seit dem Jahr 2007 werden Ausnahmebewilligungen für die Entnahme erteilt. In der Schweiz ist die Art bei einer Schonzeit vom 16. Februar bis 31. Juli jagdbar, wobei allerdings für Krähen, die in Schwärmen auftreten, auf schadengefährdeten landwirtschaftlichen Kulturen keine Schonzeit gilt. Die Jahresstrecken bewegten sich hier im Zeitraum 2011-2020 zwischen 7'777 und 12'536 für die Raben- und zwischen 4 und 12 für die Nebelkrähe [4; 5; 9].

Bestandssituation in Mitteleuropa: Für die Anzahl Brutpaare im deutschsprachigen Raum liegen folgende Schätzungen vor: Rabenkrähe: Deutschland 660'000-1'200'000, Österreich: 50'000-75'000, Schweiz: 80'000-120'000, Luxemburg 4'600-6'000, Liechtenstein: 50-100. Nebelkrähe: Deutschland 68'000-97'000, Österreich 50'000-75'000, Schweiz 2'000-3'000 [1; 8].

Bedeutung für den Menschen

Die Art befindet sich laut IUCN im internationalen Tierhandel [1]. Sie wird zum Vergnügen oder weil sie als Schädling oder Lästling angesehen wird, bejagt.

Kulturelle Bedeutung: Raben- und Nebelkrähe lassen sich, wie BREHM ausführt, "ohne irgend welche Mühe jahrelang in Gefangenschaft erhalten und leicht zähmen, lernen auch sprechen, falls es dem Lehrer nicht an Ausdauer fehlt. Doch sind sie als Stuben-oder Hausvögel kaum zu empfehlen. Aus dem Zimmer verbannt sie ihre Unreinlichkeit oder richtiger der Geruch, welchen sie auch dann verbreiten, wenn ihr Besitzer den Käfig nach Kräften rein zu halten sich bemüht; im Gehöfte oder Garten aber darf man auch sie nicht frei umherlaufen lassen, weil sie ebenso wie der Rabe allerlei Unfug stiften. Die Sucht, glänzende Dinge aufzunehmen und zu verschleppen, theilen sie mit ihren schwächeren Verwandten, die Raub- und Mordlust mit dem Kolkraben. Auch sie überfallen kleine Wirbelthiere, selbst junge Hunde und Katzen, hauptsächlich aber Geflügel, um es zu tödten oder wenigstens zu martern. Hühner- und Taubennester werden von den Strolchen bald entdeckt und rücksichtslos geplündert." [2].

Die Aaskrähe ist Darsteller in einzelnen Fabeln und Märchen, so in "Die Krähe und der Wasserkrug" von Äsop oder im Volksmärchen "Die Krähen". Sprichwörtlich ist, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Früher galten Kämpfe zwischen Krähen und Habichten als unfehlbare Kriegsvorzeichen [7].

In Niedersachsen liegt Krähenwinkel, ein Ortsteil der Stadt Langenhagen.

Haltung

Im Zoo ziehen Gehege mit Fleisch- oder Fischfressern häufig wildlebende Krähen an, die am ausgelegten Futter partizipieren [12]. Das Höchstalter in Menschenobhut wird mit 19 Jahren angegeben [6].

Haltung in europäischen Zoos: Raben und Nebelkrähe werden in je etwa 30 Zoos gezeigt. Gegen zwei Drittel der Rabenkrähen- aber nur wenige der Nebelkrähen-Haltungen befinden sich im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Forschung im Zoo (Beispiel): Als Kooperation zwischen der Universität Wien, der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle und dem Tiergarten Schönbrunn wurde 2020 das Forschungsprojekt „KraMobil“ begonnen, bei dem Zoobesucher mittels einer App für Smartphones im Tiergarten Schönbrunn Verhaltensdaten von Krähen sammeln könne. Ziel ist, das Wissen über die Gruppendynamik der Tiere sowie den Einfluss von ökologischen Faktoren (z. B. Verfügbarkeit von Nahrung oder Anwesenheit von Zootieren) in einem Zoo auf das Verhalten wildlebender Krähen zu gewinnen [12].

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Rabenvögel.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Aas- bzw. Rabenkrähe wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen Corvus corone erstmals wissenschaftlich beschrieben, Ebenso die Nebelkrähe als Corvus cornix. Die beiden Farbmorphen kommen gebietsweise nebeneinander vor. Meistens werden sie als Unterarten angesehen, Manche Autoren betrachten sie aber auch als eigenständige Arten. Von der Rabenkrähe werden zwei, von der Nebelkrähe vier Unterarten anerkannt [3].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL(2017). Corvus corone (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22706016A118784397. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T22706016A118784397.en und (2015). https://www.iucnredlist.org/species/22706016/60186007#population . Downloaded on 14 September 2021.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. DEUTSCHER JAGDVERBAND
  5. EIDGENÖSSISCHE JAGDSTATISTIK
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. HOFFMANN-KRAYER, E. (1916)
  8. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  9. LANDESJAGDVERBAND OBERÖSTERREICH
  10. MAUMARY, L. et al. (2007)
  11. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  12. TIERGARTEN SCHÖNBRUNN

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx