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Schlank- und Stummelaffen

Nasenaffe

Männlicher Nasenaffe (Proboscis larvatus) in der Wilhelma Stuttgart Männlicher Nasenaffe (Proboscis larvatus) in der Wilhelma Stuttgart
© Wolfgang Dreier, Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Schlank- und Stummelaffen (Colobinae)
Tribus: Schlankaffen (Presbytini)

D EN 650

Nasenaffe

Lansalis larvatus • The Proboscis Monkey • Le nasique

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Weiblicher Nasenaffe (Nasalis larvatus) im Taman Safari Indonesia I, Bogor © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Nasenaffen (Nasalis larvatus)

 

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Weiblicher Nasenaffe (Nasalis larvatus) im Taman Safari Indonesia I, Bogor © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Nasenaffen-Paar im Affenpark "De Apenheul", Apeldoorn © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

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Nasenaffen-Mann (Nasalis larvatus) im Zoo Basel © Zoo Basel 1972

 

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Männlicher Nasenaffe (Proboscis larvatus) auf Borneo © David Dennis. Übernommen aus Flickr unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic-Lizenz.

 

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Männlicher Nasenaffe (Nasalis larvatus) im Zoo Singapur © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Männlicher Nasenaffe (Nasalis larvatus) im Zoo Singapur © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Männlicher Nasenaffe (Nasalis larvatus) im Zoo Singapur © Zoo Singapur 2005

 

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Weibliche Nasenaffen (Nasalis larvatus) im Taman Safari Indonesia I, Bogor © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Weitere Bilder auf BioLib

Wegen ihrer menschenähnlichen, bei älteren Männchen großen und birnenförmigen Nase sind die stark gefährdeten Nasenaffen ausgesprochen auffällige Tiere, die sich im Prinzip als Flaggschiffart für den Schutz der Südostasiatischen Wälder und namentlich Naturschutz auf Borneo anbieten würden. Hauptsächlich aufgrund ihrer Nahrungsansprüche sind sie aber schwierig zu halten und werden gegenwärtig (2021) in Europa nicht gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Nasenaffen sind durch einen starken Geschlechtsdimorphismus charakterisiert. Die viel größeren Männchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 73-76 cm, eine Schwanzlänge von 66-67 cm und ein Gewicht von 20-22 (16-24) kg. Sie entwickeln eine bis 10 cm lange, gurken- oder birnförmige Nase die locker über dem Maul pendelt und haben eine dunkle Kopfplatte. Bei den Weibchen beträgt die Kopf-Rumpflänge 61-64 cm, die Schwanzlänge 55-64 cm und das Gewicht etwa 10 (7-12) kg. Sie haben eine etwas aufgestülpte Stupsnase. Bei beiden Geschlechtern ist das unbehaarte Gesicht hellrot und ist das Fell oberseits gelbrot bis rotbraun mit einem gelblichen Kragen an Hals und Schultern. Die Unterseite ist weißlich gefärbt, Arme, Beine, Hände, Füße und Schwanz sind hellgrau [1; 7; 9].

Verbreitung

Borneo: Brunei, Indonesien (Kalimantan), Malaysia (Sabah, Sarawak) [2].

Lebensraum und Lebensweise

Nasenaffen besiedeln Galeriewälder, Küstenwälder einschließlich Mangrovenwälder, Torf- und Sumpfwälder vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von ca. 350 m. Die Tiere gehen oft ins Wasser und durchqueren Flüsse schwimmend. Die Nächte verbringen die Tiere in Flussnähe, tagsüber streifen sie bei der Nahrungssuche weiter ins Inland. Blätter machen über die Hälfte der aufgenommenen Nahrung aus, hauptsächlich unreife Früchte und Sämereien etwa 40%. Ferner werden kleinere Mengen an Blüten, Baumrinde gefressen und Termitennester geplündert [2; 9].

Nach einer mittleren Tragzeit von 166 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Jungtier geboren. Dieses hat ein Geburtsgewicht von 500-600 g, sein Gesicht ist blau, das spärliche Fell schwarz. Die Geburtsintervalle betragen 12-24 Monate. Männchen werden mit 5-7, Weibchen mit 3-4 Jahren geschlechtsreif [1; 7; 9].

Gefährdung und Schutz

Als Folge starker Bejagung sowie Lebensraumverlust und -fragmentierung durch Waldrodungen galt der Nasenaffe seit 1986 als gefährdet. Im Jahr 2000 wurde er in die Kategorie "stark gefährdet" eingeteilt, weil davon ausgegangen wurde, dass im Verlauf von 36 Jahren die Bestände um 70-80% abgenommen hätten (Rote Liste: ENDANGERED). Dies wurde im Rahmen einer Neubeurteilung 2015 bestätigt [2].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Nasenaffen werden zur Fleischgewinnung für den Eigenbedarf oder die nationalen Märkte sowie zur Gewinnung von Bezoaren für die Zwecke der traditionellen orientalischen Medizin bejagt [2].

Von 1981-2019 wurden aus Indonesien bzw. Malaysia etwa 30 Wildfänge nach China, Japan, Kanada, Singapur und den USA ausgeführt. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 49 Nachzuchttieren erfasst. Daneben gab es Verkehr mit Wissenschaftsmaterial [3].

Haltung

Kleideraffen können im Zoo ein Alter von 25 Jahren erreichen [8]. Bereits 1899 war ein Kleideraffe im Zoo von Kairo zu sehen, 1902 in London. Von den bis 1960 aus den Ursprungsländern ausgeführten Tiere starben aber viele schon auf dem Transport und diejenigen, die ihre Bestimmung erreichten, hatten meist kein langes Leben. Danach besserte sich die Situation zusehends. Die Tiere lebten länger und bekamen Nachwuchs. Die Welterstzucht gelang dem Surabaya Zoo auf Java im August 1963. In Nordamerika wurde die Art 1965 erstmals nachgezogen, in Europa 1967 in Frankfurt [4; 5; 6].

Da Blätter der im natürlichen Areal vorkommenden Baumarten hierzulande kaum in ausreichenden Mengen verfügbar sind, werden Blätter einheimischer bzw. hier kultivierter Gehölze als Ersatznahrung abgeboten. Von den Nasenaffen bevorzugt werden Schlingknöterich (Fallopia baldschuanica), Robinie (Robinia pseudoacacia) und Weiden (Salix spp.) [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war auch in der Vergangenheit stets selten in Europa anzutreffen, obwohl verschiedene Zoos Zuchterfolge zu verzeichnen hatten. Sie wurde im Zeitraum 1965-1994 in mehreren Zoos gezeigt und wurde in Basel, Berlin, Frankfurt, Köln und Twycross nachgezogen. In Erfurt gab es einen Bastard zwischen einem Nasenaffenweibchen und eine Kleideraffenmännchen [4]. Von 2011-2015 hielt der Affenpark "de Apenheul" in Apeldoorn eher glücklos eine aus dem Zoo von Singapur stammende Junggesellengruppe. Aktuell gibt es in Europa keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung einer "sozial intakten Gruppe" von bis zu 5 erwachsenen Nasenaffen ein Außengehege von 40 m² und ein Innengehege von 30 m² bei jeweils 3.50 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier außen und innen je 2m² Fläche mehr.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 5 Nasenaffen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 25 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier 4 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in Familiengruppen erfolgen und es ist für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von 100 m² bei 5 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche der Geheges um jeweils 10 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nasenaffe ist die einzige Tierart, die der aus Thüringen stammende Botaniker Friedrich von WURMB während seines sechsjährigen Aufenthaltes auf Java unter dem Namen "Cercopithecus larvatus" im Jahr 1787 in linnéischer Nomenklatur beschrieben hat. Die Gattungsbezeichnung Nasalis wurde 1812 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, eingeführt. Es wurden zwei Unterarten beschrieben: N. l. larvatus sowie N. l. orientalis aus Ost-Kalimantan. Die Art gilt heute jedoch als monotypisch [9; 10].

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSITY WEB
  2. BOONRATANA, R., CHEYNE, S.M., TRAEHOLT, C., NIJMAN, V. & SUPRIATNA, J. (2020). Nasalis larvatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T14352A17945165. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T14352A17945165.en . Downloaded on 14 March 2021.
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. HOLLIHN, U. (1973)
  5. POURNELLE, G. H (1962)
  6. POURNELLE, G. H (1967)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Gelesen 20102 mal Letzte Änderung am Sonntag, 26 März 2023 10:18