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Meerkatzen, Makaken, Mangaben, Paviane

Blaumaulmeerkatze

Blaumaulmeerkatze(Cercopithecus c. cephus) im Opel-Zoo Kronberg Blaumaulmeerkatze(Cercopithecus c. cephus) im Opel-Zoo Kronberg
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)

D LC 650

Blaumaulmeerkatze

Cercopithecus cephus • The Moustached Monkey • Le moustac bleu

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Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus c. cephus) im ZooParc de Beauval, Saint-Aignan © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Approximative Verbreitung der Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus cephus). Dunkelblau: C. c. cephus; gelb: C. c. cephodes, rot: C. c. ngottoensis

 

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Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus c. cephus) im Tierpark Hellabrunn © TP Hellabrunn / Jörg Koch

 

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Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus c. cephus) im Tierpark Hellabrunn © Tierpark Hellabrunn / Gemma Borrell

 

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Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus c. cephus) im Zoo Zürich © Christian Schmidt, Küsnacht

 

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Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus c. cephus), Weibchen mit Jungtier im Zoo Zürich © Christian Schmidt, Küsnacht

 

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Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus c. cephus) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus c. cephus) im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Textpartie über die Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus cephus) aus REICHENBACH, H. G. K. (1863): Die vollständigste Naturgeschichte der Affen.Gemeinfrei.

 

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Die Blaumaulmeerkatze ist eine nicht-gefährdete Art aus Zentralafrika. Mit ihrem blauen Gesicht und weißer Oberlippe sind die lebhaften Tiere attraktive Botschafter für den Schutz der zentralafrikanischen Wälder, deren kleinen Zoobestand man mittels eines Zuchtbuchs zu bewahren versucht.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Blaumaulmeerkatze ist eine kleine Meerkatze, bei der die Männchen eine Kopf-Rumpflänge von 50-58 cm, eine Schwanzlänge von 65-90 cm und ein Körpergewicht von 3.8-5 kg erreichen. Bei den kleineren Weibchen beträgt die Kopf-Rumpflänge 44-50 cm, die Schwanzlänge 60-76 cm und das Gewicht 2-4 kg. Der deutsche Name ist unzutreffend, denn die Maulpartie ist überwiegend schwarz. Nach oben wird sie begrenzt durch einen weißen Schnurrbart, was im englischen und französischen Vulgärnamen reflektiert wird. Die Nase ist (außer bei der Unterart ngottoensis, wo sie weiß ist) hellblau, ebenso die Augenpartie. Typisch ist auch der weißgelbe Backenbart. Die Kopf- und Körperoberseite ist grünbraun gesprenkelt, Kehle, Brust, Bauch und Innenseiten der Hinterläufe sind grau bis weißlich [1; 8].

Verbreitung

Zentralafrika: Angola (Cabinda), Äquatorial-Guinea, Gabun, Kamerun, Kongo, Kongo Dem., Zentralafrikanische Republik [1].

Lebensraum und Lebensweise

Das Hauptvorkommen der Blaumaulmeerkatze liegt im Tiefland-Regenwald, sie kommt aber auch in Bergwäldern bis auf eine Höhe von 2'700m, sowie in Sekundär-, Galerie- und Mangrovenwäldern vor. Die tagaktiven Tiere halten sich überwiegend im Geäst der Bäume auf. Sie leben in Gruppen von 4-35 Individuen, die aus einem erwachsenen Männchen und mehreren Weibchen sowie deren Nachkommen bestehen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten, nehmen aber auch Palmnüsse, Sämereien, Blätter, Arthropoden sowie Eier und Nestlinge von Vögeln zu sich [1; 8].

Geburten können ganzjährig vorkommen, hauptsächlich aber von Dezember bis Februar. Nach einer Tragzeit von 5-6 Monaten werfen die Weibchen in der Regel ein einzelnes Junges [8].

Gefährdung und Schutz

Die weitverbreitete Blaumaulmeerkatze wird als Art seit 1988 als nicht-gefährdet angesehen und hat auch nach einer Neubeurteilung im Jahr 2017 diesen Status behalten. Dies, obwohl sie wegen zunehmenden Jagddrucks und anderer Gefahren gebietsweise selten geworden ist (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Die Lebensräume nehmen regional ab und ein Teil des Artareals ist immer wieder von Bürgerkriegen betroffen. Auf Stufe Unterarten sieht die Situation deshalb weniger günstig aus: Die Unterarten cephus und cephodes gelten jede für sich als potenziell gefährdet. Durch den seit 2012 andauernden Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik ist die landwirtschaftliche Fleischproduktion in der Region um Bangui eingebrochen, was zu einem massiven Jagddruck auf die Unterart ngottoensis geführt hat. Diese wurde daher 2020 als stark gefährdet (ENDANGERED) eingestuft.

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Blaumaulmeerkatzen werden illegal zur Gewinnung von Fleisch für den Eigenbedarf und den nationalen Markt gejagt bzw. mit Schlingen gefangen [3]. Von 2001 bis 2019 wurden von afrikanischen Ländern nebst Wissenschaftsmaterial und 4 Jagdtrophäen nur 26 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt. Im selben Zeitraum wurden weltweit gar nur 3 Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben [2].

Haltung

In einem Zoo wurden Blaumaul- erfolgreich mit Eulenkopfmeerkatzen vergesellschaftet [4]. WEIGL gibt als bekanntes Höchstalter knapp 36 Jahre für einen in amerikanischen Zoos gehaltenen Wildfang an [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war früher recht häufig, in den 1970er Jahren wurde sie allein im deutschsprachigen Raum in rund 10 Zoos gezeigt. Gegenwärtig (2023) wird sie in nur noch 4 Zoos gehalten, von denen sich 2 in Deutschland befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch, das am ZooParc de Beauval geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 33 m² bei 3 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um mehr als das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen 30 m² und innen 20 m² bei jeweils 2 m Höhe angeboten werden sollten.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 5 Meerkatzen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 30 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 3 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Blaumaulmeerkatze wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Simia cephus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Im 19. Jahrhundert mutmaßten verschiedene Autoren, dass LINNÉ ein Fehler unterlaufen sei, und das Artepiheton eigentlich "cebus" lauten müsste, weil "cephus" einen Seetaucher (Gryllteiste, Cepphus grylle) bezeichne. 1929 wurde "Simia" durch einen Beschluss der Internationalen Nomenklaturkommission durch den ebenfalls von LINNÉ 1758 vergebenen Namen Cercopithecus ersetzt. Zusammen mit C. ascanius, C. erythrogaster, C. erythrotis, C. petaurista und C. sclateri bildet die Art innerhalb der Meerkatzen die cephus-Gruppe. Es werden gegenwärtig 3 Unterarten anerkannt [1; 6; 8]:

  • C. c. cephus: Nordwest-Angola, Äquatorial-Guinea, Nordost-Gabun, Süd-Kameruns, Kongo, Südwest-Zentralafrikanische Republik
  • C. c. cephodes: West-Gabun und West-Kongo
  • C. c. ngottoensis: Nord-Kongo, ev. Nordwest-DR Kongo, Südwest-Zentralafrikanische Republik

Literatur und Internetquellen

  1. ABERNETHY, K. & MAISELS, F. (2020). Cercopithecus cephus (amended version of 2019 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T4214A166614362. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-1.RLTS.T4214A166614362.en. Downloaded on 19 February 2021.
  2. BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. ITIS STANDARD REPORT PAGE
  5. KRAAIJ, E. & TER MAAT, P. (2011)>
  6. REICHENBACH, H. G. K. (1863)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 14199 mal Letzte Änderung am Dienstag, 20 Juni 2023 12:43