Meerkatzen, Makaken, Mangaben, Paviane

Rotschwanzmeerkatze

Schmidt-Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius schmidti) im San Diego Zoo Schmidt-Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius schmidti) im San Diego Zoo
© Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)

D LC 650

EEP
Rotschwanz- oder Weißnasenmeerkatze

Cercopithecus ascanius • The Red-tailed Monkey • Le cercopithèque ascagne

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Schmidt-Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius schmidti) im Zoo Wuppertal © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Approximative Verbreitung der Rotschwanzmeerkatze (Cercopithecus ascanius)

 

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Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius ascanius) im Tiergarten und Aquarium Ulm © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius) im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schwarzwangen-Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius ascanius) im Zoo Lissabon © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Katanga-Weißnasenmeerkatze (Cercopihecus ascanius katangae) im Zoo Augsburg © Roland Wirth, Gauting

 

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Katanga-Weißnasenmeerkatze (Cercopihecus ascanius) im Lowry Park Zoo, Tampa © Christian R. Schmidt, Küsnacht ZH

 

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Gelbnasen-Meerkatze (Cercopithecus ascanius whitesidei) im Espace Zoologique Saint-Martin-la-Plaine © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Gelbnasen-Meerkatze (Cercopithecus ascanius whitesidei) im Espace Zoologique Saint-Martin-la-Plaine © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Gelbnasen-Meerkatze (Cercopithecus ascanius whitesidei) im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel einer Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Die Rotschwanzmeerkatze ist eine nicht gefährdete, kleine Meerkatzenart aus den Wäldern Zentralafrikas. Sie ist ansprechend gezeichnet und eignet sich daher gut als Botschafter für den Schutz der Tropenwälder, wird aber in europäischen Zoos nicht häufig gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Rotschwanzmeerkatzen sind kleine Meerkatzen, bei denen die Männchen eine Kopf-Rumpflänge von 43-51.5 cm, eine Schwanzlänge von 60-92 cm und ein Gewicht von 3-6 kg, die Weibchen eine Kopf-Rumpflänge von 34-48.5, eine Schwanzlänge von 54-79 cm und ein Gewicht von 1.8-4 kg  erreichen. Sie sind charakterisiert durch einen herzförmigen, je nach Unterart weißen, gelbroten oder schwarzen Nasenfleck, ein teilweise schwarzes Gesicht mit einem (außer bei atrinasus) weißen Backenbart und blauer oder schwarzer Haut um die Augen. Die Körperoberseite ist braun, Kehle, Brust, Bauch und Beininnenseiten sind weiß und die Außenseiten der Gliedmaßen schwarzgrau gefärbt. Der Schwanz ist zumindest teilweise rot [1; 6].

Verbreitung

Zentralafrika: Angola, Burundi, Kenia, Kongo Dem., Ruanda; Sambia, Südsudan, Tansania, Uganda, Zentralafrikanische Republik [3].

Lebensraum und Lebensweise

Rotschwanzmeerkatzen besiedeln Regen- und Feuchtwälder des Tieflands, der submontanen und der montanen Stufe bis auf eine Höhe von ca. 2'500 m, Sumpf- und Galeriewälder sowie Wald-Savannenmosaike. Sie nutzen auch Sekundärwälder und Baumpflanzungen. Sie kommen vor allem an Waldrändern vor und meiden das Innere von Primärwäldern. Sie halten sich vor allem in den unteren Bereichen der Baumkronen auf. Sie ernähren sich zu etwa 60% von Früchten, daneben fressen sie Blätter, Blüten, Nektar, Rinde und Baumsäfte und fangen Insekten, kleine Echsen und Vögel bis Taubengröße. Sie gehen auch in landwirtschaftliche Kulturen, wo sie Schäden an Bananen, Mangos, Guaven oder Mais anrichten. Typischerweise leben sie in Rudeln von 25-35 Tieren [3; 7].

Nach einer Tragzeit von 5-6 Monaten werfen die Weibchen in der Regel ein einzelnes Junges mit einem Geburtsgewicht von ca. 230 g, das mit etwa 6 Monaten entwöhnt wird. Die Weibchen werden mit 4-5, die Männchen mit 5-6 Jahren geschlechtsreif [5; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Rotschwanzmeerkatze hat eine weite Verbreitung, einen großen Bestand und vermag einen gewissen Jagddruck auszuhalten. Die Art wurde deshalb 1988 als nicht-gefährdet beurteilt und ist, trotz abnehmender Bestände und zunehmender Lebensrumzerstörung, nach wie vor in diese Kategorie eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE). Dies gilt sowohl für die Art an sich als auch für die einzelnen Unterarten, mit Ausnahme von atrinasus, bei der die Datenlage für eine Einstufung nicht ausreicht [3].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die Naturschutzstiftung des Zoo- und Freizeitparks Le Pal unterstützt die Organisation P-WAC, die in der Demokratischen Republik Kongo eine Auffangstation für Schimpansen und andere Primaten, namentlich Rotschwanz-Meerkatzen betreibt, diese rehabilitiert und nach Möglichkeit auswildert. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Rotschwanzmeerkatzen werden trotz ihrer geringen Größe zur Gewinnung von Fleisch gejagt, aber auch als Schädlinge an Obstkulturen wahrgenommen und deswegen verfolgt [3]. Von 2001 bis 2019 genehmigten afrikanische Länder nebst Wissenschaftsmaterial und einer Jagdtrophäe 457 lebende Wildfänge zur Ausfuhr, 405 davon die Demokratische Republik Kongo. Im selben Zeitraum wurden weltweit 34 Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben [2].

Haltung

WEIGL gibt als bekanntes Höchstalter 31Jahre und 2 Monate für ein in brasilianischen Zoos gehaltenes Tier an [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 10 Zoos gehalten, die sich mehrheitlich in Nachfolgestaaten der Sowjetunion befinden. Im deutschsprachigen Raum gibt es seit mehreren Jahren keine mehr, die vermutlich letzten lebten bis 2014 im Zoo Osnabrück. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 33 m² bei 3 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um mehr als das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen 30 m² und innen 20 m² bei jeweils 2 m Höhe angeboten werden sollten.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 5 Meerkatzen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 30 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 3 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Rotschwanzmeerkatze wurde 1799 von dem aus Rochefort stammenden, französischen Naturkundler und Illustrator Jean Baptiste AUDEBERT als "Simia ascanius" erstmals wissenschaftlich beschrieben. "Simia" wurde 1929 durch einen Beschluss der Internationalen Nomenklaturkommission durch den 1758 von Carl von LINNÉ vergebenen Namen Cercopithecus ersetzt. Früher bisweilen als Unterartgruppe der Kleinen Weißnase (C. petaurista) angesehen, wird sie heute innerhalb der Gattung in die Verwandtschaft der Blaumaul-Meerkatze gestellt (cephus-Gruppe). Es werden fünf Unterarten anerkannt [1; 4; 7]:

  • C. a. ascanius: Nordangola, Südwest-DR Kongo bis zum Kasai-Fluss
  • C. a. atrinasus: Nordost-Angola
  • C. a. katangae: Nordangola, Nordwest-Sambia
  • C. a. schmidti: DR Kongo rechtsufrig des Lualaba-/Kongoflusses und anschließende Gebiete in Nachbarländern
  • C. a. whitesidei: DR Kongo linksufrig des Lualaba-/Kongflusses südwärts bis zum Kasaifluss

Literatur und Internetquellen

  1. BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DE JONG, Y.A. & BUTYNSKI, T.M. (2019). Cercopithecus ascanius. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T4212A17947340. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T4212A17947340.en . Downloaded on 18 February 2021.
  4. ITIS STANDARD REPORT PAGE
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 17846 mal Letzte Änderung am Dienstag, 20 Juni 2023 12:46
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx