Nordafrika

Küstenregionen und Atlasgebirge

Mediterrane Vegetation im El Feidja Nationalpark Mediterrane Vegetation im El Feidja Nationalpark
Thomas Kauffels, Opel-Zoo, Kronberg

(1.1) Mittelmeerregion
(1.2) Atlantikküste
(1.3) Atlas-Vorland
(1.4) Gebirge

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(1) Tamri-Nationalpark, (2) Souss Massa-Nationalpark, (3) Königliches R'Mila-Schutzgebiet, (4) Ain Tijja-Mezguitem, (5) El Feidja Nationalpark

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Mittelmeerregion

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Fischerboote am Golf von Hammamet, Tunesien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dromedar (Camelus dromedarius), Nähe Nabeul, Tunesien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Winden (Convolvulus sp.) am Strand bei Nabeul, Tunesien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Opuntienhecke (Opuntia ficus-indica) im Norden Tunesiens © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der aus China stammende Roseneibisch (Hibiscus rosa-sinensis) ist im Maghreb weit verbreitet © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Von Kap Spartel an der Straße von Gibraltar bis nach Tunesien hinein fallen die Berge unmittelbar zum Meer ab. Im Nordosten Tunesiens folgen flache Gebiete mit Seen und Lagunen, etwa dem Lac Ichkeul bei Bizerta einem von Flüssen gespeisten Süßwassersee, der aber mit dem Lac de Bizerte, einer Salzwasserlagune verbunden ist und daher je nach Niederschlägen einen mehr oder weniger hohen Salzgehalt aufweisen kann. Im Gebiet der Hauptstadt liegen die Sebkha Ariana und der Lac de Tunis, beides mit dem Mittelmeer verbundene Lagunen. An der Ostküste Tunesiens befinden sich der Golf von Hammamet und der Golf von Gabès mit breiten Sandstränden. Im Südosten liegt, vom Festland durch den Golf von Bouhghrara getrennt, die Insel Djerba mit einer Fläche von 514 km² die größte afrikanische Insel im Mittelmeer. Das anschließende libysche Tripolitanien ist durch die Küstenebene Al-Jifarah charakterisiert, die durch das Bergland Jabal Nafusah von der Sahara getrennt ist. Weiter östlich, in der Kyrenaika, gibt es keine durchgehende Küstenebene mehr, sondern diese wird an vielen Stellen durch bis 880 m hohe Berge unterbrochen. Bei Tobruk und in Ägypten wird die flache Küste nach Süden vom hier bis etwa 240 m hohen Libyschen Plateau begrenzt, und im Osten findet die afrikanische Mittelmeerküste ihren Abschluss im Nildelta.

Das Klima unmittelbar an der Küste ist semi-arid, landeinwärts nimmt im Maghreb die Niederschlagsmenge rasch zu. Die Vegetation ist mediterran und unterscheidet sich nicht wesentlich von jener Südspaniens. Hier wie dort machen sich auch eingeführte Kaktusfeigen breit. Früher brachten die Mittelmeer-Mönchsrobben (Monachus monachus) ihre Jungen in Höhlen entlang der Felsenufer zur Welt. Heute sind sie dort verschwunden.

Typische Zootiere

Berberaffe, Atlaslöwe, Karakal, Falbkatze, Kleinfleck-Ginsterkatze, Goldschakal, Fennek, Atlashirsch, Säbelantilope, Mendesantilope, Mhorrgazelle, Berber-Streifengrasmaus, Kairo-Stachelmaus, Gundi, Nordafrikanischer Strauß, Weißstorch, Waldrapp, Maurische Bachschildkröte, Maurische Landschildkröte, Sinai-Agame, Afrikanischer Dornschwanz, Ägyptischer Dornschwanz, Marokko-Perleidechse, Berberskink, Apothekerskink, Hufeisennatter, Eidechsennatter, Wüstenhornviper, Ägyptische Kobra.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

El Feidja Nationalpark

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Atlashirsche (Cervus elaphus barbarus) in ihrem Lebensraum, El Feidja-Nationalpark, Tunesien © Thomas Kauffels, Kronberg

 

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Atlashirsche (Cervus elaphus barbarus) in ihrem Lebensraum, El Feidja-Nationalpark, Tunesien. Die Tiere befinden sich in einem 417 ha großen Gatter © Thomas Kauffels, Kronberg

Höhe 550 - 1150 m.ü.M.
1'200 - 2'000 mm Niederschlag / Jahr.
Mittlere Temperatur: Januar 6.2°C, Juli 24°C.

Vegetation: Korkeichenwald mit Korkeiche, Algerischer Eiche (Quercus canariensis), Montpellier-Zistrose (Cistus monspeliensis), Baumheide (Erica arborea), Myrte (Myrtus communis), Westlichem Erdbeerbaum.

Tierwelt: Atlaslöwe und Berberleopard sind ausgestorben. Nebst dem wieder angesiedelten Berber- oder Atlashirsch, der noch in einem Großgatter gehalten wird, sind Maghreb-Gartenschläfer (Eliomys munbyanus), der ab der libyschen Kyrenaika vom Wüstenschläfer abgelöst wird, Rotfuchs und Wildschwein) typische Elemente der paläarktischen Fauna. Stachelschwein (Hystrix cristata), Goldschakal, Ichneumon (Herpestes ichneumon), Kleinfleck-Ginsterkatze und Falbkatze vermitteln zwischen Europa und Afrika. Unter den 120 Vogelarten sind Zwergadler (Hieraaetus pennatus), Baumfalke, Uhu, Wiedehopf, Atlasgrünspecht (Picus vaillantii). Ferner leben 20 Reptilien-Arten in dem nur 2'632 ha großen Park.

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Atlantikküste

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Atlantikküste bei Sidi R'bat, Souss Massa Nationalpark, Marokko. Bild: https://www.booking.com

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Atlantikküste bei Sidi R'bat, Souss Massa Nationalpark, Marokko. Bild: Ahuilat Lahcen (http://souss-massa-nationalpark-marokko.qsoft.ch/)

An der marokkanischen Atlantikküste herrschen Sanddünen vor, die eine Höhe von bis zu 60 m erreichen können. Seeseitig wird der lose Sand von Strandhafer (Ammophila arenaria subsp. arundinacea) zusammen gehalten.  Auf der Landseite wächst eine kurze, mit vielen Blumen durchsetzte Grasdecke. Landeinwärts folgen Küstenebenen mit flachen Brackwassersümpfen, deren Vegetation in etwa gleich ist, wie die der Camargue. Auf trockenerem Boden dehnen sich – heute zumeist kultivierte oder mit australischen Eukalyptusbäumen aufgeforstete– Sand- und Kiesebenen aus. Nach Süden zu wird die Küste felsiger, bleibt aber flach.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Souss Massa-Nationalpark

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Mendesantilope (Addax nasomaculatus) im natürlichen Lebensraum, Souss Massa, Marokko

 

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Säbelantilopen (Oryx dammah) in ihrem Lebensraum, Souss Massa-Nationalpark, Marokko

 

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Waldrappe (Geronticus eremita) im natürlichen Lebensraum, Souss Massa Nationalpark, Marokko © H.-P. Müller, Rabat

Höhe 0 - 150 m.ü.M.
ca. 240 mm Niederschlag / Jahr, zusätzlich Küstennebel entsprechend ca. 200 mm.
Temperatur min. 10°C, max. 27°C.
Fels- und Sandküste, Mündungsgebiete von zwei Flüssen, Lagunen, Salzpfannen, Küstendünen, und hauptsächlich Steppen mit Sukkulenten oder Garrigue.

Vegetation: In Küstennähe Cyperaceen, Binsen (Juncus acutus), Queller (Salicornia spp.) Tamarisken (Tamarix spp.), im Landesinneren Arganbaum (Argania spinosa), gebietsweise Sukkulenten, wie Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), Mittagsblumen (Mesembryanthemaceae), Greiskraut (Senecio anteuphorbium), Kalanchoe (K. faustii), Ginster (Retama monosperma), Jochblätter (Zygophyllum spp.) oder steppenartige Garrigue.

Tierwelt: Es wurden 46 Säugetier- und 275 Vogelarten nachgewiesen, darunter Standvögel wie auch Zugvögel. Der Park ist einer der letzten Zufluchtsorte des Waldrapps. Die wieder angesiedelten Mhorrgazellen, Säbelantilopen, Mendesantilopen und Nordafrikanische Strauße befinden sich in einem Großgatter.

Die Herpetofauna ist mit 25 Arten vertreten, darunter die Maurische Landschildkröte, Maurische Bachschildkröte, Wechselkröte und Saharafrosch .

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Tamri-Nationalpark

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Waldrappe (Geronticus eremita) im natürlichen Lebensraum, Oued El Tamri, Marokko © Hans-Peter Müller, Rabat

40 km nördlich von Souss Massa befindet sich der Tamri-Nationalpark, wo ebenfalls Waldrappen brüten. Im nahe gelegenen Tal des Ouel El Tamri befinden sich ihre Futtergründe. Hier leben auch echte (nicht verwilderte) Felsentauben (Columba livia), ferner Felsenhühner (Alectoris barbara), Triele (Burhinus oedicnemus), Dünnschnabel- (Larus (=Chroicocephalus) genei) und Korallenmöwen (Larus (=Ichthyaetus) audouinii), Theklalerchen (Galerida thekla) und Blaumerlen (Monticola solitarius).

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Atlas-Vorland

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Ebene vor dem 687 m hohen Jbel Lakhdar © L. Mahin. Veröffentlicht auf Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

Über ein paar Stufen steigt die Ebene allmählich zum Rif bzw. den Vorbergen des Atlas an. Dieses Atlasvorland ist ein 400-600 m hohes Tafelland zwischen der Küstenebene und den Atlasbergen. Dieses Kernland des Königreichs Marokko ist sehr fruchtbar, erhält aber im Landesinnern nur wenig Regen und hat daher Steppencharakter.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Königliches R'Mila-Schutzgebiet

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Mhorrgazellen (Nanger dama mhorr) im natürlichen Lebensraum. R'Mila-Schutzgebiet, Marokko © Hans-Peter Müller, Rabat

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Mhorrgazellen (Nanger dama mhorr) im natürlichen Lebensraum. R'Mila-Schutzgebiet, Marokko © Henning Wiesner, Andechs

Höhe ca. 500 m.ü.M.
280 mm Niederschlag / Jahr.
Temperatur min. -7°C, max. 46.6°C (Marrakesch).

Vegetation: Mit Akazien (Acacia gummifera und Acacia raddiana) durchsetzte Trockensavanne.

Tierwelt: In diesem umzäunten, ehemaligen königlichen Hühnerjagdgebiet wurden 1992 je drei Mhorrgazellen aus Almería und Hellabrunn eingesetzt. Diese haben sich so gut vermehrt, dass von R'Mila aus andere Reservate besiedelt werden konnten, so z.B. das Safia-Naturschutzgebiet in der West-Sahara. Ausgehend von 17 aus dem Königlichen Bouznika-Schutzgebiet eingeführten Dorkasgazellen hat sich hier auch ein Bestand von rund 500 Tieren entwickelt.

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Gebirge

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Hoher Atlas bei Timit, Ait Bougoumez-Tal © Arnold Betten

 

 

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Rif-Gebirge bei Ghafsai © Abdel Hamid Err. Veröffentlicht auf Wikimedia unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

 

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Aleppokiefern (Pinus halepensis) bei Amizmiz, Hoher Atlas © Adam Axon

Der Atlas ist ein Faltengebirge, das seine Entstehung dem Aufeinandertreffen von Afrikanischer und Eurasischer Kontinentalplatte verdankt. Es hat eine Länge von etwa 2300 Kilometern und besteht aus mehreren Gebirgsketten: An der Mittelmeerküste der Kleine Atlas und das Rif mit maximal 2456 Metern Höhe, im Zentrum Marokkos der Mittlere (bis 3'340 m) und der Hohe Atlas (bis 4'165 m Höhe), und im Süden, die Grenze zur Sahara markierend, Anti-Atlas, Djebel Siroua und Sahara-Atlas.

Vegetation: Die montane Stufe der nördlichen und zentralen Ketten wird dominiert von immergrünen Eichen. In der subalpinen Stufe mischen sich Spanische Tannen (Abies pinsapo) mit Aleppokiefern und Atlaszedern. Im Süden ist es sehr viel trockener, der Wald wird durch Dornbusch ersetzt und der Übergang zur Wüste ist fließend. 

Tierwelt: Die Tierwelt des Rifs ähnelt teilweise derjenigen Südspaniens. Hier leben z.B. Wildschwein, Rotfuchs, Ringeltaube, Buchfink, Amsel, Feuersalamander, Erdkröte und Laubfrosch (Hyla meridionalis). Rif, Kleiner, Mittlerer und Hoher Atlas bilden das Verbreitungsgebiet des Berberaffen, der bis in Höhen von 2'600 m vorkommt. Auch die stark gefährdete Edmigazelle (Gazella cuvieri) steigt bis auf 2'600 m. An afrikanischen Arten gibt - oder gab - es im Atlas z.B. den Atlaslöwen, ausgerottet um 1940), den Leopard und den Karakal.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Ain Tijja-Mezguitem

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Waldrapp-Voliere in Ain Tihha-Mezguitem © H. P. Müller

 Im Rif-Gebirge im Nordosten Marokkos, etwa 700 km Luftlinie von Souss Massa entfernt, haben sich der Tierpark Hellabrunn und andere Zoos in einem Waldrapp-Projekt engagiert. Im Jahr 1999 wurde eine Kooperationsvereinbarung vom Forstwirtschaftsministerium, einem Zookonsortium aus dem deutschsprachigen Raum und anderen Beteiligten unterschrieben, mit dem Ziel, in Ain Tijja-Mezguitem, im Nord-Osten Marokkos, eine Aufzuchtstation einzurichten, dort eine ex situ Waldrapp-Population zu halten und zu züchten, um später dort aufgezogene Vögel freizulassen und eine Waldrapp-Population aufzubauen, die imstande ist, in ihrer natürlichen Umgebung zu überleben.


Literatur und Internetquellen:

ABAIGÁR, T. et al. (2019)
BEUDELS, R.C. et al. (2005)

MÜLLER, H.P. (2004)
RABEIL, T., NEWBY, J. & HAROUNA, A. (2008)

Protected Planet
Dossier UNESCO: Parc National d'El Feija

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Gelesen 31151 mal Letzte Änderung am Montag, 08 Februar 2021 10:45
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx