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Antilopen

Kronenducker

Weiblicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia steinhardti) im Roy's Camp bei Grootfonetoen, Namibia Weiblicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia steinhardti) im Roy's Camp bei Grootfonetoen, Namibia
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ducker (Cephalophinae)

D LC 650

Kronenducker

Sylvicapra grimmia • The Grey Duiker • Le céphalophe de Grimm

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Weiblicher Kronenducker Sylvicapra grimmia grimmia) im Tygerberg Zoo, Kraaifontein, West-Kap, Südafrika © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

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Approximative Verbreitung des Kronenduckers (Sylvicapra grimmia)

 

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Männlicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia grimmia) im Seaview Game (Predator) Park, Ostkap, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Männlicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia grimmia) im Seaview Game (Predator) Park, Ostkap, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Männlicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia grimmia) im Seaview Game (Predator) Park, Ostkap, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Männlicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia caffra) im Mkuze-Wildschutzgebiet, Kwazulu-Natal, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Männlicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia) im Zoo Warschau © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Weiblicher Kronenducker(Sylvicapra grimmia) im Zoo Prag © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Männlicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia (caffra ?)) im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Weiblicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia (caffra ?)) im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Männlicher Kronenducker (Sylvicapra grimmia (caffra ?)) im Zoo Johannesburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der Kronenducker ist ein mittelgroßer Ducker mit einer weiten Verbreitung von der nördlichen Savannenzone Afrikas bis zum Kapland. Er wurde früher immer wieder, wenn auch nicht in großer Zahl, in europäischen Zoos gezeigt, ist aber als nicht gefährdete Art der Tierbestandsplanung der EAZA zum Opfer gefallen und wird sei einigen Jahren nicht mehr gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Kronenducker ist ein mittegroßer, schlanker Ducker, der im männlichen Geschlecht, selten auch bei Weibchen, etwa 11 cm lange, eng stehende Hörner hat. Größe und Gewicht variieren regional, die Kopf-Rumpflänge von 70-115 cm, die Schwanzlänge von 10-20 cm, die Widerristhöhe von 39-70 cm und das Körpergewicht von ca. 10-26 kg, wobei die Weibchen im Mittel 2-4 kg schwerer sind als die Männchen. Anders als die übrigen Ducker haben die Tiere keinen runden Rücken, sind aber wie jene hinten höher gebaut als vorne. Die Fellfarbe variiert von bräunlich-grau bis rötlich mit meist weißer Unterseite. Manche Tiere haben einen schwarzen Streifen vom nackten Nasenspiegel bis zur Stirn. Die Voraugendrüse ist gut ausgebildet. Zwischen den Ohren bzw. Hörnern befindet sich ein kurzer Schopf. Der Schwanz ist oben schwarz und auf der Unterseite weiß [3; 4; 5; 7].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara: Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Lesotho, Malawi, Mali, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik. Möglicherweise ausgestorben in Dschibuti [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kronenducker besiedelt hauptsächlich Savannen und Trockenwälder, kommt aber auch in allen anderen Biomen mit Ausnahme von Wüste, Kurzgrassteppen ohne Deckung und Regenwald vor. Die Höhenverbreitung reicht vom Meeresspiegel bis in die alpine Stufe auf 5'600 m. Die Tiere nutzen auch Agrarland, Baumpflanzungen und Sekundärwälder. Die Ernährung ist vielseitige und umfasst Laub, Kräuter, Früchte und Samen, ferner auch Termiten, Vogeleier, Frösche, Reptilien, bodenlebende Vögel und Kleinnager. Sie plündern häufig auch Kulturen, wie Bohnen, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Tomaten, Erdnüsse oder Mais [2; 3; 5; 8; 9].

Kronenducker sind Einzelgänger mit nur kurzfristiger Paarbindungen. Sie sind meistens tagsüber oder am späten Nachmittag und abends aktiv, in Gebieten mit häufigen Störungen, werden sie nachtaktiv. Sie sind territorial und markieren das Territorium mit dem Sekret ihrer Antorbitaldrüsen. Gleichgeschlechtliche Artgenossen werden von Böcken wie von Ricken vertrieben. Die Größe der Territorien wird für Südafrika mit 21-27 ha angegeben. Es gibt keine feste Paarungs- und Setzzeit, Geburten können während des ganzen Jahres erfolgen. Die Tragzeit beträgt rund 200 (186-216) Tage. Es wird ein einzelnes Kitz mit einem Gewicht ca. 1'700 g geboren. Die Intervalle zwischen zwei Geburten betragen ca. 234-259 Tage. Die Kitze sind Ablieger, die von der Mutter 4-6mal pro Tag zum Säugen aufgesucht werden. Sie nehmen mit 2 Wochen bereits etwas feste Nahrung zu sich. Sie werden mit 3 Monate entwöhnt und verlassen ihre Mutter mit etwa 6 Monaten. Weibchen werden mit 8-12 Monaten, Männchen mit 16 Monaten geschlechtsreif [4; 7; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Kronenducker hat eine sehr weite Verbreitung und sein Gesamtbestand beträgt mehrere Millionen Individuen. Trotz gebietsweiser Abnahme der Bestände wird die Art daher seit 1996, letztmals überprüft 2016, als nicht-gefährdet angesehen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel ist nach CITES- nicht geregelt. Die Einfuhr lebender Tiere aus den Ursprungsländern ist aber wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen.

Bedeutung für den Menschen

In vielen Teilen ihres Areals ist die Art Gegenstand einer unregulierten Jagd zur Gewinnung von Fleisch für den Eigenbedarf oder die Belieferung von Bushmeat-Märkten [2]. In manchen afrikanischen kulturen werden die Hörnchen zu Anhängern verarbeitet, die böse Geister fernhakten sollen [9].

Haltung

WEIGL gibt das Höchstalter mit mindestens 15 Jahren und 5 Monaten an, erreicht von 2.1 in Südafrika gezüchteten und danach im San Diego Zoo gehaltenen Tieren, die zum Zeitpunkt der Erfassung noch lebten [7]. Bei einer Vergesellschaftung ist zu berücksichtigen, dass Kronenducker aktiv kleinere Vögel jagen, um sie zu fressen.

Haltung in europäischen Zoos: Der Kronenducker wurde im Londoner Zoo bereits 1854 gezüchtet, in Frankfurt 1868. Die Haltung in europäischen Zoos endete um die Jahrtausendwende. Das letzte Einzeltier lebte bis 2004 im Zoo Warschau [EAZA Antelope and Giraffid TAG-Dokumente]. Im deutschsprachigen Raum war wohl der Zoo Karlsruhe der letzte, der die Art hielt (bis 1981). Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für ein Paar ein Gehege von mindestens 50 m² zur Verfügung stehen. Zudem wird eine Stallfläche von 2 m² pro Tier vorgegeben. Die Temperatur im Innengehege muss mindestens 18ºC betragen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.20222021) schreibt für bis zu 2 Tieren ein unterteilbares Gehege mit Sichtblenden, Ausweich- und Versteckmöglichkeiten vor, dessen Grundfläche 50 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 20 m² zur Basisfläche dazu. Als Stallfläche sind 3 m² pro Tier anzubieten.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-5 Tiere ein Außengehege von 100 m² erforderlich, für jedes weitere 10 m² mehr. Ferner sind Innenanlagen von 4 m² pro Tier mit einer Raumtemperatur von mindestens 18°C vorgeschrieben. Die Haltung hat paarweise oder in Familiengruppen zu erfolgen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kronenducker wurde 1758 von Carl von LINNÉ, anhand eines Exemplars aus der Kapkolonie als "Capra monticola" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Sylvicapra wurde 1837 von dem aus Irland stammenden Naturforscher William OGILBY eingeführt. Nach HANDBOOK werden 11 Unterarten differenziert, zuvor waren es, je nach Autor, 13-17 [1; 7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)
  2. IUCN SSC ANTELOPE SPECIALIST GROUP. (2016). Sylvicapra grimmia. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T21203A50194717. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T21203A50194717.en . Downloaded on 16 February 2021.
  3. KENDALL, G. (ed., 2000)
  4. MILLS, G. & HES, L. (1999) 
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. ANIMAL DIVERSITY WEB (ADW)

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Gelesen 19958 mal Letzte Änderung am Dienstag, 18 April 2023 08:47