Sumpf- und Wasserpflanzen

Tropische Sumpf- und Wasserpflanzen

Seerosenteich (Nymphaeaceae) in der Wilhelma Stuttgart Seerosenteich (Nymphaeaceae) in der Wilhelma Stuttgart
© Wilhelma Stuttgart (Pressefoto)

 

Allgemeines

Tropische Sumpf- und Wasserpflanzen sind in unseren Breiten meistens nur in Treibhäusern oder Tropenhallen zu sehen. Eine Ausnahme gibt es im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart: Dort bildet seit 1956 das große Mittelbecken im Maurischen Garten eine Heimat für tropische Seerosen und die Indische Lotosblume. Das 650 m² große und rund 1.20 m tiefe Becken wird zu diesem Zweck im Sommerhalbjahr auf 28-30°C beheizt und je nach Witterung Mitte bis Ende Mai mit Pflanzen bestückt, von denen die meisten jedes Jahr neu aus Samen herangezogen werden [4].

 

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Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Aronstabgewächse (Araceae)

ARACEAE pistia stratiotes kluetz PD1
Schwimmende Blätter des Wassersalats (Pistia stratiotes) im Schmetterlingshaus Klütz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

ARACEAE pistia stratiotes ZRH PD2
Schwimmende Blätter des Wassersalats (Pistia stratiotes) mit Afrikanischem Blätterhühnchen (Actophilornis africana) in der Masoalahalle des Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

ARACEAE pistia stratiote ZRH PD1
Schwimmende Blätter des Wasserssalats (Pistia stratiotes) mit Witwenpfeifgans (Dendrocygna viduata) in der Masoalahalle des Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

ARACEAE pistia stratiotes ZRH PD3
Der Wassersalat (Pistia stratiotes) bedeckt fast die ganze Teichoberfläche in der Masoalahalle des Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Tribus: Pistieae

Wassersalat oder Muschelblume

Pistia stratiotes

Verbreitung: Tropen und Subtropen der Alten und Neuen Welt.

Standorte: Stehende oder langsam fliessende Gewässer bis auf eine Höhe von 1'400 m ü.M. mit einer Wassertemperatur von mindestens 17°C.

Blütezeit: In Europa Juli-September.

Der Wassersalat ist eine immergrüne, freischwimmende, bis 25 cm breite Wasserpflanze mit Ausläufern und vielen im Wasser schwebenden, fein-fiedrigen Wurzeln. Seine Blätter sind blaugrün, breit-keilförmig, vorne abgerundet oder gestutzt, bis 20 cm breit, gespreizt bis nahezu aufrechtstehend, dicht mit feinen, Wasser abstossenden Haaren bedeckt und mit 7-15 rippenartigen Nerven. In seinem Zentrum entwickelt er je eine winzige, weißliche männliche und weibliche Blüte, die von einem 1-3 cm langen, behaarten Hochblatt umhüllt sind. Die Früchte sind eiförmige Beeren mit kleinen Samen, etwa 5 mm lang und 3 mm dick [5].

Der Wassersalat kann sich vegetativ vermehren. Aus der Achsel der Niederblätter gehen ausläuferartige Sprosse hervor, die eine starke vegetative Vermehrung ermöglichen. Dadurch bilden sich häufig Massenbestände mit der unerwünschten Folge, dass die Verdunstung gegenüber einer freien Wasserfläche um das Mehrfache gesteigert ist. Ausserdem entwickeln sich zwischen den Sauerstoff speichernden Wurzeln Larven der Mückengattung Mansonia, die als Zwischenwirt für das für Wiederkäuer gefährliche und beim Menschen grippeartige Symptome verursachenden Rifttalfieber und verschiedene andere Tropenkrankheiten bekannt ist [5].

In Europa gibt es etablierte Vorkommen in einem thermalen Fließgewässer in Slowenien, dessen Temperaturen auch im Winter an manchen Stellen nicht unter 22 °C absinken, sowie in der Unteren Erft, die aufgrund von Einleitungen von Sümpfungswasser zur Trockenlegung des nahegelegenen Braunkohletagebaus erhöhte Wintertemperaturen aufweist, und wo die Art seit 2008 die Winter überdauert und sich ausbreitet [6].

Der Wassersalat wurde 2022 in die Unionsliste invasiver Art aufgenommen. Ab dem 2. August 2024 sind das Ein- und Ausbringen, Befördern, Halten, Vermehren und Freisetzen von Pflanzen dieser Art verboten, obwohl sich die Art aufgrund der klimatischen Bedingungen in weiten Teilen der EU nicht halten kann.

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Ordnung: Commelinaartige (Commelinales)
Familie: Wasserhyazinthengewächse (Pontederiaceae)

PONTEDERIACEAE eichhornia crassipes aviarios PD
Dickstielige Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) in der Auffang- und Schutzstation Aviarios del Caribe, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

PONTEDERIACEAE eichhornia crassipes mabamba bay PD1
Dickstielige Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) im Naturschutzgebiet Mabamba Bay, Uganda © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

PONTEDERIACEAE eichhornia crassipes ZRH zingg1
Dickstielige Wasserhyazinten (Eichhornia crassieps) mit Blaustirn-Blatthühnchen (Actophilornis africanus) in der Masoalahalle des Zoo Zürich © Robert Zingg, Zürich

 

PONTEDERIACEAE eichhornia crassipes ZRH zingg2
Dickstielige Wassrehyazinthe (Eichhornia crassipes), im Hintergrund Wasserssalat (Pistia stratiotes) in der Masoalahalle des Zoo Zürich © Robert Zingg, Zürich

Unterfamilie: entfällt

Dickstielige Wasserhyazinthe

Eichhornia crassipes

Verbreitung: Südamerika. Ursprünglich im Amazonasbecken. Ab 1888 in anderen Gebieten angesiedelt. Heute in Mittel- und Nordamerika, Asien, Afrika und Madagaskar sowie Australien verbreitet.

Standorte: Offene Wasserflächen oder Sumpfgebiete mit Temperaturen von 10-28 °C.

Blütezeit: In Europa Juni-Oktober.

Die Dickstielige Wasserhyazinthe ist eine mehrjährige, freischwimmende, selten im Schlamm verankerte Pflanze, die von einer kurzen Sprossachse ausgehend eine 20-50 cm hohe und breite Rosette bildet. Die Wurzeln sind lang und behaart. Die 5-15 cm langen Blattspreiten sind rundlich bis nierenförmig, löffelartig geformt, mit sehr feinen, gebogen verlaufenden Längsnerven. Die Blattstiele sind deutlich blasenartig aufgetrieben mit lufthaltigem Gewebe im Innern, was die Pflanze schwimmfähig macht. Der Blütenstand ist eine 35 cm hohe Scheinähre mit 4-6 cm grossen, hellblauen bis blauvioletten Blüten. Nach der Blüte krümmt er sich nach unten ins Wasser. Die grünen, runzeligen, etwa 1,5 cm langen, 3fächrige Kapselfrüchte enthalten vielen schmalflügelige Samen. Durch das Abtauchen des Blütenstandes reifen die Früchte im Wasser [3; 5].

Wasserhyazinthen vermehren sich hauptsächlich vegetativ. Die Ausläufer einer einzigen Pflanze können innerhalb weniger Monate mehrere Hundert Quadratmeter Wasseroberfläche bedecken. Sie ist daher zu einem lästigen Unkraut geworden, das Flüsse, Seen, Kanäle, Staudämme und Reisfelder verstopft. Sie behindert die Schifffahrt und schädigt die Fischerei. Nebst dem Einsatz von Herbiziden gibt es Versuche, die Pflanze mit ausgesetzten Rüsselkäfern, Motten Heuschrecken und Pilzen zu bekämpfen [3; 5].

Aus den Fasern der Wasserhyazinthe können Möbel, Matten, Seile, Papier, Dünger, Biogas, und Viehfutter hergestellt werden. Solche Verwertungsprojekte stehen aber noch ganz am Anfang [3].

Erwerb und Abgabe, Haltung, Vermehrung, Transport und Ansiedeln von Dickstieligen Wasserhyazinthen sind seit 2016 nach Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 betreffend invasive Arten verboten. Das Verbot gilt nicht für die sehr ähnliche Azurblaue Wasserhyazinthe (Eichhornia azurea) oder andere Arten der Gattung.

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Ordnung: Seerosenartige (Nymphaeales)
Familie: Seerosengewächse (Nymphaeaceae)

NYMPHAEACEAE victoria pamplemousse PD1
Schwimmende Blätter der Riesenseerose (Victoria sp.) im Botanischen Garten Pamplemousse, Mauritius © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

NYMPHAEACEAE victoria pap PD1
Schwimmende Blätter und Blüte der Riesenseerose (Victoria sp.) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

NYMPHAEACEAE victoria wilhelma wilh
Riesenseerosenblatt (Victoria sp.) als Ruhepkatz für Stockente (Anas platyrhynchos) im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma © Wilhelma Stuttgart (Pressefoto)

 

NYMPHAEACEAE victoria pamplemousse PD2
Der Victoria-Teich im Botanischen Garten Pamplemousse, Mauritius © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterfamilie: Nymphaeoideae

Riesenseerosen

Victoria amazonica (Synonym: V. regia) und V. cruziana

Verbreitung: Südamerika.
Victoria amazonica: Bolivien, Brasilien, Britisch Guayana.
Victoria cruziana: Brasilien, Nordargentinien, Paraguay.

Standorte: Ruhige, eutrophe Gewässer mit schlammigem Untergrund, die eine Temperatur von 28-30°C, einen pH-Wert von 6-7 und eine Härte von 4-18°dKH aufweisen.

Blütezeit: Im natürlichen Verbreitungsgebiet ganzjährig.

Die auffälligen, kreisrunden Schwimmblätter haben einen senkrecht nach oben geschlagenen Rand mit zwei, einander gegenüber liegenden Einkerbungen, so dass Regenwasser rasch ablaufen kann, und in der Blattspreite luftgefüllte Kammern. Bei V. cruziana können sie einen Durchmesser von 1.5 m erreichen, der Rand steht 10 cm hoch. Sie sind auf beiden Seiten grün und haben rötliche Blattrippen. Bei V. amazonica geht der Durchmesser bis zu 2 m, der Blattrand wird 5 cm hoch, die Blattoberseite ist grün, die Unterseite dunkelrot. Die Blattrippen sind sehr kräftig und weisen wie der Blattstiel Dornen auf. In Kultur werden die Blätter nicht ganz so groß [1; 3].

Die Blüten haben einen Durchmesser von 25-40 cm. Sie öffnen sich an zwei Nächten in Folge jeweils von 16-10 Uhr. Am ersten Tag ist die Blüte weiß. Sie produziert durch die Verbrennung von Zucker und Stärke Wärme. Durch Wärme und Geruch angelockt besuchen Käfer die Blüte und fressen an den Blüten und verteilen den mitgebrachten Blütenstaub auf der Narbe. Am Morgen schließt sich die Blüte, wodurch die Käfer bis zum nächsten Abend in ihr gefangen sind. Am zweiten Abend ist sie kräftig rosa, hat ihre Wärmeproduktion eingestellt und aufgehört zu duften, hat aber ihren eigenen Blütenstaub freigesetzt der an den Käfern festklebt und von diesen zu einer neuen, duftenden Blüte transportiert wird [1; 2; 3].

Riesenseerosen haben ein Rhizom und sind in der Natur mehrjährig. Sie werden aber in Kultur jährlich immer wieder neu aus Samen gezogen. Die Samen haben eine sehr harte Schale und werden vor dem Treiben angefeilt [2].

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Ordnung: Silberbaumartige (Proteales)
Familie: Lotosgewächse (Nelumbonaceae)

PROTEALES nelumbonaceae nelumbo nucifera wilhelma wilh
Lotosblüte (Nelumbo nucifera) im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma © Wilhelma Stuttgart (Pressefoto)

 

PROTEALES nelumbonaceae nelumbo nucifera sacramento zoo
Indische Lotosblumen (Nelumbo nuciferaI im Sacramento Zoo, Kalifornien © Sacramento Zoo (Pressefoto)

 

Unterfamilie: Entfällt. Nelumbo ist die einige Gattung der Familie.

Indische Lotosblume

Nelumbo nucifera

Verbreitung: Südostsien sowie im Gebiet des Kaspischen Meeress und des Aralsees. Eingebürgert in Australien, Nord- und Südamerika.

Standorte: Ruhige, 30-250 cm tiefe Gewässer mit schlammigem Boden und Tagestemperaturen von ca. 23-27ºC während der Vegetationsperiode.

Blütezeit: In Mitteleuropa ab Juli.

Die Lotosblume wächst aus einem bis zu 20 cm langen Rhizom, aus dem zunächst schildförmige, runde Schwimmblätter sprießen. Danach schieben sich zusammengerollte Luftblätter aus dem Wasser, die sich dann über Wasser ausbreiten. Sie stehen auf bis zu 2 Meter langen Stielen, erreichen einen Durchmesser von 30 bis 60 cm und haben eine wasserabweisende Oberfläche. Die Blüten stehen einzeln auf hohen, die Blätter überragenden Stielen. Sie sind schalenförmig und haben einen Durchmesser von 15 bis 35 cm. Die jungen Blüten sind rosa, dann verblassen sie jedoch immer mehr, oder rein weiß. Der Fruchtknoten ist in der Blütenachse eingewachsen. Die Narben der 7 bis 25 Fruchtblätter sind alle einzeln als kleine runde "Knötchen" auf der Oberfläche sichtbar. Die Fruchtstände trocknen ein und bleiben als braune, glockenförmige Gebilde an den Stielen hängen [2; 3].

Die Vermehrung erfolgt vegetativ durch Teilung des Rhizoms oder durch Aussaat. Die sehr harten Samenschalen werden zum Aussäen angekratzt oder angeschnitten, damit Wasser eindringt und der Samen quillt. Die Keimung erfolgt bei einer Temperatur von 25 bis 30 °C 1-2 Wochen nach Aussaat. Es gibt zahlreiche Sorten, die sich in Größe, Blütenform und -farbe unterscheiden [2; 3].

Lotos ist essbar. Wurzelknollen werden getrocknet und zu Mehl verarbeitet oder gekocht Junge Blätter und Blattstiele werden als Gemüse gekocht. Die Samen dienen frisch, kandiert oder geröstet als Snack oder werden als Suppenbeilage gekocht [2].

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Literatur und Internetquellen:

  1. AMAZONAS.DE
  2. HEIMBIOTOP.DE
  3. LÖTSCHERT, W. & BEESE, G.(1981)
  4. WILHELMA STUTTGART - INTERNETAUFTRITT
  5. ZOO ZÜRICH - PFLANZENDOKUMENTATION MASOALA REGENWALD
  6. HUSSNER, A. & HEILIGTAG, S. (2013)

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Gelesen 25686 mal Letzte Änderung am Sonntag, 11 Juni 2023 15:38
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx