Marder und Stinktiere

Schweinsdachs

Schweinsdachs (Arctonyx collaris) im Zoo Peking Schweinsdachs (Arctonyx collaris) im Zoo Peking
© Wolfgang Dreier, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)

D VU 650

Schweinsdachs

Arctonyx collaris s. l. • The Greater Hog Badger • Le blaireau à gorge blanche

112 004 012 001 arctonyx collaris SP night KR1
Schweinsdachs (Arctonyx collaris) im Nachtsafari Singapur © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris map
Approximativer Verbreitung des Schweinsdachses (Arctonyx collaris s. l.). Dunkelblau: collaris-Gruppe; dunkelgrün: alboglaris/leucolaemus; gelb: hoevnii (Verbreitung geht weiter bis Südspitze Sumatras); rot: möglicherweise ausgestorben

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris SP night KR2
Schweinsdachs (Arctonyx collaris) im Nachtsafari Singapur © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris peking wDreier2
Nördlicher Schweinsdachs (Arctonyx collaris albogularis) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris peking wDreier3
Nördlicher Schweinsdachs (Arctonyx collaris albogularis) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris hoevenii batu jPfleiderer
Sumatra-Schweinsdachs (Arctonyx collaris hoevenii) im Batu Secret Zoo, Java © Johannes Pfleiderer

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris dictator dusit dusit
Indochinesischer Schweinsdachs (Arctonycx collaris dictator) im Dusit Zoo, Bangkok © Zoological Parks Organization - Dusit Zoo

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris dictator HuaiKhaKhaengWS  ThaiNP
Indochinesischer Schweinsdachs (Arctonyx collaris dictator) im Huai Kha Khaeng-Wildschutzgebiet, Thailand © Thai National Park. Veröffentlicht auf Wikimedia Communs unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

 

112 004 012 001 arctonyx collaris skull hardwicke
Schweinsdachs (Arctonycx collaris) Kopfansicht, Schädel und Unterkiefer. Abbildung aus HARDWICKE, Th. (1832) Illustrations of Indian Zoology, Vol. 1, London. Gemeinfrei

 

Weitere Bilder auf BioLib

Schweinsdachse, die neuerdings ist drei Arten aufgeteilt werden, sind dem Europäischen dachs relativ ähnlich. In ihrem südostasiatischen Verbreitungsgebiet sind sie teilweise gefährdet. In europäischen Zoos waren sie stets selten und werden seit über drei Jahrzehnten nicht mehr gezeigt

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schweinsdachs weist eine Kopf-Rumpflänge von 55-74 cm, eine Schwanzlänge von 12-17 (9-22) cm und ein Gewicht von 7-14 kg auf. Namengebend ist der lange, bewegliche, nackte "Schweinsrüssel". Im Übrigen ähnelt der Schweinsdachs dem europäischen Dachs, ist aber hochbeiniger. A. collaris im engeren Sinn gilt als größter Vertreter der Dachse, A. albogularis ist mittelgroß und die Inselform A. hoevenii ist am kleinsten und am dunkelsten gefärbt [2; 4; 7; 9].

Verbreitung

Südostasien: Bangladesch, China, Indien, Indonesien (Sumatra), Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Thailand, Vietnam, möglicherweise Bhutan und Malaysia (Halbinsel) [1; 3; 5].

Lebensraum und Lebensweise

Schweinsdachse besiedeln immergrüne und laubabwerfende Wälder, Busch und Grasland sowie kultiviertes Land (z.B. Teeplantagen) vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 4'300 m. Sie sind Einzelgänger, die tagsüber, in der Dämmerung und nachts aktiv sein können. Geruht wird in, meist selbst gegrabenen Erdbauen mit mehreren Eingängen oder in Felshöhlen. Sie sind Allesfresser, die mit ihrem Rüssel den Boden durchwühlen, um pflanzliches (Wurzeln, Knollen) und tierisches Material zu sich nehmen, wobei die Hauptnahrung Erdwürmer zu sein scheinen. Auch Früchte, Kleinsäuger, Reptilien, Insekten, Tausendfüßer und Schnecken gehören zu ihrem Nahrungsspektrum [1; 3; 5; 7; 9; 11].

Bedingt durch eine Keimruhe ist die Trächtigkeitsdauer sehr variabel. meistens beträgt sie 7-8 Monate. Ein Wurf besteht aus 2-3 (1-7). Diese sind bei der Geburt blind und wiegen etwa 60g. Mit 41-48 Tagen öffnen sich die Augen. Zwischen dem 61.-63. Lebenstag beginnen die Jungen den Bau für kurze Zeit zu verlassen. Mit 12-14 Wochen werden sie entwöhnt [6; 9].

Gefährdung und Schutz

Seit 2016 ist der Schweinsdachs als Arctonyx collaris, Arctonyx albogularis und Arctonyx hoevenii in der Roten Liste aufgeführt. collaris wird als gefährdet (VULNERABLE) eingestuft, weil die Bestände als Folge nicht-nachhaltiger Jagd abnehmen. Bei albogularis ist ebenfalls ein negativer Bestandstrend zu beobachten, er gilt aber in seinem großen Areal als gebietsweise noch häufig und wurde deshalb als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) eingestuft. Ebenfalls nicht gefährdet ist der Sumatra-Schweinsdachs, dessen Bestand als stabil angesehen wird. Ins gesamt scheint die Beurteilung der drei Formen mit vielen Unsicherheiten behaftet zu sein [1; 3; 5].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. Seit 2016 setzt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behördee Patrouillen aus ausgebildeten lokalen Dorfbewohnern zur Bekämpfung der Wilderei ein, bietet Umweltbildung in den Dorfschulen und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für die Lehrkräfte an, und führte ein dreijähriges Programm zur nachhaltigen Entwicklung der Dorfgemeinschaften im Nakai-Distrikt durch. Von diesen Maßnahmen profitiert u.a. der Schweinsdachs der hier einen großen Bestand hat und oft durch Kamerafallen erfasst wird [1]. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise wird das Fleisch von Schweinsdachsen gegessen. In China wird die Art sogar für diesen Zweck gezüchtet. Aus den Haaren werden Rasierpinsel hergestellt und in Indonesien gibt es einen limitierten Heimtierhandel [1; 3; 5].

Haltung

Schweinsdachse können im Zoo ein Alter von über 15 Jahren und 9 Monaten erreichen [8]. Bei der Konzeption von Gehegen ist zu berücksichtigen, dass Schweinsdachse nicht nur graben, sondern auch klettern können [2].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde 1867 vom Londoner Zoo eingeführt. Danach war sie in verschiedenen europäischen Zoos zu sehen, war aber stets selten und verschwand in den 1990er Jahren völlig. Die deutsche Erstzucht gelang 1985 dem Zoo Duisburg. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Dachse in Gemeinschafts- oder verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 25 m² / Tier gehalten werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Paar Dachse ein Außengehege mit einer Grundfläche von 100 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 4 m² vor. In der früheren Fassung der Verordnung waren es 60 m². Für die Erhöhung gab es weder einen Anlass noch eine Begründung. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für ein Paar ein Außengehege von 50 m² vorgeschrieben.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schweinsdachs wurde 1825 von dem französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric CUVIER, unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. BIs vor wenigen Jahren wurde davon ausgegangen, dass die Gattung Arctonyx aus nur einer Art bestehe, von der sechs Unterarten anerkannt wurden [7; 10]:

  • Großer Schweinsdachs (A. c. collaris) - östlicher Himalaya bis Yunnan
  • Burmesischer Schweinsdachs (A. c. consul) Assam bis Myanmar
  • Nördlicher Schweinsdachs (A. c. albogularis) - China
  • Chinesischer Schweinsdachs (A. c. leucolaemus) - China
  • Indochinesischer Schweinsdachs (A. c. dictator) - Thailand, Indochina, Yunnan, Malaysia, (Halbinsel)
  • Sumatra-Schweinsdachs (A. c. hoevenii) - Sumatra

2008 trennte ein amerikanisch-singapurisches Autorenteam den Nördlichen (albogularis, einschließlich leucolaemus) und den Sumatra-Schweinsdachs (hoevenii) aufgrund von Skelett- und Exterieurmerkmalen als eigenständige Art ab, was 2016 in der Roten Liste der IUCN übernommen wurde [1; 3; 4; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. DUCKWORTH, J.W. et al. (2016). Arctonyx collaris. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T70205537A45209459. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T70205537A45209459.en . Downloaded on 25 November 2020.
  2. GRZIMEK, B. (Krsg. 1970)
  3. HELGEN, K. & CHAN, B. (2016). Arctonyx albogularis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T70206273A70206436. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T70206273A70206436.en . Downloaded on 25 November 2020.
  4. HELGEN, K. M., LIM, N. T.-L., HELGEN, L. E. (2008)
  5. HOLDEN, J. et al. (2016). Arctonyx hoevenii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T70205771A70205927. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T70205771A70205927.en . Downloaded on 25 November 2020.
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. SMITH, A. T. & XIE, Y. (Hrsg., 2008)
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  11. ZOOLOGICAL PARKS ORGANIZATION - DUSIT ZOO

Zurück zu Übersicht Landraubtiere

Weiter zu Tayra (Eira barbara)

Gelesen 16168 mal Letzte Änderung am Samstag, 18 Februar 2023 10:45
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx