Hyänen, Schleichkatzen, Mangusten

Larvenroller

Larvenroller (Paguma larvata) im Wildkatzenzentrum FELIDAE, Barnim © Wolfgang Dreier, Berlin Larvenroller (Paguma larvata) im Wildkatzenzentrum FELIDAE, Barnim © Wolfgang Dreier, Berlin
© Wolfgang Dreier, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Schleichkatzen (Viverridae)
Unterfamilie: Palmenroller (Paradoxurinae)

D LC 650

Larvenroller

Paguma larvata • The Masked Palm Civet • La civette palmiste à masque

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Chinesischer Larvenroller (Paguma larvata larvata) im Zoo Dortmund © Elias Neideck

 

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Approximative Verbreitung des Larvenrollers (Paguma larvata). Dunkalblau: autochthone Verbreitung; dunkelgrün: eingeführte Populationen

 

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Chinesischer Larvenroller (Paguma larvata larvata) im Zoo Dortmund © Elias Neideck

 

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Chinesischer Larvenroller (Paguma larvata larvata) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Sumatra-Larvenroller (Paguma larvata leucomystax) im Zamość Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Sumatra-Larvenroller (Paguma larvata leucomystax) im Taman Safari Indonesia I, Bogor © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Sumatra-Larvenroller (Paguma larvata leucomystax) im Wildkatzenzentrum FELIDAE, Barnim © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel eines Larvenrollers (Paguma larvata) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Larvenroller ("Paradoxurus larvatus" = Paguma larvata). Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

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Der Larvenroller ist eine in Süd- und Südostasien weit verbreitete Art, die nicht gefährdet ist. Als nachtaktives Tier lässt sie sich nur in einem Nachttierhaus vernünftig präsentieren, was mit dazu beiträgt, dass sie in europäischen Zoos nur selten gehalten wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Larvenroller erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 50-70 (40-87) cm, eine Schwanzlänge von 50-60 (35-63) cm und ein Gewicht von 3-5 (-7) kg. Der Rumpf ist gestreckt, die Extremitäten sind kurz und kräftig, an jedem Fuß befinden sich 5 rückziehbare Krallen. Die Ohren sind relativ kurz und gerundet, die Augen groß. Der große, nackte Nasenspiegel kann fleischfarben oder schwarz sein. Das Fell ist mittellang und weich. Die Färbung ist je nach Unterart variabel. Namengebend ist die kontrastreiche schwarz-weiße Gesichtsmaske, die aber je nach Unterart unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Die Schwanzspitze kann schwarz oder weiß sein. Die Weibchen haben vier Zitzen [1; 2; 5; 6; 7; 9].

Verbreitung

Süd- und Südostasien: Bangladesch, Bhutan, Brunei, China, Indien (Festland und Andamanen), Indonesien (Sumatra, Kalimantan), Kambodscha, Laos, Malaysia (Halbinsel, Sarawak, Sabah), Myanmar, Nepal, Pakistan, Taiwan, China, Thailand, Vietnam [4]. Larvenroller wurden schon früh und dann wieder um 1940 in Japan angesiedelt [11].

Lebensraum und Lebensweise

Larvenroller besiedeln vorzugsweise immergrüne und teilweise laubabwerfende Walder vom Tiefland bis auf etwa 2'700 m Höhe. In Indien sind sie auch in laubabwerfenden Wäldern anzutreffen, anderswo nutzen sie Wald-Kulturlandmosaike. Sie leben solitär, paarweise oder in Familiengruppen und halten sich überwiegend auf Bäumen auf, suchen ihre Nahrung aber auch am Boden. Sie sind ausgesprochene Nachttiere. Sie ernähren sich überwiegend von Früchten, daneben fangen sie Wirbellose und kleine Wirbeltiere [1; 4; 5; 8; 10]. 

Vermutlich gibt es im Frühjahr und im Spätherbst je eine Paarungszeit. Nach einer Tragzeit von, je nach Autor, 51-56 bzw. 70-90 Tagen werden in einer Baumhöhle 1-4 Junge geboren. Diese sind blind und öffnen ihre Augen etwa am 9. Lebenstag [1; 4; 8; 10].

Gefährdung und Schutz

Genaue Daten sind nicht verfügbar, aber es wird davon ausgegangen, dass die Bestände abnehmen. Weil aber Verbreitung und Gesamtpopulation groß sind, und die bevorzugten Lebensräume in der Hügelzone liegen, die durch Abholzung noch nicht so stark betroffen ist, wird die Art seit 1996, letztmals überprüft 2015 als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [4].

Der internationale Handel mit Exemplaren der indischen Population ist unter CITES-Anhang III geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Larvenroller werden namentlich in Vietnam und China wegen ihres Fleischs für den Eigenbedarf oder den Verkauf an Luxusrestaurants gejagt. In China werden sie auch für diesen Zweck gezüchtet. Jung gefangene Larvenroller werden sehr zahm und werden manchenorts als Rattenfänger in Haus und Hof gehalten. Larvenroller gelten als Reservoir für das SARS-Coronavirus. Dieses verursachte, ausgehend von China, 2002 erstmals eine Epidemie mit Krankheitsfällen in 32 Ländern, was zu Handelsverboten und zur Schließung von Zuchtfarmen führte [1; 4; 7].

Aus Indien, das die Aufnahme der Art in CITES-Anhang III veranlasst hatte, wurden von 2001-2019 keine Exporte registriert. Aus anderen Ländern wurde im selben Zeitraum die Ausfuhr von 19 Wildfängen mitgeteilt, wichtigstes Exportland war Indonesien. An Nachzuchttieren wurden 218 verschoben, 212 aus Korea und 6 aus Indonesien [3].

Haltung

Als Höchstalter werden über 15 Jahre und 3 Monate bzw. über 27 Jahre und 3 Monate angegeben [6; 9].

Haltung in europäischen Zoos: Dem Londoner Zoo gelang es bereits 1869, die Art zu züchten. Diese blieb in europäischen Zoo jedoch stets selten und gegenwärtig (2023) wird sie in nur etwa einem Dutzend Institutionen gezeigt, vier davon in Deutschland. Dabei handelt es sich meistens um die Unterart leucomystax. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Zuchtprogramm (EEP) oder Zuchtbuch (ESB) für den Larvenroller.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL beträgt der Raumbedarf für zwei verträgliche Tiere 12 m² bei 2.5 m Höhe. Das Gehege ist als zwei gleich große, verbindbare Einzelgehege zu gestalten.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 2020) schreibt für 1-2 Tiere ein 2.5 m hohes Innengehege mit einer Grundfläche von 16 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 3 m² dazu. Für jedes Tier ist eine individuelle Schlafbox von 1 m² vorzusehen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2020) fordert für das Außengehege 16 m² pro Paar, und für jedes weitere Tier zusätzlich 1.6 m², ferner ein Innengehege von 8 m² pro Paar und für jedes weitere Tier zusätzlich 0.8 m², wobei der Zugang zum Außengehege ganzjährig zu gewährleisten ist.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Larvenroller wurde 1827 von dem vielseitigen englischen Oberstleutnant Charles Hamilton SMITH als "Gulo larvatus", also als eine Art Vielfrass, erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Paguma wurde 1831 von John Edward GRAY vom British Museum in London eingeführt. Zeitweilig wurde die Art auch in die Gattung Paradoxurus gestellt. Es wurden 16 Unterarten beschrieben, davon werden gegenwärtig 6 anerkannt, eine Überprüfung wäre aber notwendig [10].

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSITY WEB
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DUCKWORTH, J.W. TIMMINS, R.J. et al. (2016). Paguma larvata. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41692A45217601 . https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T41692A45217601.en. Downloaded on 30 November 2020.
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. SCHWEIZERISCHES BUNDESAMT FÜR GESUNDHEIT
  8. SMITH, A. T. & XIE, Y. (Hrsg., 2008)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. LONG, J. L. (2003)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx