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DÖRNATH, K. A. (2014)

Immobilisationsverfahren sowie medikamentöse Ruhigstellung beim Gorilla.

Vet. med. Diss. Uni Leipzig.

165 Seiten, 22 Abb., 20 Tab., 605 Literaturangaben, Anlage mit 2 Abb. und 1 Tab..
Verlag Mensch und Buch, Berlin. ISBN: 978-3-86387-452-0.

Zusammenfassung:

Die Dissertation stellt eine Retrospektive  zu Immobilisationsverfahren sowie zu medikamentöser Ruhigstellung bei Gorilla dar.

Hierfür wurden alle in 29 zoologischen Einrichtungen in Europa vorhandenen medizinischen Daten gesichtet, Aufzeichungen der ausgewählten Dekade von Juni 1993 bis Mai 2003 quantifiziert, analysiert und bemerkenswerte Ereignisse für den Zeitraum 1929 bis 2004, für den insgesamt Unterlagen vorhanden waren, aufgeführt. In 28 Zoos wurde zusätzlich ein Fragebogen zum Thema beantwortet.

Die meisten der 620 Immobilisationen des o. g. Jahrzehnts waren aus Gründen des tiergärtnerischen Management erforderlich. Die häufigsten chemischen Immobilisationen wurden mit einer Kombination von Ketamin und einem α-Agonisten ausgeführt, wobei die aus Ketamin und Xylazin doppelt so häufig wie die aus Ketamin und Medetomidin verwendet wurde. Am zweithäufigsten wurde Ketamin als Monosubstanz eingesetzt. Wenige weitere Immobilisationen fanden mittels anderer Wirkstoffgruppen-Kombinationen statt. Nur selten wurde eine Immobilisation durch eine Inhalationsnarkose aufrecht erhalten. Eine Prämedikation  erfolgte lediglich bei jeder elften chemischen Immobilisation. 28% der chemischen Immobilisationen wurden antagonisiert. Bei 47.4% aller Immobilisationen waren die Tiere zu diesem Zeitpunkt klinisch gesund. Zwischenfälle traten bei 18  chemischen Immobilisationen auf. Allerdings waren 77.8% der hiervon betroffenen Gorillas krank. Bei drei Patienten endeten diese Zwischenfälle letal.

Psychopharmaka wurden meist zur Stressreduktion und zum Eindämmen pathologischen Verhaltens abgewendet. Meist kamen Sedativa, sehr selten Antidepressiva zum Einsatz. Die Gabe von Psychopharmaka war nicht immer erfolgreich.

Die Euthanasie als Spezialindikation der chemischen Immobilisation war sechsmal im o. g. Zeitraum dokumentiert.

Aufgrund vorliegender Ergebnisse können Imobilisationen beim Gorilla als sehr sicher bezeichnet werden.

Psychopharmaka sind immer individuell und nach genauer Diagnose anzuwenden.

Bei der Euthanasie eines Gorillas muss nicht nur mit dem betreffenden Individuum tierschutzgerecht umgegangen werden, sondern es sollten auch die seelischen Bedürfnisse der Gruppenmitglieder sowie der betreuenden Menschen berücksichtigt werden.

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Gelesen 7508 mal Letzte Änderung am Sonntag, 18 Oktober 2020 08:26
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx