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Primitive Knochenfische

Amerikanischer Löffelstör

Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) im Aquatis Lausanne Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) im Aquatis Lausanne
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Löffelstöre (Polyodontidae)

D VU 650

Amerikanischer Löffelstör

Polyodon spathula • The Mississippi Paddlefish • Le spatulaire d'Amérique

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Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) im Aquatis Lausanne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Amerikanischen Löffelstörs (Polyodon spathula). Rot: Seen, in denen er ausgestorben ist

 

 

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Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula im Zoo Frankfurt © Joachim S. Müller. Übernommen aus flickr unter der Attribution-NonCommercial-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0)-Lizenz (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/)

 

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Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) im Bristol Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) im Bioparc Fuengirola © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) in der Aquatika Karlovac © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) im Dubai Aquarium and Underwater Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula) als Motiv auf Briefmarke der Deutschen Bundespost. 1977.

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Der Amerikanische Löffelstör ist aufgrund seiner Größe, seiner Urtümlichkeit und seiner Gestalt eine hochattraktive Fischart, die allerdings, wie viele andere Arten aus Nordamerika, in europäischen Zoos und Aquarien nicht besonders oft gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Amerikanische Löffelstör wird meist etwa 120 cm lang, im Extremfall 221 cm. Das veröffentlichte Maximalgewicht beträgt 90.7 kg. Die Stirnpartie bzw. der obere Teil der Schnauze bildet einen langen, löffel- oder paddelförmigen, biegsamen Fortsatz, der zweieinhalb- bis viermal so lang wie breit ist und etwa ein Drittel der Gesamtlänge des Fisches ausmachen kann. Auf diesem Fortsatz befinden sich zahlreichen Rezeptoren, mit deren Hilfe selbst schwache elektrische Felder und kleine Temperaturunterschiede wahrgenommen und Beutetiere geortet werden können. Das große und breite Maul ist zahnlos, nur Jungtiere haben noch kleine Zähnchen. Es ist nicht vorstülpbar wie bei den Eigentlichen Stören. Das Augen ist relativ klein, die Sehkraft schlecht entwickelt. Es ist ein Spritzloch vorhanden. Die Kiemendeckel haben am Hinterrand einen langen, fleischigen Hautlappen, der zurückgelegt bis zu den Bauchflossen reicht. Die Schwanzflosse ist asymmetrisch, wegen ihres verlängerten oben Lappens wurde der Löffelstör ursprünglich als eine neue Hai-Art angesehen. Die Haut ist bis auf einige  Ganoidschuppen auf der Schwanzflosse unbeschuppt. Die allgemeine Färbung variiert von gräulich-grün über dunkelblau bis schwärzlich, die Bauchseite ist schmutzig-weiß bis gräulich gefärbt [1; 2; 3; 5].

Verbreitung

Nordamerika: USA. In Kanada (Ontario) ausgestorben [3]. Eingeführte Populationen im unteren Donauraum und in Russland [6].

Lebensraum und Lebensweise

Der Amerikanische Löffelstör lebt in langsam fließenden, großen Flüssen, in Seen und Altwässern mit sandigem oder schlammigem Untergrund und reichlich tierischem Plankton. Erwachsene Exemplare schwimmen tagsüber oder auch nachts mit geöffnetem Maul, um mittels ihrer Kiemenreusen Zooplankton aus dem Wasser zu filtern. Jungfische, bei denen weder die Kiemenfilter noch der "Löffel" voll entwickelt sind, fangen einzelne im Wasser flottierende Kleintiere, hauptsächlich Insekten. Löffelstöre sind eierlegende anadrome Wanderfische, die zum Laichen mehrere 100 km flussaufwärts schwimmen. Männchen werden mit 7-9 Jahren, Weibchen mit 10-12 Jahren geschlechtsreif. Gelaicht wird in Abständen von 2-5 Jahren.  Dabei setzen die Weibchen jeweils 9'000-22'000 Eier pro kg Körpergewicht ab. Die ca. 10 mm langen Jungen schlüpfen je nach Wassertemperatur ca. 2.5 Tage nach der Befruchtung. Sie ernähren sich zunächst von ihrem großen Dottervorrat und beginnen nach etwa 10 Tagen mit der aktiven Nahrungsaufnahme [1; 2; 5].

Gefährdung und Schutz

Der Amerikanische Löffelstör gilt seit 1990 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE), allerdings datiert die letzte Beurteilung aus dem Jahr 2004 und müsste überprüft werden. Die Art ist in Teilen ihres Verbreitungsgebiets ausgestorben, hat aber immer noch ein sehr ausgedehntes Areal und einen Bestand, der deutlich über 10'000 erwachsenen Individuen liegt. Der Bestandstrend ist unklar, es wird aber für die Zukunft eine Abnahme vermutet [4].

Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Der Amerikanische Löffelstör ist eine bedeutende Art für die Sportfischerei. Bei der kommerziellen Fischerei lag der Ertrag 1982 bei 898 t, 1987 noch bei 692 t. Mittlerweile ist die kommerzielle Fischerei in den USA verboten. Zur Gewinnung von Fleisch und Kaviar wird die Art auch gezüchtet, allerdings noch in geringem Umfang. Für die Zwecke der Aquakultur und Sportfischerei wurde sie erstmals 1974 nach Europa eingeführt [1; 4; 6].

Haltung

Löffelstöre können unter mitteleuropäischen Bedingungen auch in Weihern gehalten werden, wie etwa früher im Frankfurter Zoo.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde 1967 durch das damalige Aquarium Charlottenlund bei Kopenhagen erstmals nach Europa eingeführt. Heute wird sie in rund zwei Dutzend europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich rin paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Amerikanische Löffelstör wurde 1792 von dem Lübecker Arzt und Zoologen Johann Julius WALBAUM unter dem Namen "Squalus spathula" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Polyodon wurde 1972 von dem französischen Naturforscher Bernard Germain de LACÉPÈDE eingeführt. Sie ist monotypisch [1; 3]. Weshalb der zahnlose Löffelstör ausgerechnet "Polyodon", also "der Vielzähnige" heißt, erschließt sich einem nicht ohne weiteres. Gemeint sind aber effektiv nicht Zähne im Kiefer, sondern die vielen Dornen der Kiemenreusen.

Literatur und Internetquellen

  1. FAO SPECIES FACT SHEETS
  2. FISCH-LEXIKON
  3. FISH BASE
  4. GRADY, J. (U.S. Fish & Wildlife Service). (2019). Polyodon spathula (errata version published in 2020). The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T17938A174780447. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T17938A174780447.en . Downloaded on 05 August 2020.
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. JARIĆ, I., BRONZI, P., CVIJANOVIĆ, G., LENHARDT, M., SMEDEREVAC‐LALIĆ, M & GESSNER, J. (2019)

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