Land-, Baum- und Trugnattern

Westliche Eidechsennatter

Westliche Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus) in der Alligator Bay, Beauvoir Westliche Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus) in der Alligator Bay, Beauvoir
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Nattern (Colubridae s.l.) oder Hausnattern (Lamprophiidae)
Unterfamilie: Wolfszahnnattern (Lycodontinae) oder Sandrennnattern (Psammophiinae)

D LC 650

Westliche Eidechsennatter

Malpolon monspessulanus • The Montpellier Snake • La couleuvre de Montpellier

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Westliche Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus) in der Alligator Bay, Beauvoir © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Westlichen Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus)

 

 

 

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Westliche Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus) in der Alligator Bay, Beauvoir © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Westsahara-Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus saharatlanticus), wild, Marokko © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Westsahara-Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus saharatlanticus), wild, Marokko © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Westliche Eidechsennatter (Malpolon m. monspessulanus) beim Verschlingen einer Iberischen Mauereidechse (Podarcis hispanicus) in der Extremadura © Mario Modesto Mata, Burgos. Veröffentlicht auf Wikimedia Commons unter der CC BY-SA 3.0-Lizenz (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

 

 

 

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Die Westliche Eidechsennatter ist eine nicht gefährdete Art des westlichen Mittelmeerraums. Sie ist giftig. Es kommt aber im Freiland selten zu Beißunfällen, die meist nur mit lokalen Symptomen einhergehen. Im Zoo wird die Art nur selten gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Eidechsennattern sind mit einer Länge von 140-190(-200) cm die größten europäischen Trugnattern. Die Männchen sind deutlich größer als die Weibchen. Der schmale Kopf ist kaum vom Hals abgesetzt. Das Auge ist groß mit runder Pupille und vorstehenden "Augenbrauen". Die Schnauzenspitze ragt über den Unterkiefer hinaus. Das Gebiss ist opisthoglyph. Die Färbung variiert regional. Auf hellerem oder dunklerem Grund befinden sich bei Weibchen und Jungtieren zahlreiche braune oder schwarze Flecke. Männchen sind praktisch ungefleckt. Die Körperunterseite ist weißlich [1; 5; 6; 8].

Verbreitung

Westlicher Mittelmeerraum: Algerien, Frankreich, Italien, Marokko, Spanien, Tunesien, West-Sahara [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Westliche Eidechsennatter lebt in stark besonnten Trockengebieten mit niedrigem Gestrüpp und dorniger Buschvegetation, gerne in der Nähe von kleinen Gewässern. Sie kommt auch auf Kulturland vor und dringt ins Siedlungsgebiet ein. Die Tiere sind tag- und nachtaktiv. Ihre Lebensweise ist überwiegend terrestrisch, nur selten klettern sie auf Büsche und niedrige Bäume. Überwintert wird in Fels- oder Mauerspalten, Steinhaufen, Fundamenten, im Wurzelwerk von Bäumen oder in Erdlöchern. Das Beutespektrum umfasst Kleinsäuger bis zur Größe von Wildkaninchen, Vögel, Echsen und Schlangen, die sie erwürgt und durch ihr Gift tötet. Von geringer Bedeutung sind Amphibien und Arthropoden. Kleine Beutetiere werden lebend verschluckt. Die Eidechsennatter ist ovipar. Die Eiablage erfolgt von (Mai) Juli bis August. Die Gelege umfassen bis zu 18 Eier. Die 15-20 cm langen Jungschlangen schlüpfen nach 60-80 Tagen [5; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Westliche Eidechsennatter hat eine relativ weite Verbreitung und einen mutmaßlich großen und im Wesentlichen stabilen Bestand. Sie wurde deshalb im Rahmen einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus den Jahren 2008/09 als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft [4].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Art ist weder im Berne Übereinkommen noch in der FFH-Richtlinie der EU aufgeführt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art befindet sich im Heimtierhandel. In Nordafrika wird sie für die Zwecke von Schlangenbeschwörern gefangen und ausgestopfte Tiere werden als Souvenirs verkauft [4].

Haltung

Die Eidechsennatter gilt als leicht zu haltende Schlange. Sie benötigt ein großes Trockenterrarium mit einer Bodenfüllung aus Sand und Lehm mit Schlupfkästchen und sonstigen Verstecken sowie einem kleinen Wasserbehälter und einer örtlichen Bodenheizung. Tagsüber ist ein Temperaturgradient von 25-32ºC anzustreben. Nachts sollte die Temperatur etwas absinken. Von Ende November bis Ende Februar sollten Eidechsennattern bei 10-15ºC überwintert werden [8].

Die Eidechsennatter ist giftig, praktisch aber ungefährlich, weil die Giftzähne weit hinten stehen. Sie zählt deshalb nicht zu den "Gefahrtieren". Über die Stärke ihres Gifts ist nichts bekannt [2; 6; 8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 10 Institutionen gezeigt, darunter einzelnen im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens 1.5x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres Die Höhe soll die Hälfte der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 1.5 m² bei einer Höhe von 120 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.6 m² zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Westliche Eidechsennatter wurde 1804 vom Elsässer Naturforscher Johann HERMANN als "Coluber monspessulanus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichung Malpolon wurde 1826 von dem österreichischen Zoologen Leopold Joseph Franz Johann FITZINGER eingeführt. Nachdem die Östliche Eidechsennatter als Malpolon insignitus verselbständigt wurde, werden noch drei Unterarten anerkannt [7; 8].

In GRZIMEKS TIERLEBEN wird Malopolon in die Unterfamilie Boiginae gestellt, bei TRUTNAU in die Unterfamilie Lycodontinae und nach der REPTILE DATA BASE gehört die Gattung zur Familie Psammophiidae, die wiederum von anderen Autoren als Unterfamilie der Lamprophiidae angesehen wird [3; 7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. ARNOLD, E.N. & BURTON, J.A. (1978)
  2. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. MARTINEZ-SOLANO, I. et al. (2009). Malpolon monspessulanus. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T157262A5064442. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2009.RLTS.T157262A5064442.en. Downloaded on 04 July 2020.
  5. MEHRTENS, J. M. (1993)
  6. NIETZKE, G. (1969)
  7. THE REPTILE DATA BASE
  8. TRUTNAU, L. (2002) 

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Gelesen 16675 mal Letzte Änderung am Dienstag, 25 Juli 2023 09:59
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx