Land-, Baum- und Trugnattern

Vierstreifennatter

Vierstreifennatter (Elaphe quaturolieata) im Acquario communale, Triest Vierstreifennatter (Elaphe quaturolieata) im Acquario communale, Triest
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Nattern (Colubridae)
Unterfamilie: Land- und Baumnattern (Colubrinae)

D NT 650

Vierstreifennatter

Elaphe quatuorlineata • The Four-lined Snake • La couleuvre à quatre raies

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Vierstreifennatter (Elaphe quaturolieata) im Acquario communale, Triest © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Vierstreifennatter (Elaphe quaturolieata)

 

 

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Vierstreifennatter (Elaphe quaturolieata) im Exotarium Oberhof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Vierstreifennatter (Elephe quatuorlineata) in den Abruzzen © Carlo Catoni, veröffentlicht auf Wikimedia Commons unter der CC BY-SA 2.5-Lizenz (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/)

 

 

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Junge Vierstreifennatter (Elaphe quaturolieata) auf Krk, Kroatien © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

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Schuppen der Vierstreifennatter (Elaphe quaturolieata) im Acquario communale, Triest © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Vierstreifennattern (Elaphe quaturolineata) am Rito dei Serpari in Cocullo. Bild: Pro Loco di Cocullo (Pressefoto)

 

 

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Die Vierstreifennatter ist eine potenziell gefährdete, durch die Gesetzgebung der EU geschützte, ungiftige und  harmlose Schlange aus dem Mittelmeerraum. In Zoos wird sie nicht häufig gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Vierstreifennattern erreichen eine Länge von über 2.50 m, bleiben aber meist deutlich kleiner (1.00-1.60 m), und die auf ägäischen Inseln lebende Unterart E. q. muenteri bleibt mit 90-130 cm noch darunter. Ihr länglicher Kopf ist kaum vom Hals abgesetzt. Das große Auge hat eine runde Pupille. Der Körper ist kräftig und seitlich etwas komprimiert. Die Rückenschuppen sind leicht gekielt, die Flankenschuppen glatt. Der Kopf ist oberseits einfarbig braun. Eine dunkle Schläfenbinde reicht vom Auge bis zum Maulwinkel. Die Körperoberseite ist hell- bis dunkelbraun mit vier schwarzen Längsstreifen. Der Bauch ist porzellanfarben oder dunkel gesprenkelt. Je nach Unterart kann die Färbung variieren. Jungtiere haben dunkle Flecken, die Streifenzeichnung ist bei ihnen noch nicht ausgebildet [1; 2; 5].

Verbreitung

Zentraler Mittelmeerraum: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, Slowenien [1; 3].

Lebensraum und Lebensweise

Die Vierstreifennatter besiedelt Hecken, Waldränder, offene Wälder, Brachland und traditionell bewirtschaftetes Agrarland vom Tiefland bis auf über 2'500 m Höhe. Sie ist tag- und dämmerungsaktiv und semi-arborikol. Sie ernährt sich von Kleinsäugern (große Exemplare bis Wildkaninchengröße), Vögeln und Vogeleiern, seltener von Echsen und Schlangen. Jungtiere nehmen auch größere Insekten zu sich. Größere Beutetiere werden erdrosselt, kleinere lebend verschluckt. Die Paarungen finden meist kurz nach der Winterruhe statt, können sich aber auch bis zum Sommer hinziehen. Im Juli/August legen die Weibchen 6-16 Eier ab, im September/Oktober schlüpfen die 20-41 cm langen Jungen [2; 3; 5].

Gefährdung und Schutz

Weil die Bestände deutlich abnehmen und ihr Lebensraum gebietsweise schwindet, wurde die Vierstreifennatter im Rahmen einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED) [3].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Vierstreifennatter fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist ist eine streng zu schützende Tierart nach Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG).

Bedeutung für den Menschen

Im italienischen Bergdorf Cocullo in den Abruzzen werden jedes Jahr Schlangen, hauptsächlich Vierstreifennattern, gefangen und im "Rito dei Serpari“, der zu Ehren des Dorfpatrons San Domenico immer am ersten Donnerstag im Mai stattfindenden Schlangenprozession, durch das Dorf getragen und danach wieder freigelassen [6].

Die Art befindet sich im internationalen Tierhandel [3].

Haltung

Vierstreifennattern sollen in einem geräumigen mit Kletterästen, Wurzelstrünken, Korkröhren, Schlupfkästchen und einer Trinkschale eingerichteten Terrarium gehalten werden. Auf eine Beleuchtung kann verzichtet werden, wenn der Behälter während eines Teils des Tages Sonnenlicht erhält. Als Bodengrund eignet sich ein Sand-Lehm-Torf-Gemisch. Die Tagestemperaturen sollen bei 25-30ºC, die Nachttemperaturen bei 18-20ºC liegen. Eine 4-5 Monate lange Überwinterung bei etwa 10ºC ist für die Aktivierung der Fortpflanzung notwendig [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 15 Institutionen gezeigt, von denen sich ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens gleich lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der Gesamtlänge entsprechen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 0.9 m² bei einer Höhe von 80 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.4 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Vierstreifennatter wurde 1789 von dem französischen Naturforscher Bernard Germain de LACÉPÈDE als "Coluber quatuor-lineatus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1935 stellte sie der der Wiener Zoologe Franz WERNER in die heute gültige Gattung Elaphe. Es werden vier Unterarten anerkannt, von denen drei (muenteri, parensis, scyrensis) nur auf griechischen Inseln vorkommen, währenddem die Nominatform das ganze restliche Areal besiedelt [4].

Literatur und Internetquellen

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Gelesen 16017 mal Letzte Änderung am Montag, 24 Juli 2023 13:20
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx