Wachsschnabel-Papageien

Pfirsichköpfchen

Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri) im Vogelpark Steinen Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri) im Vogelpark Steinen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Eigentliche Papageien (Psittacinae)
Tribus: Wachsschnabelpapageien (Psittaculini)

D NT 650

Pfirsichköpfchen

Agapornisfischeri • The Fischer's Lovebird • L'inséparable de Fischer

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Pfirsichköpfchen (Agapornisfischeri) im Vogelpark Steinen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Pfirsichköpfchens (Agapornis lilianae). Dunkelblau: autochthones Vorkommen; dunkelgrün: eingeführte Population

 

 

 

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Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri) im Ueno Zoo © Takashi Hososhima, Tokyo. Übernommen aus Flickr / Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.

 

 

 

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Zuchtformen (Lution und Blau) des Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri) © Ripton Scott, Wimbledon. Übernommen aus Flickr / Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.

 

 

 

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Das trotz recht großem Bestand in seinem Ursprungsgebiet als potenziell gefährdet geltende Pfirsichköpfchen ist eine der bei Privathaltern beliebtesten Psittazidenarten und hat im Lauf seiner langen Zuchtgeschichte zahlreiche Farbmutanten gebildet. Es wird in mehreren Ländern kommerziell gezüchtet, und im langjährigen Mittel gelangen über 60'000 Vögel pro Jahr auf den Weltmarkt. Auch in Zoos ist es häufig zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Pfirsichköpfchen erreichen eine Gesamtlänge von etwa 14 cm, wovon ca. 4 cm auf den Schwanz entfallen, eine Flügellänge von rund 9-10 cm und ein Gewicht von ca. 42-58 Gramm. Der Schnabel ist leuchtend rot, die Iris braun, und die Füße sind hellgrau. Es ist ein breiter weißer Augenring vorhanden. Die Geschlechter unterscheiden sich nur minimal: Die Männchen sind im Mittel etwas kleiner als die Weibchen aber gleich gefärbt. Bei der Wildform ist das Gefieder vom Vorderkopf bis zur oberen Brustregion orangerot, der Hinterkopf gelb- bis olivbraun, die untere Brust und der Nacken sind gelb, Bauch, Rücken, Flügel und Schwanz grün, Bürzel, Oberschwanzdecken und Spitzen der äußeren Schwanzfedern blau [1; 4; 5; 6, 7].

Verbreitung

Ostafrika: Tansania. Vögel unklarer Herkunft vor wenigen Jahren in Uganda nachgewiesen. Eingeführte Populationen in Kenia, Burundi und Ruanda [2].

Lebensraum und Lebensweise

Das Pfirsichköpfchen besiedelt hauptsächlich Trockensavannen mit Akazien, Wüstendatteln (Balanites aegyptiaca), Myrrhen (Commiphora) und Affenbrotbäumen (Andansonia digitata) oder Fächerpalmen-Bestände (Borassus) in Höhenlagen zwischen 1'100 und 2'200 m. Die Nahrung besteht überwiegend aus Gras- und Kräutersamen, auch Knospen, Akaziensamen und Früchte werden gefressen. Meistens wird die Nahrung vom Boden aufgenommen. Die Vögel bilden monogame Paare, die sich außerhalb der Brutzeit meist zu kleinen Verbänden zusammenschließen. Das Weibchen nistet in abgestorbenen Bäumen oder abgestorbenen Ästen lebender Bäume, wo gerne verlassene Nisthöhlen von Spechten oder Bartvögeln genutzt werden, in Palmstümpfen und eventuell in Felshöhlen. Die Höhlen werden mit viel Nistmaterial ausgekleidet. Die Gelege bestehen aus 4-6 (3-8) Eiern, die es allein während 21-23 Tagen ausbrütet. Die Jungen verlassen das Nest mit 36-38 Tagen. In den ersten Lebenstagen füttert nur das Weibchen, später beteiligt sich auch das Männchen [4; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Das Pfirsichköpfchen wurde in der Vergangenheit in großem Stil für den internationalen Vogelhandel gefangen, was zu einer Abnahme der Bestände führte. In jüngerer Zeit hat sich dies gebessert. Die Art wird aber immer noch als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED), obwohl der Bestand recht groß ist - die Schätzungen bewegen sich in der Größenordnung von ca. 300'000 bis 1 Million Individuen [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Pfirsichköpfchen wird gebietsweise zur Fleischgewinnung und wurde für den internationalen Vogelhandel gefangen. 1987 galt es als der weltweit am häufigsten gehandelter Wildvogel und machte rund 80% der Vogelexporte Tansanias aus. Von 1981-1992 registrierte Tansania die Ausfuhr von 538'402 Wildfängen. Von 1993-2018 waren es noch 402 Stück. Während der ersten Periode wurden weltweit 94'689 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr erfasst. In der zweiten Periode waren es 1'610'235. Wichtigste Produzentenländer waren Südafrika, China, Taiwan, Kuba und die Philippinen [3].

Haltung

Pfirsichköpfchen wurden 1926 erstmals nach Europa eingeführt. Die Welterstzucht glückte 1930 in Australien [1]. Das Höchstalter wird mit 32 Jahren und 3 Monaten angegeben, Chicago [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Wildform wird in gegen 150 Zoos gezeigt, von denen sich fast die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Etwa 40 kleinere Anlagen, etwa zwei Drittel davon in Deutschland, zeigen Farbmutanten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung von eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 0.5 m² und einer Höhe von 50 cm erforderlich, der in mindestens 80 cm Höhe aufzustellen ist, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 0.5 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) sind Agaporniden mindestens paarweise zu halten. Für 4 Vögel ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.24 m² und einer Höhe von 50 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.05 m² zu erweitern. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 0.85 x 0.85 m und einer Höhe von 180 cm sowie einen Schutzraum von 0.8 x 0.8 m mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Pfirsichköpfchen und Schwarzköpfchen wurden 1877 anlässlich einer Expedition vom Küstenstädtchen Pangani zum Viktoriasee von Gustav Adolf FISCHER aus Barmen entdeckt, der sich später als Arzt in Sansibar niederließ. Wissenschaftlich beschrieben wurden die beiden Arten 1887 von Anton REICHENOW, der am Naturkundemuseum zu Berlin tätig war, ab 1888 als Leiter von dessen ornithologischer Abteilung. Der Status dieser monotypischen Art wird bisweilen in Zweifel gezogen, möglicherweise ist sie cospezifisch mit nigrigenis, lilianae oder personatus [5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. AGAPORNIDENCLUB
  2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Agapornis fischeri. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22685346A131916519. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22685346A131916519.en . Downloaded on 28 April 2020.
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE GRAHL, W. (1979/82)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013) 
  6. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  8. STRUNDEN, H. (1984)
  9. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012) 

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