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BONOW, J. (2016)

Fruchtbarkeitsanalyse verschiedener Schweinegenotypen.

Vet. Med. Diss. LMU München.
195 Seiten, 25 Tabellen, 45 Abbildungen.

Zusammenfassung:

Da die Fruchtbarkeit für die Wirtschaftlichkeit eines ferkelerzeugenden Betriebes eine entscheidende Rolle spielt, stellt sich stets die Frage, inwieweit sich diese beeinflussen und verbessern lässt. In dieser Studie sollte herausgefunden werden, ob der Genotyp des Mutter- und des Vatertieres Einfluss auf diverse Fruchtbarkeitsparameter haben. Die vorliegenden Daten wurden in einem Zeitraum von September 1994 bis März 2014 am Lehr- und Versuchsgut Oberschleißheim gesammelt. Insgesamt wurden 2932 Würfe von 875 Sauen untersucht, die mit 626 verschiedenen Ebern angepaart wurden. Die Genotypen setzten sich sowohl aus reinrassigen Tieren (Deutsches Edelschwein, Deutsche Landrasse, Duroc, Pietrain, Hampshire, Large Black, Cerdo Iberico und Schwäbisch Hällisches Schwein) als auch deren verschiedenste Kreuzungskombinationen (sowie Kreuzungen mit Wildschwein) zusammen. Die Sauen wurden im 3-Wochen-Rhythmus im Rein-Raus-Verfahren mit 28 Tagen Säugezeit gehalten. Alle Tiere unterlagen einem Fruchtbarkeitsmanagementprogramm für die duldungsorienterte bzw. terminorientierte Besamung (KB und Natursprung). Die Berechnung, der in der Fruchtbarkeitsanalyse ermittelten Daten erfolgte durch eine Mischmodellanalyse mittels REML mithilfe der Statistik-Software SAS 9.3. Die Signifikanzgrenze wurde auf p ≤ 0,05 festgelegt. Zu den untersuchten Variablen gehörte die Zwischenwurfzeit, die Anzahl lebend geborener Ferkel (LGF), die Anzahl aufgezogener Ferkel (AUF), die Anzahl aufgezogene weibliche (AWF) und männliche Ferkel (AMF), Ferkelverluste, erdrückte Tiere und die Trächtigkeitsdauer. Des Weiteren wurde die Beeinflussung der Parameter durch die Wurfnummer, den MHS-Genotyp des Muttertieres und die Anzahl der Besamungen untersucht. Bei allen Variablen konnte eine Abhängigkeit vom Muttergenotyp sowie der Wurfnummer und beim Großteil auch eine Beeinflussung durch den Vatergenotyp nachgewiesen werden. Der Muttergenotyp PiIb-PiIb wies mit 200 Tagen (Kleinste Quadrate Mittelwert) gefolgt von WS-Du (183 Tage) die längste Zwischenwurfzeit auf. Den kürzesten Abstand zwischen zwei Würfen (Zahl) zeigten die Genotypen PiDu-PiHa und Pi-LB (<150 Tage), welche sich aber nicht wesentlich vom Großteil der anderen Muttergenotypen unterschieden. Bei den Vatergenotypen ist für DuSH-SH und Du-SH mit der höchsten und bei Ib mit der kürzesten Zwischenwurfzeit zu rechnen. Diese Ergebnisse sind zum Teil vom Besamungsmanagement beeinflusst, da z.B. die Eber (Vatergenotypen) aus dem LVG-Bestand wie DuSH-SH und Du-SH im Natursprung nicht in jedem Fall für die erste Belegung eingesetzt wurden, sondern erst nach dem ersten oder zweiten Umrauschen. Obwohl die Anzahl der Besamungen im statistischen Modellberücksichtigt wurde, können die Ergebnisse speziell für einige Vatergenotypen mit niedriger Probandenzahl verzehrt sein. Die höchste Zahl lebend geborener und somit auch aufgezogener Ferkel erzeugte eine Sau vom Genotyp LB-WSDu (kleinste Quadrate Mittelwert für LGF = 12,57). Die niedrigsten Ergebnisse bei diesen Parametern erzielten die Kreuzungskombination WSDu, WSDu-Ib, DuSH-SH und die Ib-Sauen. Bei den Vatergenotypen wiesen Du-LB und Pi-LB Eber eine hohe Zahl LGF und AUF auf. Die Vatertiere der Rassen Hampshire und Cerdo-Iberico erzielten die niedrigsten Resultate in Hinblick auf die LGF und AUF, ebenso lag bei den Cerdo Iberico Vatertieren die Zahl der erdrückten Tiere und damit verbunden die Anzahl an Ferkelverlusten am höchsten. Sauen der Rasse Pietrain und Anpaarungen mit Ebern der KreuzungskombinationWS-Du zeigten die längsten Trächtigkeiten. Allerdings unterschied sich auch hier der Großteil der Genotypen nicht signifikant voneinander. Bei keinem der Parameter konnte eine Abhängigkeit vom MHS-Genotyp und von der Anzahl der Besamungen (mit Ausnahme der Zwischenwurfzeit) nachgewiesen werden. Als problematisch stellte sich die zum Teil geringe Tierzahl der einzelnen Genotypen dar. Im Rahmen der Varianzanalyse konnte zwar ein statistisch signifikanter Effekt des Muttergenotyps und zum Teil des Vatergenotyps auf die untersuchten Variablen nachgewiesen werden, der biologische und züchterische Stellenwert bei einigen Parametern ist jedoch fraglich. Die Studie bestätigte, im Hinblick auf die Muttergenotypen, die gute Fruchtbarkeits- und Aufzuchtleistung der konventionellen Schweinerassen Deutsches Edelschwein und Deutsche Landrasse sowie speziell deren Kreuzungsgenotyp (DL-DE) - basierend auf dem zu erwartenden positiven Heterosiseffekt in der Höhe von 7 % für Anzahl aufgezogener Ferkel. Die Sattelschweinrasse Schwäbisch Hällisches Landschwein unterschied sich in den Fruchtbarkeitsmerkmalen nicht signifikant von DL und DE. Es konnte außerdem gezeigt werden, dass eine Kombination insbesondere von Duroc mit Large Black im Vergleich zu den Ausgangsrassen hohe Fruchtbarkeits- und Aufzuchtergebnisse erwarten lässt. Der positive Heterosiseffekt für die Anzahl aufgezogener Ferkel erreichte für die F1-Kreuzungssauen Du-LB eine unerwartet hohe Ausprägung von 22 %. Die reinrassigen LB-, Du- und insbesondere die Ib-Sauen erzielten hingegen eher unterdurchschnittliche Fruchtbarkeitsleistungen, zum Teil in Kombination mit höheren Ferkelverlusten. Die Vaterrassen Pietrain und Hampshire zeigten erwartungsgemäß in den meisten Fällen eine mittlere Leistung bei den Fruchtbarkeitsparametern.

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