Trut-, Raufuß-, Perlhühner

Haustruthuhn

Bronzetruthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Naturschutz-Tierpark Görlitz Bronzetruthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Naturschutz-Tierpark Görlitz
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Truthühner (Meleagrididae)

D NB650

Haustruthuhn, Pute

Meleagris gallopavo f. dom. • The Domestic Turkey • La dinde

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Bronzetruthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Tierpark Nordhorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Bronzepute (Meleagris gallopavo f. dom.) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Cröllwitzer Truthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Cröllwitzer Truthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Cröllwitzer Puten (Meleagris gallopavo f. dom.), Paar mit Küken im Tierpark Bierer Berg, Schönebeck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Haustrutenküken (Meleagris gallopavo f. dom.)im Siky Parc, Crémines © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Als relativ bedeutender Fleischlieferant, der teilweise unter tierschutzwidrigen Umständen produziert wird, ist die Hauspute von Interesse für die Zoopädagogik. Sie wird daher recht oft in zoologischen Einrichtungen gehalten, wenn auch nicht so häufig wie das Haushuhn.

Stammformen und Domestikation

Die Pute wurde in vorkolumbianischer Zeit von den Azteken im heutigen Mexiko aus der Nominatform des Wildtruthuhns herausgezüchtet. Mit den spanischen Conquistadoren kamen sie zwischen 1520 und 1540 nach Europa. Je nach Quelle gelangten die ersten Vögel 1533 oder 1560 nach Deutschland, wo sie durch Funde in Lübeck und Osnabrück belegt sind [5; 6; 7].

Körperbau und Körperfunktionen

Haustruten unterscheiden sich von der Wildform namentlich durch ein höheres Gewicht. Bei leichten Rassen ist dies nicht unbedingt der Fall, bei schweren können aber die Hähne mit 15-18 kg und die Hennen mit 6-8 kg das doppelte Gewicht von Wildtruten erreichen. Die Ausgangsrassen für die Hybridzucht haben sich so weit voneinander entfernt, dass eine natürliche Fortpflanzung nicht mehr möglich ist, die Hennen also künstlich besamt werden müssen. Viele Haustruthühner ähneln in der Gefiederfärbung der Wildform, doch Mutationen führten zur Züchtung von Farbrassen und Farbschlägen. Es gibt schwarze, weiße, schieferfarbene, blaue, rote, kupferfarbene und gelbe Formen, ferner Schecken und solche mit besonderen Zeichnungen [7; 8].

Rassen und Bestände in Mitteleuropa

Für 2019 wurden in Deutschland 12'359'886 Truten in 1'848 Haltungen ausgewiesen. In der Schweiz ist die Trutenhaltung relativ unbedeutend: Es werden nur etwa 50'000 Tiere gehalten. Sie werden in Ställen gemästet, die, getrennt nach Geschlechtern, 1'400 bis 2'000 Tieren Platz bieten und haben in der Regel  täglich Auslauf im Freien, obwohl dies nach Tierschutzverordnung nicht vorgeschrieben ist. Männliche und weibliche Tiere werden im selben Stall getrennt gehalten. Die zur Mast eingesetzten Rassen bzw. Hybriden stammen aus ausländischen Züchtungen [9; 10; 12].

Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung

Der Weltbestand an Haustruthühnern nahm laut FAO von 1961 bis 2014 von 204 Millionen auf 463 Millionen Individuen massiv zu. In Deutschland wurden 2019 34.2 Millionen Truten geschlachtet, die einen Fleischertrag von 470.6 Millionen kg ergaben. Weibliche Tiere kommen mit 14-15 Wochen, männliche, die im 5. Lebensmonat noch viel Gewicht zulegen, mit 19-20 Wochen zur Schlachtung. Hähne haben dann ein Mastendgewicht von 12.5–14.5 kg, Hennen von 6.7–9 kg. In der Schweiz deckt die Inlandproduktion etwa ein Drittel des eher geringen Trutenfleischkonsums [1; 10; 11; 12].

In den Vereinigten Staaten spielt der "Turkey" eine wichtige Rolle beim "Thanksgiving", dem amerikanischen Erntedankfest. Gefüllter Truthahn ist das traditionelle Gericht, das an diesem Tag verspeist wird, und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten wird ein Truthahn überreicht, der in der Folge nicht geschlachtet, sondern "begnadigt" wird.

Haltung im Zoo

Puten werden oft in Kinderbauernhöfen oder Hausgeflügelgehegen bisweilen auch freilaufend im Park gehalten.

Haltung in europäischen Zoos: In über 150 europäischen Zoos, Tier-, Vogel- und Wildparks werden Haustruten ohne Rassenzuordnung gehalten, ferner werden etwa ein Dutzend Trutenrassen gezeigt. Am häufigsten ist die Bronzepute mit rund 110 Haltungen, wovon etwa 50 im deutschsprachigen Raum, gefolgt von der Cröllwitzer Pute in 90 Haltungen, von denen sich etwa zwei Drittel in Deutschland befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Gesetzliche Mindestanforderungen sind auf die landwirtschaftliche Nutztierhaltung ausgerichtet und sind im Zoo nicht praktikabel, weil die Tiere hier extensiver gehalten werden.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Wildtruthuhn wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Im Sinne der Nomenklatur von BOHLKEN ist die Hauspute als Meleagris gallopavo forma domestica zu bezeichnen [2; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. AGRECOL
  2. BOHLKEN , H. (1958)
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GESELLSCHAFT ZUR ERHALTUNG ALTER UND GEFÄHRDETER HAUSTIERRASSEN
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. HERRE, W. & RÖHRS, M. (1990)
  8. HOFMANN, H. (1991)
  9. SCHWEIZER BAUERN
  10. STATISTISCHES BUNDESAMT (DEUTSCHLAND)
  11. LAND SCHAFFT LEBEN
  12. ZUN SCHWEIZ - TRUTEN-MERKBLATT

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Einzelne Rassen

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Blaue Pute

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Blauer Truthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Tierpark Senftenberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Die Blaue Pute ist ein Farbschlag der Deutschen Pute. Blaue Puten sind charakterisiert durch ein einheitliches hell- oder dunklelblaues Gefieder. Verstreut auftretende schwarze Punkte sind gestattet. Da die Farbe blau spalterbig ist, können auch schwarze, weiße oder rußige Tiere anfallen. Es handelt es sich um einen relativ schweren, aber für sein Gewicht ein sehr lebhaften Schlag.

Aschgraue bzw. taubenblaue Puten dürften um 1790 erstmals erwähnt. Vermutlich entstanden sie durch eine Kreuzung von Bronzeputen und Schwarzen Puten. Blaue Puten gibt es in Belgien, Deutschland,  Italien, den Niederlanden, Österreich, sowie osteuropäischen Ländern.

Literatur und Internetquellen:

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Bronzepute

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Bronzetruthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Tierpark Nordhorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bronzetruthahn (Meleagris gallopavo f. dom.) im Zoo Stralsund © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Die Bronzepute ist dem Wildtruthuhn recht ähnlich. Sie hat einen langgestreckten, kräftigen Rumpf. Der nackte, blaue Kopf ist dicht mit roten Fleischwarzen besetzt. Grundfarbe des Gefieders ist schwarz mit starkem Bronzeglanz, in allen Regenbogenfarben schillernd. Hähne werden 9-15 kg, Hennen 6-8 kg schwer. Die Legeleistung liegt bei 20 - 50 etwa 70 g schweren Eiern pro Henne und Jahr. Die Schalenfarbe der Eier ist gelbbräunlich mit dunkelbraunen Punkten.

Nach einem starken Einbruch der Bestände der Bronzepute wurden im Jahr 1997 nur noch 334 Zuchttiere in 55 Beständen gezählt. Heute liegt der Zuchtbestand an Bronzeputen wieder bei 800 Tieren in rund 160 Zuchten. Die aktuellen Maßnahmen zur Geflügelpest erschweren die Situation im Bereich der extensiven Geflügelhaltung erheblich. Auf der Roten Liste des Bunds Deutscher Rassegeflügelzüchter ist die Bronzepute in Kategorie II als stark gefährdet aufgeführt.

Literatur und Internetquellen:

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Cröllwitzer Pute

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Cröllwitzer Truthahn (Meleagris gallopavo f. dom.), im Schwseizerischen Freilichtmuseum Ballenberg, Hofstetten bei Brienz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Cröllwitzer Truthahn (Meleagris gallopavo f. dom.), im Schwseizerischen Freilichtmuseum Ballenberg, Hofstetten bei Brienz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Die Cröllwitzer Pute wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Geflügelzucht in Halle-Cröllwitz aus weißen, gestreiften und gescheckten Ronquières-Truthühnern herausgezüchtet. 1936 wurde sie auf dem Weltgeflügelkongress in Leipzig ausgestellt und erlangte in der Folge eine weitere Verbreitung. Heute ist sie selten und auf der Roten Liste des Bunds Deutscher Rassegeflügelzüchter in Kategorie III als gefährdet aufgeführt.

Die Hauptfarbe der Cröllwitzer Pute ist weiß. An Brust und Rücken beginnend weist jede Feder am Ende einen schwarzen Saum auf. Beim Hahn ist auch ein schwarzer Oberrücken zulässig ist. Die großen Schwanzdeckfedern und die Schwanzfedern zeigen ein schwarzes Querband mit einem breiten weißen Endsaum. Die Flügelbinden schließen mit einem schwarzen Endsaum ab. Die Armschwingen sind weiß mit schwarz auslaufenden Außenfahnen. Die Läufe sind fleischfarben bis rot. Die Legeleistung liegt bei 20 bis 40 mindestens 70 g schweren, Eiern pro Jahr. Hähne erreichen ein Gewicht von 7-8 kg, Hennen von 4-5 kg.

Literatur und Internetquellen:

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 Neue Rasse

Gelbe Pute

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Deutsche Pute (Meleagris gallopavo f. dom.) im Zoo Aschersleben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Deutsche Pute (Meleagris gallopavo f. dom.) im Zoo Aschersleben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Die Gelbe Pute ist in ein Farbschlag der Deutschen Pute. Sie gehört zur Gewichtsklasse leicht, d. h. Hähne werden 6 bis 8 kg, Hennen 4 bis 5 kg schwer. Die Tiere weisen einen langgestreckten Rumpf auf. Sie sind breit und kräftig, besonders im Schulterbereich. Der blaue Kopf ist nackt, dichtbesetzt mit roten Fleischwarzen. Die Hennen zeigen im Gegensatz zu den männlichen Tieren eine spärliche Befiederung über den ganzen Scheitel. Der Schnabel ist hornfarbig, lang und kräftig und dabei etwas gebogen. Das Gefieder liegt straff an.

Die Deutsche Pute, von der es ein Dutzend anerkannte Farbschläge gibt, entstand in den 1920er-Jahren maßgeblich in Thüringen in der Stadt Bürgel im Saaletal aus der Bronzepute. Auf der Roten Liste des Bunds Deutscher Rassegeflügelzüchter und der GEH ist die Deutsche Pute in Kategorie II als stark gefährdet aufgeführt.

Gelbe Puten werden in nur sehr wenigen zoologischen Einrichtungen in Deutschland gezeigt. Für Details siehe  Zootierliste.

Literatur und Internetquellen:

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx