Halbaffen

Katta

Katta (Lemur catta) im Tierpark Berlin Katta (Lemur catta) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Halbaffen (Prosimiae / Strepsirrhini)
Teilordnung: Maki-Verwandte (Lemuriformes)
Familie: Makis (Lemuridae)

D EN 650

EEPKatta

Lemur catta • The Ring-tailed Lemur • Le maki catta

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Katta (Lemur catta) im Allwetterzoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximatve Verbreitung des Kattas (Lemur catta)

 

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Kattaweibchen (Lemur catta) mit Jungtier im Tierpark Ueckermünde © Tierpark Ueckermünde

 

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Kattagruppe (Lemur catta) in der Vallée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Katta (Lemur catta) im Tiergarten Schönbrunn, Wien © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Katta (Lemur catta) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) im Zoo de Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) im Serengeti-Park Hodenhagen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) im Zoo Dvůr Královénad Labem © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kattas (Lemur catta) in begehbarem Gehege in der Vallée des Singes, Romagne

 

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Katta (Lemur catta) in begehbarem Gehege in der Vallée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) in begehbarer Anlage im AllwetterZoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Begehbare Katta-Anlage im Zoo Duisburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Briefmarke mit Katta-Motiv, Luftpost 200 Fr., Frankreich / Madagaskar

 

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Briefmarke mit Katta-Motiv zum Jubiläum des Dredener Zoos. DDR, 70 Pf. 1986

 

Weitere Bilder auf BioLib

Aufgrund ihrer attraktiven Zeichnung, der Tatsache, dass sie in größeren Gruppen gehalten werden können, und weil sie gegenüber Besuchern so friedlich sind, dass begehbare Gehege möglich sind, sind die auf Madagaskar mittlerweile stark gefährdeten Kattas in Zoos sehr populär und stellen die mit Abstand am häufigsten gehaltene Lemurenart dar.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Katta ist ein mittelgroßer Lemur mit einer Kopf-Rumpflänge von 39-46 cm, einer Schwanzlänge von 56-63 cm und einem Normalgewicht von 2.2 kg. Männchen und Weibchen haben Perianaldrüsen sowie - bei den Weibchen schwächer entwickelte - Duftdrüsen an den Unterarmen. Die Männchen haben eine weitere Drüse an der Brust, die bei den Weibchen sehr klein ist oder fehlt.Das Gesicht ist weiß mit schwarzer Schnauzenpartie und dunkelgrauen Flecken um die Augen. Die Ohren sind weiß. Die Körperoberseite ist hellgrau bis rötlich-grau, die Unterseite weiß und der Schwanz schwarz und weiß geringelt [11].

Verbreitung

Madagaskar: Im Süden und Südwesten der Insel [1].

Lebensraum und Lebensweise

Kattas besiedeln hauptsächlich winterkahle Trockenwälder, Galeriewälder und Dornbusch. Sie sind tagaktiv, lieben Sonnenbäder und strecken häufig mit ausgebreiteten Armen ihre Vorderkörper der Sonne entgegen, um dann in dieser Stellung zu verharren. Ihr Futter besteht vor allem aus Früchten, wie Feigen oder Opuntien, Blättern und sonstigem Pflanzenmaterial. In geringerem Umfang nehmen sie auch tierische Nahrung zu sich. Zum Schlafen legen sie sich zu einem großen Knäuel zusammen. Eine Gruppe besteht aus 6-24 (bis > 30) Tieren und setzt sich aus erwachsenen Männchen und Weibchen sowie Halbwüchsigen und Säuglingen zusammen. Die Gruppen besetzen oft während mehrerer Jahrzehnte dasselbe Streifgebiet von 6-23 ha. Anders als bei den meisten Primaten sind bei den Kattas die Weibchen das sozial dominante Geschlecht.

Kattas markieren ihr Revier mit Sekreten aus Perianal- und Armdrüsen. Da sie sich im Zoo, wie andere Zootiere auch, nicht als Gefangene, sondern als Besitzer ihres Geheges verstehen, bringen sie ihre Duftmarken selbstverständlich auch im Gehege an. Im Sozialverhalten kommt dem Ringelschwanz, der beim Gehen als Erkennungssignal senkrecht in die Höhe gestreckt wird, eine große Bedeutung zu. Mit seiner Hilfe tragen die Männchen auch sogenannte "Stinkkämpfe" aus. Sie bestreichen ihren Schwanz mit Sekreten aus ihren Unterarmdrüsen und schwenken ihn in Richtung Gegner. So werden sowohl Rangordnungsstreitigkeiten geregelt als auch das Revier gegen fremde Gruppen verteidigt.

Nach einer Tragzeit von 130 bis 135 Tagen werden – auf der Nordhemisphäre immer im Frühling – die Jungen mit einem Gewicht von etwa 60 Gramm geboren, meistens eines, aber auch Zwillinge und selten Drillinge. Diese werden von der Mutter erst am Bauch, später auf dem Rücken getragen und fünf Monate gesäugt [1; 11 u.a.].

Gefährdung und Schutz

2014 wurde der Katte als stark gefährdet eingestuft, da die Bestände abgenommen hatten, die Bestandsdichte gering ist und die Teilpopulationen zunehmend isoliert sind (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Kattas werden auf Madagaskar wegen ihres Fleischs gejagt und als Heimtiere gefangen [1]. Von 1977-2017 meldete Madagaskar nebst der Ausfuhr von Haarproben und anderem Wissenschaftsmaterial lediglich den Export von 13 Wildfängen. Weltweit wurden im internationalen Handel während dieses Zeitraums 2669 Nachzuchttiere registriert. Wichtigste Exportländer waren Kanada, Tschechien, die USA, Japan und Großbritannien [4].

Haltung

Das publizierte Höchstalter eines Kattas liegt bei 37 Jahren und 4 Monaten [10]. Wie bei allen Makis ist bei der Fütterung darauf zu achten, dass die Tiere nicht zu fett werden. Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass die bei uns erhältlichen Früchte einen höheren Zuckergehalt aufweisen als Wildfrüchte auf Madagaskar. Die Zucht bietet im Zoo keine Schwierigkeiten. So wurden z.B. im Zoo Karlsruhe von 1983-2007 nicht weniger als 56 Jungtiere, im Zoo Frankfurt von 1957-2006 63 Jungtiere geboren. Kattas wurden verschiedentlich mit anderen Lemuren vergesellschaftet. In verschiedenen Zoos gibt es für die Besucher begehbare Gehege.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 490 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden, und ihr Bestand in Europa umfasst allein in EAZA-Zoos über 2'000 Tiere. Für Details siehe Zootierliste.

Das seit 1994 bestehende Europäische Zuchtbuch (ESB) wurde 2018 in ein "New Style EEP" umgewandelt, das vom Parco Natura Viva in Bussolengo koordiniert wird.

Forschung im Zoo: Kattas sind immer wieder Gegenstand von Forschungsarbeiten, bei denen es darum geht, unser Grundlagenwissen zu erweitern oder die Haltungsbedingungen weiter zu optimieren. Aus naheliegenden Gründen steht das Sozialverhalten im Vordergrund des Interesses [2; 3; 8; 9; 12].

Wie Kattas gehalten werden (Beispiele):

Weitere begehbare Anlagen gibt es z.B. im Zoo Augsburg und in der Vallée des Singes. In Eberswalde laufen die Kattas frei im ganzen Zoo.

Mindestanforderungen an Gehege: Für die Vorgabe des Säugetiergutachten 2014 des BMEL von 30 m²/ 90 m³ bzw. 30 m² bei 2.5 m Höhe für das Außengehege sowie 15 m²/ 45 m³ bzw. 15 m² bei 2.5 m Höhe  für das Innengehege (Kopfrechnen sollte man können!) für die Haltung eines Paars mit bis zu 2 Nachzuchten (was im Widerspruch zu Ziffer 1.6 der Allgemeinen Bestimmungen des Gutachtens steht) und 3 m²/ 9 m³ bzw. 2 m²/ 6 m³ für jedes weitere Tier liegt keine wissenschaftliche Begründung vor. Aufgrund tierhalterischer Erfahrung stellten die Tierschutzsachverständigen der Zoos fest, dass Dimensionen von 10 m²/ 25 m³ sowohl innen wie außen für eine Gruppe bis zu fünf Tieren und jeweils eine Erweiterung der Fläche für jedes weitere Adulttier um 1.5 m² ausreichend seien.

Es gibt im Andringitra-Massiv Madagaskars eine Katta- Population, die bis auf über 2500 m hoch geht und Gebirgsheide, subalpine Vegetation und nackten Fels besiedelt. Auf dieser Höhe fallen von Juni bis August die Nachttemperaturen auf deutlich unter null Grad und stehende oder langsam fließende Gewässer können gefrieren [5]. Die Vorgabe des Säugetiergutachtens, wonach die Raumtemperatur bei 15 – 25 °C liegen soll, ist daher beim Katta nicht allzu wörtlich zu nehmen.

Ferner stipuliert das Säugetiergutachten, dass Makis mindestens dreimal täglich zu füttern sind, wobei zusätzlich zu Obst und Gemüse u.a. auch Nüsse angeboten werden sollen. Dies sollte man besser nicht tun, denn sonst verfetten die Tiere mit Sicherheit. SCHWITZER [7] stellte bei 8 Kattas aus zwei VdZ-Zoos Gewichte von 2'620-3'700, im Mittel 3'230 Gramm fest, dies bei einem Normalgewicht im Freiland von 2'200 Gramm.

Summa summarum bietet das Säugetiergutachten keine vernünftige Orientierungshilfe für die Haltung von Lemuren.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 adulte Kattas ein Innen- und ein Außengehege mit einer Fläche von je 10 m² und einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 2 m² zu erweitern.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 15 m² und ein Außengehege von 40 m² bei einer Höhe von je 2.5 m erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Katta wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es handelt sich um eine monotypische Art und, nachdem sich die Einordnung der übrigen Echten Makis in die erst 1989 aufgestellte Gattung Eulemur durchgesetzt hat, auch um eine monotypische Gattung. Innerhalb der Art gibt es eine hellere und eine dunklere Farbmorphe, aber keine Unterarten.

Im Übrigen haben Taxonomen ein Talent, neue Tierarten rascher zu erfinden, als sie aussterben können. Durch die Aufspaltung bekannter Arten stieg die Zahl der Lemur / Eulemur-Arten von 6 im Jahr 1994 auf 13 im Jahr 2008 [6].

Literatur und Internetquellen

  1. ANDRIAHOLINIRINA, N. et al. (2014). Lemur catta. The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T11496A62260437. http://www.iucnredlist.org/details/11496/0. Downloaded on 19 May 2018.
  2. BATTERMANN, A. (2011)
  3. CIRKULAN, S. (2016)
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. GOODMAN, S.M. & LANGRAN, O.(1996) >
  6. MITTERMEIER, R.A. et al. (2008)
  7. SCHWITZER, C. (2003)  
  8. SICK, N. (2015)
  9. VOORMANN, A.-J. (1998)
  10. WEIGL, R. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  12. ZEITRÄG, C. (2014)
    und Pressemitteilungen der Zoos

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx