Stachelschwein-Verwandte

Mittelamerikanisches Aguti

Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) im Tierpark Nordhorn Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) im Tierpark Nordhorn
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Agutis (Dasyproctidae)

D LC 650

Mittelamerikanisches Aguti

Dasyprocta punctata • The Central American Agouti • L'agouti ponctué

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Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) im Tierpark Nordhorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Aprxomative Verbreitung der nördliczhen Population (d.h.ohne variegata) des Mittelamerikanischen Agutis (Dasyprocta punctata)

 

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Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) im Zoo Basel © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) im Zoo Blackpool © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Ekuador-Aguti (Dasyprocta punctata candelensis), wildlebend im Milpe Vogelschutzgebiet, Ekuador © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Schädel eines Mittelamerikanischen Agutis (Dasyprocta punctata) in der Sammlung des Zoologischen Museums der Universität Michigan © Museum of Zoology, University of Michigan, darf nur für nicht-kommerzielle, edukative Zwecke kopiert werden

 

 

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Das in der Natur nicht gefährdete Mittelamerikanische Aguti wird in europäischen Zoos weniger oft gezeigt als Gold- oder Azara-Agutis. Wie die anderen Aguti-Arten wird es häufig mit Echsen, Vögeln oder andere Säugetierarten vergesellschaftet.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von 48-60 cm, einer Schwanzlänge von 20-55 mm und einem Gewicht von 3.2-4-2 kg ist das Mittelamerikanische Aguti ein mittelgroßer Vertreter seiner Gattung. Tiere der südlichen Population (variegata) werden etwas schwerer. Die Färbung variiert regional [1; 6].

Verbreitung

Mittel- und Südamerika: Von Südmexiko über Mittelamerika bis Venezuela, Kolumbien und Ekuador sowie ein davon getrenntes Areal östlich der Anden von Südperu und Südwestbrasilien über Bolivien bis in den Norden Paraguays und Argentiniens. Eingeführt auf Kuba und den Cayman Islands [1; 2].

Lebensraum und Lebensweise

Mittelamerikanische Agutis kommen in älteren immergrünen oder laubabwerfenden Wäldern des Tieflands sowie in Plantagen und Gärten vor. Sie sind tagaktiv, verlegen aber dort, wo sie intensiver gestört oder bejagt werden, ihre Aktivitätsphasen in die Nacht. Sie lassen sich nachts auch leicht aufscheuchen und fressen abends bis in die Nacht hinein. Ihre Hauptnahrung sind Palmnüsse (Attalea butyracea), daneben werden Früchte, anderes Pflanzenmaterial und Pilze gefressen. Bei reichlichem Nahrungsnagebot werden Palmnüsse als Futterreserve einzeln vergraben. Als Schlafplätze dienen Höhlen in umgestürzten Bäumen, Wurzelstöcke von Bäumen, dichtes Gestrüpp und Erdbaue. Jedes Individuum hat mehrere Schlafplätze, die abwechslungsweise genutzt werden [2; 5].

Nach einer Tragzeit von etwa 120 Tagen werden 1-2 voll entwickelte Junge geboren. Währenddem Erwachsene selten Baue benutzen, werden die Jungen oft in der Nähe einer natürlichen Höhle oder eines von anderen Tieren gegrabenen Baus abgelegt, in dem sie sich verbergen und nur herauskommen, um zu säugen [1].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weitverbreitet und mutmaßlich häufig. Sie wurde daher 2016 als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Mittelamerikanische Aguti wird stark zur Fleischgewinnung gejagt [2].

Haltung

Die Haltung von Mittelamerikanischen Agutis erfolgt meist in Innenräumen und oft vergesellschaftet mit anderen mittel- oder südamerikanischen Säugetieren, z.B. Totenkopfaffen oder Sakis, Vögeln und Reptilien. Optional kann während der Sommermonate ein Außengehege angeboten werden.

Es ist festzustellen, dass die Vergesellschaftung mehrerer erwachsener Tiere, wie sie von den verschiedenen Mindestanforderungen als selbstverständlich angesehen wird, nicht unproblematisch ist, da Agutis von Natur aus solitär oder in monogamer Paarbeziehung leben und gegenüber weiteren Artgenossen sehr intolerant sein können [3].

WEIGL gibt als Altersrekord 13 Jahre und 9 Monate an, erreicht von einem weiblichen D. p. variegata im Zoo Philadelphia [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund zwei Dutzend Zoos gehalten, von denen sich über ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Nach Säugetiergutachten 2014 soll für 2 Tiere ein Innengehege mit einer minimalen Grundfläche von 10 m² angeboten werden, für jedes weitere Tier 4 m² mehr. Werden die Tiere in einem Außengehege gehalten, muss ein entsprechendes Innengehege vorhanden sein, in dem die Tiere während des Winters unterzubringen sind.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier 2 m² mehr.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für bis zu 5 Agutis ein Gehege von 20 m² erforderlich, für jedes weitere Tier 2 m² mehr. Im Winterhalbjahr müssen sie in einem geheizten Haus untergebracht werden, dessen Temperatur 15°C nicht unterschreiten darf.

Taxonomie und Nomenklatur

Diese Art wurde 1842 von John Edward GRAY vom British Museum in London unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben [1; 5; 6].

Über die Existenz von Unterarten gehen die Meinungen auseinander. Der taxonomische Status der südlichen Population ist umstritten, manche Autoren betrachten sie als eigene Art, Dasyprocta variegata [1].

Literatur und Internetquelle

  1. EISENBERG, J. F. & REDFORD, K.H.  (1989)
  2. EMMONS, L. (2016). Dasyprocta punctata. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T89497686A78319610. http://www.iucnredlist.org/details/89497686/0. Downloaded on 22 May 2018.
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)  

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Gelesen 32382 mal Letzte Änderung am Dienstag, 07 Februar 2023 10:49
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx