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Stachelschwein-Verwandte

Riesengraumull

Riesengraumull (Fukomys mechowi), Zoo Osnabrück Riesengraumull (Fukomys mechowi), Zoo Osnabrück
© Zoo Osnabrück (Pressefoto)

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Sandgräber (Bathyergidae)

D LC 650

Riesengraumull

Fukomys mechowii • The Mechow's Mole Rat • Le rat-taupe de Mechow

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Riesengraumull (Fukomys mechowii), Haltung an der Universität Budweis © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Riesengraumulls ( Fukomys mechowii)

 

 

 

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Riesengraumulle (Fukomys mechowii), Haltung an der Universität Budweis © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Riesengraumulle (Fukomys mechowii), Haltung an der Universität Budweis © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Riesengraumull (Fukomys mechowii) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Elias Neideck

 

 

 

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Dorsale, ventrale, und laterale Ansicht des Schädels eines adulten, männlichen Riesegraumulls (Fukomys mechowii) aus der Sammlung des Fachgebiets Allgemeine Zoologie der Universität Duisburg-Essen, Essen, Der Schädel hat eine Länge von 51.8 mm. Photographie von KRC aus CASPAR, BURDA & BEGALL (2021) in Mammalian Species 53 (1011). Gemeinfrei.

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Wie sein Name sagt, ist der Riesengraumull der größte Vertreter seiner Familie. Er ist recht weit verbreitet und nicht gefährdet.  Er ist eine von nur zwei (von insgesamt 16 oder 17) Graumull-Arten, die in europäischen Zoos zu sehen sind, denn die sehr speziellen Ansprüche an ihre Haltung und Präsentation limitieren die Zahl der Zoos, die Graumulle zeigen.

Körperbau und Körperfunktionen

Riesengraumulle erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 13.5 -26 cm, eine Schwanzlänge von 2.3-3.3 cm und ein Gewicht von 250-995 g bei den Männchen und von 200-355 g bei den Weibchen. Das kurze und weiche Fell ist bei erwachsenen Tieren oberseits goldbraun bis ockerfarben auf der Unterseite blassbraun. Bei jüngeren Individuen ist die Färbung dunkler. Der Kopf hat in der Regel keinen weißen Stirnfleck. Hände und Füße sind oberseits von spärlichen Haaren bedeckt. Die Weibchen besitzen 2 Paar Zitzen im Brust- und 1 Paar im Lendenbereich. Die Anatomie der Graumulle ist der unterirdischen Lebensweise hervorragend angepasst. Der Körper ist zylinderförmig, Extremitäten und Schwanz sind kurz, Ohrmuscheln fehlen, die Hoden liegen abdominal und die Haut ist sehr verschieblich. Bemerkenswert ist die Eigenschaft, zur Orientierung unter Tage das Erdmagnetfeld wahrzunehmen [1; 4; 5; 8].

Verbreitung

Südliches Zentralafrika: Angola, DR Kongo, Sambia, ev. Malawi und Tansania [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Riesengraumull ist eine unterirdisch lebende Art, die unterschiedliche Böden in Busch- und Akazien-Savannen in Gebieten mit über 1'000 mm Jahresniederschlag besiedelt. Die Tier sind sehr anpassungsfähig und gehen auch auf Agrarland, aufgegebene Felder, Gärten und in Kiefern-Pflanzungen. Sie sind sozial, ihre Kolonien bestehen aus 2-20 Individuen, bisweilen auch mehr. Dies kann mehrere monogame Zuchtpaare einschließen. Jede Kolonie bewohnt ein eigenes  Bausystem, das mehrere Hektar gross sein und Hunderte von Eingängen umfassen kann. Als Instrument zum Graben der Erdbaue werden die Schneidezähne eingesetzt. Behaarte Lippenfalten bilden auch bei geöffnetem Maul einen Verschluss hinter den Schneidezähnen, um zu verhindern, dass Erde abgeschluckt wird. Um eine Behinderung der Atemwege zu vermeiden, können auch die Nasenlöcher verschlossen werden. Es gibt keine feste Fortpflanzungsperiode. Nach einer Trächtigkeitsdauer von 97-111 Tagen bringen die Weibchen 2(1-3) Junge zur Welt [1; 3; 4; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Riesengraumull gehört, wie 2016 festgestellt wurde, nicht zu den bedrohten Tierarten (Rote Liste: LEAST CONCERN), da er ein relativ großes Verbreitungsgebiet hat und häufig ist. Auch kann er sich gut an vom Menschen veränderte Landschaften anpassen [3].

Der internationale Handel wird nicht durch CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Da sich Graumulle auf Feldern ansiedeln und Schäden an den Kulturen, insbesondere Maniok, anrichten, werden sie verfolgt und getötet. In manchen Gegenden Afrikas werden sie auch gegessen und bilden eine wichtige Proteinquelle für die dörfliche Bevölkerung. Insbesondere wird Jagd auf Riesengraumulle gemacht, die zum Teil noch lebend an Stöcke gebunden und am Straßenrand als Delikatesse feilgeboten werden. Ein erfahrener Mulljäger kann 600-800 dieser Tiere pro Jahr fangen [1; 3].

Haltung

WEIGL verweist lediglich auf ein Tier, das 1951 im Antwerpener Zoo während 14 Tagen gehalten wurde. Wie andere Graumulle auch, werden Riesengraumulle aber deutlich älter, sich reproduzierende Tiere im Mittel 13, nicht-reproduzierende 8 Jahre alt. Ein weibliches Tier der Universität Duisburg-Essen erreichte  gar 26 Jahre [4; 5; 8; 9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ganz ausnahmsweise in europäischen Zoos gezeigt. Die gegenwärtigen Bestände gehen zurück auf Tiere, die an Forschungsinstituten gehalten worden sind. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Graumulle werden in Röhren- / Kistensystem gehalten. Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL enthaltene Maße sind absurd, wie die Tierschutzsachverständigen der Zoos feststellten. Die angegebene Mindesthöhe würde nur die Regulierung von Temperatur- und Luftfeuchtigkeit erschweren.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) und die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) enthalten keine Angaben zu Graumullen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Riesengraumull wurde 1881 vom vormaligen Direktor des Berliner Zoos, Wilhelm Karl Hartwich PETERS unter der Bezeichnung "Georychus Mechowii" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam er in die bereits 1864 von John Edward GRAY vom British Museum in London aufgestellte Gattung Cryptomys. 2006 wurde Cryptomys aufgesplittet, indem die nördlich des Limpopo vorkommenden Formen einer neuen Gattung Fukomys zugeordnet wurden. Lange wurde das Artepitheton als "mechowi" geschrieben. Die Art gilt als monotypisch, aufgrund molekulargenetischer Befunde könnte es sich aber bei der westlichen und der östlichen Population um zwei verschiedene Arten handeln [2; 6; 7; 8].

Literatur und Internetquelle

  1. BEGALL, S. & BURDA, H. (2011)
  2. KOCK et al. 2006
  3. MAREE, S. & FAULKES, C. (2016). Fukomys mechowi. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T5756A22185092. http://www.iucnredlist.org/details/5756/0. Downloaded on 22 May 2018.
  4. MATSCHEI, C. & BÄTHE, R. (2013)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  8. CASPAR, K. R., BURDA, H. & BEGALL, S. (2021)
  9. [NATURSCHTZ.ruhr]: UNI DUISBURG-ESSEN (2021). Studien zu Graumullen

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