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SCHMÖLCKE, U. & NIKULINA, E.A. (2008)

Fischhaltung im antiken Rom und ihr Ansehenswandel im Licht der politischen Situation.

Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein  70: 36–55.

Zusammenfassung:

Die ersten Hinweise auf die Haltung von Nutzfischen im antiken Italien stammen aus dem 2. Jh. v. Chr. Zunächst waren es Süßwasserbecken, in denen Bauern Fische zum Verzehr zogen. Zu Anfang des 1. Jh. v. Chr. begann die kommerzielle Zucht von marinen Fischen in Meerwasserbecken von Angehörigen der Oberschicht. Schon bald wurden Fische darin vor allem zur Zierde gehalten. Die Meerwasserbecken erreichten in der Folge immer größere Ausmaße und nahmen im 1. Jh. n. Chr. weite Abschnitte der mittelitalienschen Westküste ein. Während der Betrieb eines Süßwasserteiches durchweg ein positives Image hatte, unterlag das Ansehen von Meerwasserbecken einem Wandel. Zunächst galt das öffentliche Bekenntnis zur Haltung von teuren Zierfischen als eine Provokation oder als Protest gegen überkommende Vorstellungen von Tugend und Anstand. Damit wurden die Fischhalter Personifizierungen der gravierenden Strukturveränderungen innerhalb der  römischen Oberschicht. Sie schufen mit ihrem Handeln eine neue Mode, der immer mehr Wohlhabende nacheiferten. Der Betrieb von Meerwasserbecken entwickelte sich seit der Mitte des 1. Jh. v. Chr. zu einem Statussymbol einer elitären Oberschicht. Für etwa einhundert Jahre wurde Fischhaltung ein integraler Bestandteil  gehobener  römischer  Lebensweise, nicht  selten  mit  Hang  zur Verschwendung und Dekadenz. In der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. forderte  die  neue Flavische Dynastie Bescheidenheit und Sparsamkeit. Nachfolgend verlor die Fischhaltung als Mode rasch an Bedeutung.

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