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Rinder und Waldböcke

Berganoa

Berganoa (Anoa quarlesi)  im Krefelder Zoo Berganoa (Anoa quarlesi) im Krefelder Zoo
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Rinder i. e. S. (Bovini)

Red list status endangered

Berganoa

Bubalus quarlesi • The Mountain Anoa • L'anoa des montagnes

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Berganoa (Bubalus quarlesi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Berganoas (Bubalus quarlesi)

 

 

 

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Berganoa (Bubalus quarlesi) im Zoo Děčín © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Berganoa (Bubalus quarlesi) im Zoo Děčín © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Berganoa (Bubalus quarlesi) im Krefelder Zoo © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

 

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Berganoa (Bubalus quarlesi) im Krefelder Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Anoas sind mit Abstand die kleinsten Wildrinder, der Berganoa ist noch etwas kleiner als der Tieflandanoa. Sie sind stark gefährdet und daher an sich aus zoopädagogischen wie aus Artenschutzgründen für die Zoos interessant. Trotz früheren Bemühungen konnte sich aber der auf einer sehr schmalen Zuchtbasis beruhende Bestand in Europa nicht halten.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer durchschnittlichen Schulterhöhe von 70 cm ist der Berganoa noch etwas kleiner als der Tieflandanoa. Die Hörner sind im Querschnitt rundlich und werden 15-20 cm lang. Die weißen Abzeichen an den Beinen sind weniger ausgeprägt oder fehlen ganz und das Haarkleid der Erwachsenen ist wollig [7].

Verbreitung

Südostasien: Indonesien (Sulawesi) [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Berganoa lebt in Wäldern mit dichtem Unterwuchs und viel Wasser. Früher soll er auch längs der Küste häufig gewesen sein. Die Tiere fressen überwiegend Kräuter, Blätter, Sumpf- und Wasserpflanzen sowie Früchte, erst in zweiter Linie Gras. Im Übrigen siehe Tieflandanoa [5; 7].

Gefährdung und Schutz

Mit einem abnehmenden Bestand von wahrscheinlich weniger als 2'500 erwachsenen Individuen gilt der Berganoa seit 1986, letztmals überprüft 2016, als stark gefährdete Art (Rote Liste: ENDANGERED) [1; 2].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Die Einfuhr lebender Tiere aus den Ursprungsländern ist wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen.

Bedeutung für den Menschen

Siehe Tieflandanoa [1; 5].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: 2023 hielt der Krefelder Zoo noch einen einzelnen, ca. 1998 geborenen Bullen. Dieser ist das letzte von 15 Kälbern der ehemals blühenden Krefelder Zucht. Ansonsten gibt es in europäischen Zoos keine weiteren Tiere mehr. Bis 1991 gab es auch in Magdeburg und bis 2014 im Zoo Berlin Berganoas. In jüngerer Zeit hatten auch der Skærup-Zoo in Dänemark ein Einzeltier und der Zoo in Děčín eine kleine Zuchtgruppe. Alle diese Tiere stammten aus der Krefelder Zucht. Ob es in indonesischen Zoos gegenwärtig noch welche hat, ist fraglich. Der Berliner Zoo, der damals einen einzelnen Tieflandanoa pflegte, erhielt seine ersten 1.2 Berganoas 1969 aus dem Zoo von Jogjakarta. Eine der Kühe starb ohne Nachkommen. Vom verbleibenden Paar kam 1972 das erste Kalb zur Welt, das 1976 nach Krefeld abgegeben wurde und zusammen mit einem Vollgeschwister die dortige Zucht gründete [3; 8]. Für weitere Details siehe Zootierliste.

Probleme, die zum Verschwinden des Berganoas in europäischen Zoos geführt haben, dürften sein:

  • Schwierigkeiten mit der systematischen Zuordnung (Berg- oder Tieflandanoa oder Hybriden)

  • Zu schmale genetische Basis, die eine langfristige Erhaltungszucht kaum erlaubt (wobei es diesbezüglich gerade bei Huftieren Ausnahmen gibt)

  • Blutauffrischung durch Importe aus Indonesien aus tierseuchenpolizeilichen Gründen praktisch unmöglich

  • Steigende Kosten und Tierschutzanforderungen zwingen die Zoos zu einer Reduktion der gehaltenen Großtierarten. Die europäischen Zoos konzentrieren sich daher auf den Tieflandanoa, für den der Leipziger Zoo das Internationale Zuchtbuch führt und das Europäische Erhaltungszuchtprogramm koordiniert.

Mindestanforderungen an Gehege: Siehe Tieflandanoa.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Berganoa wurde 1910 von Pieter Antonie OUWENS, dem Direktor des javanischen Museums und Botanischen Gartens in Buitenzorg (heute Bogor), als Anoa quarlesi erstmals wissenschaftlich beschrieben. Zeitweilig wurde Anoa als eigene Gattung angesehen, schließlich aber wurde die Art in die 1927 von HAMILTON SMITH aufgestellte Gattung Bubalus eingeordnet, wobei bei manchen Autoren Anoa den Status einer Untergattung behielt. Die Experten streiten sich darüber, ob Berg- und Tiefland-Anoa unterschiedliche Arten sind, da es auch morphologische Zwischenformen gibt. Die Rote Liste und die Huftier-Taxonomie von 2011 gehen von zwei Arten aus, das Handbook of the Mammals of the World von nur einer. Es wurde auch eine dritte Art oder Unterart beschrieben (fergusoni), die aber später nicht mehr anerkannt wurde [1; 4; 5; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. BURTON, J. et al. (2016). Bubalus quarlesi. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T3128A46364433. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T3128A46364433.en. Downloaded on 27 March 2019.
  2. BURTON, J., HEDGES, S. & MUSTARI, A. H (2005)
  3. FRÄDRICH, H. (1973)
  4. GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. RP ONLINE vom 04.02.2019

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