Lebensräume in Eurasien

Mittelmeerraum

Typische Mittelmeerszenerie bei Parga, Griechenland Typische Mittelmeerszenerie bei Parga, Griechenland
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Allgemeines

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Kiefernwald bei San Jordi, Mallorca © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Zedernwachholder (Juniperus oxycedrus), Gonfaron, Massif des Maures, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erodierender Feldweg. Nähe Tizzano, Korsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Korkeiche (Quercus suber), Gonfaron, Massif des Maures, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Singzikade (Cicadidae sp.), Epirus, Griechenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Riesige Ziegenherden fressen die Landschaft kahl. Epirus, Griechenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Riesige Ziegenherden fressen die Landschaft kahl. Epirus, Griechenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Seidenreiher (Egretta garzetta), wildlebend im Parc Ornithologique du Pont de Gau, Les Stes.-Maries-de-la-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Wiedehopf (Upupa epops) in der Nähe von Les Stes.-Maries-de-la-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Wasserfrosch (Pelophylax esculentus) bei Gonfaron, Massif des Maures, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Der Mittelmeerraum ist ein Brennpunkt der Biodiversität. Hier, wo Afrika, Asien und Europa zusammentreffen, gibt es auf einer Landfläche von 2.36 Millionen km² nicht weniger als 25'000 Arten Gefäßpflanzen, davon über die Hälfte endemische. Von den 245 Brutvogelarten sind 47, von den 184 Säugetierarten deren 46 endemisch. Sehr vielfältig ist die Herpetofauna mit 179 Reptilien- und 62 Amphibienarten, wovon 110 bzw 32 endemisch sind.

Die Biodiversität des Mittelmeerraums ist gefährdet. Regelmäßig setzen ihr Waldbrände zu. Diese werden oft absichtlich gelegt mit der Absicht, Bauland zu gewinnen, denn der Bevölkerungsdruck steigt stetig. Innerhalb von 50 Jahren ist die Einwohnerzahl Griechenlands von 8 auf 11, jene Spaniens von 39 auf 46 und die der Türkei von 28 auf 75 Millionen Menschen angewachsen. Es wird davon ausgegangen, dass am Südrand des Mittelmeers die Bevölkerung von 63 Millionen im Jahr 1990 auf 126 Millionen im Jahr 2025 steigen wird. Zu große Viehherden schaden der Pflanzendecke und begünstigen die Erosion des Bodens. Um die mittel- und nordeuropäische Bevölkerung auch während der Winterperiode mit frischem Gemüse und Früchten zu versorgen, wurden riesige Plantagen angelegt, auf denen Kunststoffolien reichlich Verwendung finden. Der Wasserhaushalt der betroffenen Regionen wird dadurch nachhaltig gestört. In Küstennähe überborden Tourismus und Zweitwohnungsbau mit negativen Folgen für die Umwelt. Tourismus und intensive Landwirtschaft machen neue Verkehrsträger erforderlich. Spanien z.B. verfügt dank EU-Fördermitteln heute über ein Netz von carreteras nacionales, autovías und sonstigen, zumeist asphaltierten Straßen, dessen gesamte Länge dem 16-fachen des Erdumfangs entspricht.

Insgesamt ist die Natur im Mittelmeerraum auf nur 4.7 % der Landfläche noch intakt und nur 1.8 % der Fläche sind Schutzgebiete.

Vegetation und Charakterpflanzen

Die auf den Mittelmeerraum einwirkenden Klimaeinflüsse sind sehr unterschiedlich. Vom Westen her wirkt das ausgeglichene atlantische Klima ein, vom Norden ein gemäßigt kühles, vom Osten ein kontinentales und im Süden spürt man den trockenen, subtropischen Wüstengürtel. Dies hat Auswirkungen auf die Vegetation: In Südfrankreich geht die mediterrane Garrigue in atlantische Heidekrautgesellschaften über. Die Wälder Italiens, Sloweniens und Kroatiens setzen sich weitgehend aus laubabwerfenden Baumarten, bzw. in höheren Lagen aus Koniferen zusammen, die auch nördlich der Alpen vorkommen. Im Osten finden wir Florenelemente der innerasiatischen Steppen, und im Süden prägen Palmen und Trockensträucher auf weite Strecken das Bild.

Trotz der klimatischen Unterschiede kann in weiten Bereichen die typische, von immergrünen Hartlaubgewächsen, wie Baumheide (Erica arborea), Myrte (Myrtus communis), Stein-  und Kermeseiche (Quercus coccinea), dominierte Mittelmeervegetation beobachtet werden. Ein weiteres verbindendes Glied ist der Ölbaum. Dieser wurde seit dem Altertum kultiviert und und im ganzen Mittelmeerraum angepflanzt. Auch die Korkeiche, die Echte Pistazie (Pistacia vera), der Johannisbrotbaum und im Süden die Dattelpalme wurden kultiviert und vom Menschen weiterverbreitet.

Typische Zootiere

Nebst den nordafrikanischen Arten und Arten, die auch in Mitteleuropa weit verbreitet sind, kommen im europäischen und asiatischen Teil des Mittelmeerraums vor:

Etruskerspitzmaus, Berberaffe (Gibraltar), Goldschakal, Streifenhyäne, Rohrkatze, Sandkatze, Asiatischer Löwe (heute im Mittelmeerraum ausgestorben), Klippschliefer, Asiatischer Halbesel (heute im Mittelmeerraum nur noch in Semireservaten), Dromedar, Mesopotamischer Damhirsch, Dorkasgazelle, Mittelmeergemse, Bezoarziege, Mufflon, Zypernmufflon, Wildkaninchen, Fette Sandratte, Sinai-und Kreta-Stachelmaus, Wüstenschläfer.

Krauskopfpelikan, Rosapelikan, Kuhreiher, Seidenreiher, RosaflamingoMarmelente, Weißkopf-Ruderente , Mönchsgeier, Gänsegeier, Schmutzgeier, Turteltaube, Wiedehopf, Europäischer Bienenfresser , Alpenkrähe, Girlitz.

Europäische Sumpfschildkröte, Maurische BachschildkröteMaurische und Griechische Landschildkröte, Breitrandschildkröte, Schleuderschwanz-Agame, Mauereidechse, Smaragdeidechsen, Dalmatinische Spitzkopfeidechse, Perleidechse, Äskulapnatter, Treppennatter, Vipernatter, Würfelnatter, Westliche Eidechsennatter, Palästinaviper, Sandotter, Transkaukasische Hornotter, Wiesenotter, Kleinasiatische Bergotter, Spanischer Rippenmolch.

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Macchia, Garrigue, Felsfluren

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Macchia auf der Hochebene von Cauria, Südkorsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Esel in Südkorsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Garrigue bei La Couronne (Martigues, Bouches-du-Rhone) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ruineneidechse (Podarcis sicula) in ihrem natürlichen Lebensraum. Korsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Käfer auf Distel, Südkorsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Seit dem Altertum wurden die Wälder rund ums Mittelmeer übernutzt. Als Folge davon entwickelten sich degradierte Vegetationsformen, die wir heute als "typisch mediterran" empfinden:

Die Macchia, mit 3-4 m hohen Sträuchern an Lagen mit relativ hoher Luftfeuchte und tiefergründigen Böden. Hier wachsen klein- oder zwergwüchsige Erdbeerbäume (Arbutus unedo), Kreuzdorne (Rhamnus spp.), Baumheiden, Myrten, Stein- und Kermeseiche etc., in deren Geäst meist Schlingpflanzen, wie Immergrünes Geißblatt (Lonicera implexa) oder Waldreben (Clematis spp.) wuchern.

Als Folge von Bränden und weiterer Übernutzung durch Holzentnahme oder starke Beweidung dagradiert die Macchia weiter zur Garrigue, mit bis zu 1 m hohen Kleinsträuchern, wie Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Lavendel (Lavandula spp.), Zwergpalme (Chamaerops humilis), Herbst-Seidelbast (Daphne gnidium), Gelbem und Kleinfrüchtigem Affodil (Asphodelus luta, A. aestivus) und Zistrosen (Cistus spp.) sowie diversen Orchideen (Barlia, Ophrys, Orchis, Serapias). auf flachgründigen, trockenen Böden.

Bei weiterer Nutzung und Erosion entstehen offene Felsfluren, in denen sich nur noch anspruchslose, kleinwüchsige Pflanzenarten halten können, darunter besonders viele kleinstrauchige Lippenblütler, z.B. Thymian (Thymus vulgaris) oder Dreiblättriger Salbei (Salvia triloba) sowie im Frühjahr und Herbst blühende Zwiebel- und Knollenpaflanzen.

Tierwelt: Macchie, Garrigue und Felsfluren werden von zahlreichen Reptilienarten bewohnt, darunter Maurische und Griechische Landschildkröte, Breitrandschildkröte, Eidechsen (Lacerta  spp., Podarcis   spp., Timon spp.), Eidechsennatter und Treppennatter.

Nicht nur in Nordafrika und im Nahen Osten, sondern auch in Südeuropa gibt es Gebiete, die natürlicherweise weitgehend baumlos sind: Grassteppen, Steinsteppen am Unterlauf der Flüsse und die Kalkhochebenen.

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Grassteppen

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Im Castro Verde-Biosphären-Reservat © UNESCO. https://en.unesco.org/biosphere/eu-na/castro-verde

Im Süden Portugals, um Castro Verde befindet sich eine 790 km² große, unter Naturschutz stehende, blumenreiche Grassteppe, die sich – durchsetzt mit Waldstücken – im benachbarten, 697 km² großen Naturpark Vale do Guadiana fortsetzt.

Tierwelt: Dieses Grasland bietet Lebensraum für u.a. Grosstrappe, Zwergtrappe (Tetrax tetrax), Wiesenweihe (Circus pygargus), Gleitaar (Elanus caeruleus), Rötelfalke (Falco naumanni), Eurasischer Triel, Spießflughuhn, Blauracke, Grauammer (Emberiza calandra) und Kalanderlerche (Melanocorypha calandra), sowie Überwinterungsmöglichkeiten für den Grauer Kranich. Auch Pardelluchs, Vipernatter und Stülpnasenotter (Vipera latastei) kommen hier vor.

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Steinsteppen

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Réserve Naturelle des Coussouls de Crau zwischen St. Martin und Fos-sur Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Réserve Naturelle des Coussouls de Crau zwischen St. Martin und Fos-sur Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schäfer mit Herde bei St.Martin-de-Crau. Bild www.agglo-accm.fr

Wo Flüsse in ihrem Unterlauf größere Mengen wasserdurchlässigen Geschiebes ablagerten, entstanden Steinsteppen. Im westlichen Teil des europäischen Mittelmeerraums wurden so gut wie alle bis vor etwa einem Jahrhundert durch Bewässerung in Agrarland umgewandelt. Nur eine ist wenigstens teilweise bis heute übrig geblieben: Die östlich der Camargue gelegene, durch die Durance gebildete Crau. Diese umfasste ursprünglich etwa 600 km², die sich bis Ende des 19. Jahrhunderts durch Bewässerung auf 500 km² reduzierten.

Durch weitere Urbarmachung, den Bau von Hafen- und Industrieanlagen, das Anwachsen von Siedlungen und die Einrichtung von Deponien sind heute nur noch etwa 100 km² erhalten geblieben. Diese wurden 2001 unter Schutz gestellt.

Tierwelt: Im Winter und im Frühjahr vor dem Alpaufzug weiden  rund 100'000 Schafe in der Crau. Diese  ist ein Important Bird Area (FR 240) mit einem Umfang von 401 km², indem rund 300 Vogelarten leben. Hier brüten 400-450 Zwergtrappenpaare (Tetrax tetrax), 10 Paare Wiesenweihen (Circus pygargus), 40-50 Paare Rötelfalken (Falco naumanni), ferner Triel, Spießflughuhn, Blauracke, Kalanderlerche (Melanocorypha calandra) und mit rund 1'000 Paaren die Kurzzehenlerche (Calandrella brachydactyla). Sie ist auch Heimat der Perleidechse. Die Bestände der endemischen Crau-Schrecke (Prionotropis rhodanica) haben von 2006-2016 um 70% abgenommen. Seit 2012 gilt die Art als unmittelbar vom Aussterben bedroht.

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Kalkhochebenen

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Schafherde auf dem Causse de la Selle, Hérault, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Przewalskipferde auf dem Causse Méjean, Lozère © Ancalagon, übernommen aus Wikimedia Commons unter der GNU Free Documentation-Lizenz 1.2+.

Kalkhochebenen, wie die Causses im französischen Zentralmassiv, gehören zu den Karstlandschaften. Diese sind unabhängig von der Niederschlagsmenge sehr arm an Oberflächenwasser, weil die Niederschläge von dem dominierenden, porösen Kalkstein nicht festgehalten werden, sondern rasch im Boden versickern oder allenfalls in Senken mit tonhaltigem Untergrund abfließen (Dolinen). Dementsprechend ist der Baumbewuchs sehr spärlich und die Landschaft wirkt wüstenartig.

Tierwelt: Die Kalkhochebenen werden mit Schafen beweidet, hauptsächlich Milchschafen der Rasse Lacaune, deren Milch zu Roquefortkäse verarbeitet wird. Sie eignen sich auch für die Haltung von Przewalskipferden in Semireservaten (etwa auf dem Causse Méjean) oder für die Extensivhaltung von Bisons. In den steilen Schluchten, die einzelne Hochebenen voneinander trennen, nisten Mönchs-, Gänse-, Schmutz- und Bartgeier. Auch Perleidechsen kommen in den Causses vor.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Siehe auch: Andere Hochgebirge in Europa , Mittelmeer (mit Unterseiten)

Frankreich

  • Parc National de Port-Cros: Eine der Inseln von Hyères; bestehend seit 1963; Fläche 20 km²
  • Parc National des Cévennes: In der Region Okzitanien; bestehend seit 1970, Fläche 3'213 km²
  • Parc National du Mercantour: In den Seealpen; bestehend seit 1979; Fläche 2'150 km²
  • Parc National des Calanques: An der Küste westlich von Marseille; bestehend seit 2011; Fläche Land 85 km²

Italien  

  • Parco Nazionale dell' Asinara: Auf der Insel Asinara vor Sardinien; bestehend seit 1997; Fläche 52 km². Asinara-Esel.
  • Parco Nazionale del Circeo: Bei Sabaudia zwischen Rom und Neapel; bestehend seit 1934; Fläche 85 km²
  • Parco Nazionale del Gargano: Auf Gargano-Halbinsel in Apulien; bestehend seit 1991; Fläche 1'211 km².
 

Portugal

  • Parque Natural do Vale do Guadiana: In der Provinz Baixo Alentejo; bestehend seit 1995; Fläche 695 km²
  • Biosphärenreservat Castro Verde: In der Provinz Baixo Alentejo; bestehend seit 2017; Fläche 569 km²

Spanien

  • Parque Nacional de Doñana: An der Mündung des Guadalquivir in Andalusien; bestehend seit 1969; Fläche 553 km² und 264 km² Pufferzone
  • Parque Nacional de las Tablas de Daimiel: In der autonomen Region Kastilien-La Mancha; bestehend seit 1973; Fläche 30 km²
  • Parque Nacional de Monfragüe: In der Extremadura; bestehend seit 2007; 178 km²

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Literatur und Internetquellen

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Gelesen 49113 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 30 März 2023 08:09
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx