Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Vogelspinnenartige (Mygalomorphae)
Familie: Vogelspinnen (Theraphosidae)
Unterfamilie: Eigentliche Vogelspinnen (Theraphosinae)
- Kraushaar-Vogelspinne (Brachypelma albopilosum)
- Goldrücken-Vogelspinne (Brachypelma boehmei)
- Veracruz-Vogelspinne (Brachypelma kahlenbergi)
- Mexikanische Rotknie-Vogelspinne (Brachypelma smithi = B. hamorii)
- Schwarzrote Vogelspinne (Brachypelma vagans)
Brachypelma albopilosum • The Curly-hair Tarantula • La mygale frisée
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VerbreitungMittelamerika: Atlantikseite von Costa Rica, Nicaragua und Honduras [1; 2]. BiologieDie Kraushaarvogelspinne besiedelt Regenwälder, ist aber auch ein Kulturfolger. Die Tiere leben in kurzen, teils selbst gebauten Röhren unter Steinen und Rindenstücken nahe der Erdoberfläche [2]. Kraushaarvogelspinnen erreichen gut 8 cm Körperlänge und sind am ganzen Körper buschig mit gekräuselten, hellbraunen Haaren bedeckt. Die Grundfärbung ist dunkelbraun. Bereits nach ein bis anderthalb Jahren lassen sich die Geschlechter bestimmen: Bei Männchen ist an der Unterseite des Abdomens oberhalb der Epigastralfurche eine kreisrunde dunkle Region von ca 1,8 mm Durchmesser zu erkennen. Bei Weibchen sieht man stattdessen einen bis zu 9 mm breiten horizontalen Schlitz in der Epigastralfurche. Die Geschlechtsreife tritt bei gleicher Haltung bei Männchen nach frühestens zwei bis zweieinhalb Jahren, bei Weibchen nach dreieinhalb Jahren ein [2]. Wie alle Vogelspinnen haben die Weibchen im Genitalbereich zwei Spermataschen (Spermatheken), in denen sie die vom Männchen bei der Paarung abgegebenen Spermien über Monate aufbewahren können [1]. Gefährdung und SchutzGestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2018 wurde die Art 2019 trotz angenommener Bestandsabnahme als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen [5]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den Menschen
Die Kraushaar-Vogelspinne ist ein ausgesprochen friedfertiges und daher beliebtes Terrarientier [2]. Von 2001-2016 meldete Nikaragua die Ausfuhr von 3'953 Wildfängen und im selben Zeitraum wurden weltweit 6'080 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigstes Herkunftsland war Nikaragua gefolgt von Deutschland und der Schweiz [3]. Taxonomie und NomenklaturDie Kraushaar-Vogelspinne wurde erst 1980 von dem costaricanischen Zoologen Carlos VALERIO beschrieben [4]. Literatur und Internetquellen
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Brachypelma boehmei • The Mexican Fireleg Tarantula • La mygale mexicaine à pattes de feu
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VerbreitungMexiko: Pazifikseite von Mexiko im Staat Guerrero [4]. BiologieDie Goldrücken-Vogelspinne ist eine große Art, bei der die Männchen eine Kopf-Rumpflänge von 65 mm und in normaler stehender Position eine diagonal von Fuß zu Fuß gemessene Spannweite von 160 mm aufweisen, die Weibchen 73 mm bzw. 130 mm [2]. Die Oberschenkel sind schwarz, das Knie orange bis rostrot, der untere Teil der Beine rostrot und die Füße schwarz. Der Carapax (Oberkörper) ist rostfarben mit radiär verlaufenden schwarzen Streifen, der Hinterleib schwarz mit rostroten Härchen [2]. Wie die anderen Brachypelmen sind Goldrücken-Vogelspinnen nicht-aggressive, bodenlebende Tiere. Bei Bedrohung können sie durch Reiben der letzten Beinpaare an den Seiten des Hinterleibs Teile der Behaarung abwerfen. Diese Härchen sind mit winzigen Widerhaken versehen, die an der Haut des Angreifers haften und einen Juckreiz auslösen sowie Reizungen des Auges und der Atemwege verursachen können [1]. Gefährdung und SchutzGestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2018 wurde die Art 2019 wegen ihres kleinen Areals, fragmentierter Vorkommen und angenommener Bestandsabnahme als stark gefährdet (ENDANGERED) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen [6]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den Menschen
Die Goldrücken-Vogelspinne ist ein beliebtes Terrarientier, das so häufig gezüchtet wird, dass sich die ex situ-Population ohne Nachschub aus der Wildbahn erhält. Von 2001-2016 wurden lediglich 8 Wildfänge für wissenschaftliche Zwecke von Mexiko nach Australien ausgeführt. Im selben Zeitraum wurden weltweit 12'183 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigstes Herkunftsland war Mexiko gefolgt von Deutschland [2]. Taxonomie und NomenklaturDie Goldrücken-Vogelspinne wurde erst 1993 von Günter SCHMIDT, dem 2016 verstorbenen Verfasser des Standardwerkes „Die Vogelspinnen“ und Peter KLAAS, dem Leiter des Insektariums im Kölner Zoo beschrieben [4]. Literatur und Internetquellen
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Brachypelma kahlenbergi • The Kahlenberg's Tarantula • La mygale de Kahlenberg
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VerbreitungMexiko: Atlantikseite von Mexiko um Veracruz [3]. BiologieDie Veracruz-Vogelspinne ähnelt Brachypelma vagans, ist aber kleiner als diese. Männchen und Weibchen sind praktisch ganz schwarz und haben rote Leithaare (Setae) auf der Oberseite des Hinterleibs [3]. Brachypelma-Arten wohnen in verlassenen Nagetierbauen oder Wurzelhöhlen. Sie kleiden die Wände mit Spinnenseide aus und verbessern die Höhle häufig durch eigene Grabaktivitäten Zu diesem Zweck nutzen sie ihre Kiefertaster (Pedipalpen) und Kieferklauen (Chelizeren). Den Aushub schaufeln sie zwischen den Beinen nach hinten bis vor die Höhle [1]. Gefährdung und SchutzGestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2018 wurde die Art 2019 in Anbetracht ihres relativ großen Areals von über 50'000 km² trotz angenommener Bestandsabnahme als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen [5]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den Menschen
Die Bedeutung der Veracruz-Vogelspinne als Terrarientier ist gering. Von 2001-2016 meldete das Ursprungsland Mexiko keine Ausfuhren und weltweit wurden nur 25 Nachzuchttiere aus den Niederlanden und Deutschland international verschoben [2]. Taxonomie und NomenklaturDie Veracruz-Vogelspinne wurde erst 2008 von dem deutschen Arachnologen Jan-Peter RUDLOFF beschrieben [4]. Literatur und Internetquellen
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Mexikanische Rotknie-Vogelspinnen
Brachypelma smithi = B. hamorii • The Mexican Red Knee Tarantulas • Les mygales à genoux rouges
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VerbreitungMexiko: Pazifikseite von Mexiko im Staat Guerrero, die neuerdings als B. hamorii identifzierte Population komt nördlich, B. smithi südlich des Río Balsas vor [4; 5]. BiologieRotknie-Vogelspinnen sind große Vertreter der Gattung Brachypelma, bei der die Männchen eine Kopf-Rumpflänge von 55 mm und in normaler stehender Position eine diagonal von Fuß zu Fuß gemessene Spannweite von 150 mm aufweisen, die Weibchen 75 mm bzw. 140 mm. Aufgrund morphologischer Merkmale lassen sich B. smithi und B. hamorii kaum unterscheiden [2]. Die Oberschenkel sind schwarz, das Knie orange bis goldbraun, der untere Teil der Beine abwechselnd orange und schwarzbraun. Der Carapax (Oberkörper) ist schwarz mit hell gelbbraunem Rand, der Hinterleib schwarz mit hellen Leithaaren [2]. Rotknie-Vogelspinnen besiedeln Halbwüsten. Sie sind Höhlenbewohner, die sich von Insekten, kleinen Wirbeltieren und Aas ernähren. Sie sind langlebig. Männchen werden mit etwa vier Jahren geschlechtsreif, Weibchen erst mit etwa sieben Jahren. Das Höchstalter dürfte bei 20 Jahren liegen. Ein Gelege besteht aus 200 bis 400 Eiern, die vom Weibchen in einen kugelförmig gewobenen Kokon abgelegt werden, der an einem klimatisch günstigen Ort in der Höhle gelagert wird [Text nach Zoo Zürich]. Gefährdung und SchutzNach einer Beurteilung aus dem Jahr 1996 wurde die Rotknie-Vogelspinne (B. smithi) in der Roten Liste der IUCN als potenziell gefährdet eingestuft. Die neuerdings als B. hamorii identifizierte Population gilt seit 2018 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) [6]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den Menschen
Rotknie-Vogelspinnen sind als Terrarientiere von allen Brachypelma-Arten mit Abstand am beliebtesten. Sie werden so häufig gezüchtet, dass sich die ex situ-Population ohne Nachschub aus der Wildbahn erhält. Von 2001-2019 wurden lediglich 4 Wildfänge für wissenschaftliche Zwecke von Mexiko nach Australien ausgeführt. Im selben Zeitraum wurden weltweit 43'081 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigste Herkunftsländer waren Deutschland mit 14'983 und die Schweiz mit 8'924 Tieren gefolgt von Mexiko und den Niederlanden [2]. Ob es sich dabei jeweils um B. smithi oder B. hamorii handelt, ist im Einzelnen nicht bekannt [5]. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1897 von dem englischen Zeichner und Arachnologen Frederick Octavius PICKARD-CAMBRIDGE als "Avicularia smithi" beschrieben. Ab 1903 hieß sie "Brachypelma smithi". 1997 wurden die bislang als B. smithi gehandelten Vogelspinnen im Zuge einer Revision der Gattung aufgrund molekulargenetischer Befunde in zwei Arten aufgeteilt, B. smithi und Brachypelma hamorii [5; 7]. Literatur und Internetquellen
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Brachypelma vagans • The Mexican Redrump Tarantula • La mygale à tronc rouge
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VerbreitungMittelamerika: Von Süd-Mexiko bis Honduras und ev. weiter bis Kolumbien [3 und diverse, z.T. widersprüchliche Internetquellen]. BiologieDie Schwarzrote Vogelspinne ist eine recht große Art, bei der die Männchen eine Kopf-Rumpflänge von 50 mm und in normaler stehender Position eine diagonal von Fuß zu Fuß gemessene Spannweite von 150 mm aufweisen, die Weibchen 70 mm bzw. 140 mm [1]. Hinterleib und Beine sind dunkelbraun bis schwarz. Auf dem Hinterleib sind lange, rötliche Leithaare verteilt. Der Carapax (Oberkörper) ist schwarz mit hell gelbbraunem Rand [1]. Gefährdung und SchutzGestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2018 wurde die Art 2019 in Anbetracht ihres relativ großen Areals von über 70'000 km² trotz angenommener Bestandsabnahme als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen [5]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den Menschen
Die Schwarzrote Vogelspinne ist ein beliebtes Terrarientier, das so häufig gezüchtet wird, dass sich die ex situ-Population ohne Nachschub aus der Wildbahn erhält. Von 2001-2016 wurde lediglich ein exportierter Wildfange von Belize gemeldet. Im selben Zeitraum wurden weltweit 3'033 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigstes Herkunftsland war die Ukraine gefolgt von Tschechien und Deutschland [2]. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1875 von dem aus Bozen stammenden östereichischen Zoologen und Arachnologen Ferdinand AUSSERER, einem der bedeutendsten Arachnologen seiner Zeit, als "Eurypelma vagans" beschrieben. Ihren heutigen Namen trägt sie seit 1903 [4]. Literatur und Internetquellen
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