Rinder und Waldböcke

Bongo

Bongo (Tragelaphus euryceros) im Zoo Basel Bongo (Tragelaphus euryceros) im Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Afrikanische Waldböcke (Tragelaphini)

Red list status near threatened

EEPBongo

Tragelaphus (Boocercus) eurycerus • The Bongo • Le bongo

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Bongo (Tragelaphus eurycerus isaaci) im Zoo de Vincennes, Paris © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Westlichen (T.e. eurycerus - Blau) und des Östlichen Bongso (T.e. isaaci - rot)

 

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Bongokalb (Tragelaphus eurycerus isaaci) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Junger Bongo (Tragelaphus eurycerus isaaci) im Zoo Taipei © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bongos (Tragelaphus eurcerus isaaci) im Zoo Warschau © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Bongobulle (Tragelaphus eurycerus isaaci) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Bongo (Tragelaphus eurycerus) im Zoo Edinburgh © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Bongo (Tragelaphus eurycerus) im Zoo Edinburgh © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bongo (Tragelaphus eurycerus) im Burgers Zoo, Arnheim © Elias Neideck

 

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Junger Bongo (Tragelaphus eurycerus isaaci) im Zoo Montpellier © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Bongo (Tragelaphus eurycerus) im Zoo Frankfurt © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Bongo (Tragelaphus eurycerus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Entwicklung des Zoobestandes des Östlichen Bongo (Tragelaphus eurycerus isaaci)

 

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Bongokalb (Tragelaphus eurycerus isaaci) im Allwetterzoo Münster © Allwetterzoo (Pressefoto)

 

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Bongokalb (Tragelaphus eurycerus isaaci) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Weibliches Bonxi (Tragelaphus eurycerus isaaci x T. spekii gratus), aufgenommen 1974 im Dierenpark Planckendael, Mechelen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der Östliche Bongo ist in seiner Heimat unmittelbar vom Aussterben bedroht. Die Zoos bemühen sich daher durch ein internationales Zuchtbuch und regionale Zuchtprogramme um die Erhaltung einer lebensfähigen ex situ-Population, aus der bereits wieder Tiere für ein Wiederansiedlungsprojekt zur Verfügung gestellt werden konnten. In europäischen Zoos wird die Art mit mittlerer Häufigkeit gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Bongo ist eine große, massiv gebaute Antilope mit 10-16 schmalen weißen Querstreifen auf dem bei Kühen und Jungtieren leuchtend rot- bis kastanienbraunen, bei älteren Böcken dunkel- bis schwarzbraunen Fell. Die spiralförmig gedrehten Hörner sind bei beiden Geschlechtern vorhanden und werden bis 100 cm lang. Bei Kühen sind sie deutlich schlanker als bei den Bullen. Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 228-235 cm, eine Schwanzlänge von 45-65 cm und eine Schulterhöhe von 122-128 cm. Bullen werden 240-405 kg schwer, Kühe 210-253 kg. Es ist eine Rückenmähne vorhanden. Kopf und Vorderläufe tragen eine auffällige schwarzweiße Zeichnung. Am Hals ist ein weißes Querband vorhanden, die Unterseite des Schwanzes und teilweise die Hinterläufe sind ebenfalls weiß. Bei den Bullen ist der Bauch dunkler bis schwarz [7].

Verbreitung

West- und Zentralafrika: Von Sierra Leone bis nach Benin und dann weiter östlich von Kamerun bis in den Südsudan und die DR Kongo (Benin, Elfenbeinküsten, Gabun, Guinea, Kamerun, Kongo, DR Kongo, Liberia, Niger, Sierra Leone, Südsudan, Togo, Zentralafrikanische Republik). Östlicher Bongo: Kenia (Aberdare-Berge, Mount Kenya, Mau Forest und Eburu Forest) [4].

Lebensraum und Lebensweise

Der Bongo ist ein Waldtier. Währenddem die westliche Unterart Tieflandwälder besiedelt, findet man die östliche Unterart in Bergwäldern zu beiden Seiten des Rifttals. Bevorzugt werden Gebiete mit viel Unterwuchs, etwa nach Holzeinschlag, Bergrutschen oder Waldbränden. Die Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis auf 4'300 m am Mount Kenia. Die Tiere sind hauptsächlich frühmorgens und gegen Abend aktiv. Sie sind wenig selektive Laubäser. die Blätter und etwas Blüten und Früchte von Bäumen, Sträuchern und Schlingpflanzen zu sich nehmen, aber saisonal auch zu Grasnahrung übergehen können. Die Tiere leben in Gruppen von meist 2-8 Tieren, an Salzlecken können sich bis zu 50 zusammenfinden. Die Kühe sondern sich zum Zeitpunkt der Geburt ab und erwachsene Bullen leben außerhalb der Brunft vermutlich solitär [7].

Beim Östlichen Bongo soll im Freiland die Brunft auf Oktober-Januar fallen, die Setzzeit auf Juli-September. Angaben zur westlichen Unterart sind nicht verfügbar. Nach einer Tragzeit von ca. 285 (284-296) Tagen wird ein einzelnes Kalb mit einem Gewicht von 19 (17-22) kg geboren, sehr selten Zwillinge. Weibliche Tiere werden mit etwa 20-30 Monaten geschlechtsreif, Bullen mit etwa 20 Monaten [5].

Gefährdung und Schutz

Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 gelten der Bongo als Art sowie die westliche Unterart (T.e. eurycerus) als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED), weil die Bestände wegen Lebensraumverlusts und nicht-nachhaltiger Jagd zurückgehen; der in den Zoos gehaltene Östliche Bongo (T.e. isaaci) mit einem Wildbestand von nur noch 70-80 erwachsenen Tieren dagegen als unmittelbar von der Ausrottung bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) [4].

Der internationale Handel fällt nicht (mehr) unter CITES. Die Einfuhr aus den Ursprungsländern ist aber wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen.

Zoogestütztes Schutzprojekt (Beispiel):

  • Nachdem der Bestand am Mount Kenya erloschen war, begannen die Zoos ab 2004 mit einem Wiederansiedlungsprojekt. Nebst 15 wieder frei lebenden Bongos gab es 2010 noch 68 weitere in einem Großgatter [1].

Bedeutung für den Menschen

Bongos werden gebietsweise zur Gewinnung von Fleisch bejagt bzw. mit Schlingen gefangen. Andernorts sind sie mit Tabus belegt und ihr Fleisch gilt als unrein, was zur Folge haben kann, dass es geräuchert und Büffelfleisch vermarktet wird. Die Pygmäen sollen glauben, dass der Bongo Zauberkräfte besitzt.

In Zentralafrika sind Bongos das beliebteste Wild ausländischer Großwildjäger. Im Internet wird z.B. eine 12-tägige Jagd für 27'500 USD plus einer Abschussgebühr von 3'500 USD angeboten. In der Republik Kongo kostet das gleiche Paket 32'500 plus 6'500 USD und in Kamerun 40'000 plus 3'500 USD [3; 4; Online-Inserat 2019].

Haltung

Laut kenianischer Naturschutzbehörden umfasste der Bestand des Östlichen Bongos 2010 nur noch 103 Individuen, wovon 50 im Aberdare-Nationalpark und -Waldschutzgebiet, 30 im Mau West Forest und der Rest im Mount Kenya- und Mount Eburu Forest. Zum Glück waren von 1969-1978 insgesamt 62 Östliche Bongos nach den Vereinigten Staaten und nach Europa exportiert worden. Von 1963-1969 hatten amerikanische Zoos auch einige wenige Westliche Bongos erhalten.

Für die östliche Unterart wurde 1985 ein Internationales Zuchtbuch (ISB) eingerichtet, das derzeit am ChesterZoo geführt wird [1]. Am 1. Januar 2018 lebten 826 Östliche Bongos in 128 Zoos, die sämtliche im Zoo geboren sind und von 38 der ursprünglich importierten Tiere abstammten [IZY 52].

Bongos können mit Breitmaulnashörnern, Zebras, Pinselohr- oder Warzenschweinen, Giraffen und diversen Antilopen (z.B. Gelbrückenducker, Blessbock, Gnus, Spießböcken, Litschi-Wasserbock, Weißnacken-Moorantilope, Impala) sowie mit Vögeln (z.B. Rötelpelikan, Hornraben) vergesellschaftet werden. Von einer Vergesellschaftung mit Sitatungas ist abzusehen, da es sonst zu Bastarden kommt. Die 1964 und 1965 in Antwerpen geborenen und später in Planckendael gehaltenen weiblichen  "Bonxis" waren zwar außerordentlich hübsch, aber vom Artenschutz her gesehen natürlich wertlos. 2012 gab einen weiterene, ebenfalls weiblichen Hybriden im Safaripark Fasano [10; 11].

Die von WEIGL angegebenen Höchstalter liegen für zwei im Zoo Los Angeles geborene weibliche Tiere bei 21 Jahren und 3 bzw. 11 Monaten [7].

Haltung in europäischen Zoos: Der erste Bongo der in einen europäischen Zoo , bzw. in einen Zoo überhaupt, gelangte, war ein erwachsener Westlicher Bongobulle, der aus der Elfenbeinküste stammte. Das Tier kam am 10.08.1927 in der Ménagerie des Jardin des Plantes von Paris an und lebte nur 140 Tage. 1939 kam der zweite, ebenfalls ein ausgewachsener Bulle, aus Kamerun oder der Elfenbeinküste an. Er brachte es im Zoo de Vincennes auf eine Haltungsdauer von knapp 6 Monaten. 1935 erhielt der Zoo von Rom eine Bongokuh aus dem Ituriwald im damaligen Belgischen Kongo. Ebenfalls aus dem Belgischen Kongo gelangten 1937 und 1960 je ein Bulle in den Antwerpener Zoo [8; 9]. 1970 erhielten die Zoos von Frankfurt und Basel je drei Tiere. Das erste in Europa gezeugte Bongokalb kam 1973 in Frankfurt zur Welt, die erste Geburt in Basel gab es 1975.

Heute gibt es in Europa keine Westlichen Bongos mehr. Der vom Aussterben bedrohte Östliche Bongo wird in rund 50 europäischen Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Chester Zoo koordiniert wird, seit 2023 als "New Style"-EEP.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 400 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 30 m² zusätzlich. Stallfläche 5 m²/Tier.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 80 m² zur Basisflächen dazu. In der Stallung ist für jedes Tier 8 m² anzubieten.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 1-5 Tiere 800 m² erforderlich, für jedes weitere 80 m² mehr, ferner eine Stallfläche von 5 m²/Tier. Die Stalltemperatur muss mindestens 10ºC betragen. Die Haltung hat in Gruppen mit einem erwachsenen Männchen, mehreren Weibchen und deren Nachwuchs zu erfolgen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Bongo wurde 1837 von dem aus Irland stammenden Naturforscher William OGILBY als "Antilope eurycerus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1902 stellte ihn der englische Zoologe Michael Rogers Oldfield THOMAS in die neue Gattung Boocercus, später wurde er in die 1816 von dem französischen Zoologen Henri Marie Ducrotay de BLAINVILLE mit dem Buschbock als Typusart geschaffene Gattung Tragelaphus integriert. Weil auch die Kühe Hörner tragen, wurde aber immer wieder eine eigene Gattung oder eine Zugehörigkeit zu den Elenantilopen (Taurotragus) vorgeschlagen. Es werden zwei Unterarten anerkannt, der Westliche (T. e. eurycerus) und der Östliche Bongo (T. e. isaaci), wobei die Gültigkeit dieser Unterarten bislang nicht durch molekulargenetische Befunde gestützt wird. Andererseits gibt es einen Vorschlag, die westliche und die zentral-östliche Population zu eigenständigen Arten aufzuwerten [4; 7; 9].

Der Bongo gilt als Schwesterart der Sitatunga, mit der er trotz unterschiedlicher Chromosomenzahl fruchtbare Nachkommen produzieren kann. Bei diesen sind die weiblichen Tiere behornt und auch die Fellstruktur gleicht mehr der des Bongos als jener der Sitatunga [2; 10; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. BOSLEY, L. F. (2011)
  2. GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. IUCN SSC Antelope Specialist Group. (2016). Tragelaphus eurycerus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22047A115164600. http://www.iucnredlist.org/details/22047/0. Downloaded on 12 June 2018.
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. BRANDT, B. (2020)
  9. GIPPOLITI, S., LUPTAK, P. &GROVES, C. P. (2018)
  10. GIPPOLITI, S (2016)
  11. TIJSKENS J. (1968)

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