Pythons

Netzpython

Netzpython (Malayopython reticulatus) im Tierpark Berlin Netzpython (Malayopython reticulatus) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Wühl- und Riesenschlangenartige (Booidea / Pythonoidea)
Familie: Pythons (Pythonidae)

D LC 650

Netzpython

Python (= Malayopython) reticulatus • The Reticulated Python • Le python réticulé

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Netzpython (Python reticulatus) im Zoo Dresden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Netzpythons (Python reticulatus)

 

 

 

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Netzpython (Python reticulatus) im Zoo Dresden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Netzpython (Python reticulatus) im Zoo Zürich © Zoo Zürich

 

 

 

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Netzpython (Malayopython reticulatus) im Zoo Riga © Christian R. Schmidt, Küsnacht

 

 

 

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Netzpython (Malayopython reticulatus) in der Welt der Reptilien, Beilrode-Döbrichaus © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

 

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Jampean-Netzpython (Malayopython reticulatus jampeanus) im Reptilium Landau © Christian R. Schmidt, Küsnacht

 

 

 

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Netzpython (Malayopython reticulatuss), Schädel im Naturhistorischen Museum Freiburg i. Ue. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Der Netzpython ist nebst der Großen Anakonda die am längsten werdende Riesenschlange. Er gilt nicht als gefährdet, ist aber attraktiv gezeichnet und damit eine gute Botschafterart für die Erhaltung der südostasiatischen Wälder, die häufig in Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Netzpython werden Männchen bis zu 4-5m, Weibchen bis zu 6-7 m lang. Angaben über angeblich 9 oder 10 m Schlangen sind nicht gesichert. John Hagenbeck soll 1905 ein 8.5 m langes und 113.4 kg schweres Exemplar besessen haben. 1980 wurde von einem 12.2 m langen und 220 kg schweren Tier berichtet, das in Thailand gefangen und an einen japanischen Schlangenpark verkauft worden war. Männliche Tiere werden schon mit einer Länge von knapp 1.50 m fortpflanzungsfähig, Weibchen erst ab 2.50 m. Der Kopf ist relativ groß, dreieckig und deutlich vom Hals abgesetzt. Der Körper ist schlank aber kräftig, der Schwanz greiffähig. Das Auge ist mäßig groß mit oranger Iris und Schlitzpupille. Grubenorgane zur Ortung von Wärmeunterschieden sowie - beim Männchen größere - Analsporen sind vorhanden. Die Grundfarbe variiert zwischen hellgelb und dunkel- oder olivbraun. Auf dem Kopf befindet sich eine schmale schwarze Mittellinie, von den Augen zieht ein schwarzer Streifen nach hinten, der Körper ist von  einem schwarz, hellgrau und gelben Netzmuster bedeckt [1; 3; 6; 12].

Verbreitung

Südostasien: Bangladesch, Burma, Süd-China, Indien, ganz Indonesien (d.h. bis zur Lydekker-Linie), Kambodscha, Malaysia, Laos, Ost-Timor, Singapur, Vietnam [11; 12].

Lebensraum und Lebensweise

Die weitgehend dämmerungs- und nachtaktiven Netzpythons bewohnen Waldgebiete, vor allem feuchtwarme Regenwälder, Flussufer, Sümpfe und stehende Gewässer, kommen aber auch im Kulturland und Siedlungsgebiet, einschließlich Großstädten wie Bangkok oder Singapur vor. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und dadurch in der Lage, Inseln zu besiedeln. Das Beutespektrum umfasst Säugetiere und Vögel, aber auch große Reptilien wie Warane oder andere Schlangen.Die Art ist ovipar. Die Gelege bestehen aus 30-100 Eiern, die vom Weibchen während rund 3 Monatgen bebrütet werden. Die Jungen sind beim Schlupf 75-79 cm lang [7; 12].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2011 wurde die Art erst 2018 in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. Wegen ihrer weiten Verbreitung und regionalen Häufigkeit wurde sie als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft. In Teilen von Kambodscha, Laos und Vietnam ist die Art lokal gefährdet [13].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Berichte, wonach Pythons ausgewachsene Büffel oder schwangere Frauen verschlängen, werden von BREHM [2] ins Reich der Fabel verwiesen. Er hält dazu fest: "Meiner Meinung nach geschehen etwaige Angriffe der Pythonen auf Menschen niemals absichtlich, sondern höchstens irrthümlich. Einen so zu erklärenden Angriff hat der Wärter Cop im Thiergarten zu London zu erfahren gehabt. Er hielt einer seiner hungerigen Pythonschlangen ein Huhn vor, wie er es beim Füttern zu thun gewohnt war; die Schlange stürzte sich auf dasselbe, fehlte es, wahrscheinlich weil sie sich kurz vor der Häutung befand und ihr Auge, wie es unter solchen Umständen gewöhnlich, getrübt war, packte seinen linken Daumen und hatte sich im nächsten Augenblicke um seinen Arm und Hals gewunden. Cop war allein, verlor jedoch die Geistesgegenwart nicht, sondern suchte mit der andern Hand den Kopf der Schlange zu packen, um sich von ihr zu befreien; leider aber hatte sich das Thier so um seinen eigenen Kopf gewickelt, daß der Wärter diesen gar nicht fassen konnte und genöthigt war, sich mit ihr auf den Boden des Käfigs zu legen, in der Hoffnung, so kräftiger mit ihr ringen zu können. Zwei Wärter kamen dem Manne glücklicherweise rechtzeitig zur Hülfe und befreiten ihn nicht ohne Anstrengungen von seinem Gegner, welcher ihm sonst möglicherweise das Schicksal Laokoons bereitet haben würde. Derartige Mißverständnisse können, wie eigene Erfahrungen mich belehrt haben, vorkommen; im Freien aber wird auch eine Pythonschlange immer nur dann zu einem Angriffe auf Menschen schreiten, wenn sie meint, ihrer Haut sich wehren zu müssen. Ein Verschlingen des Herrn der Erde beabsichtigt die Schlange ebensowenig wie das eines großen Thieres oder aber, wie man ihr ebenfalls nachgesagt, einen Kampf mit dem gewaltigen Königstiger. Erfuhr doch Hutton, welcher während seines Aufenthaltes in Indien an Schlangen dieser Art Beobachtungen anstellte, daß eine seiner Gefangenen es für gut befand, eine gepackte und umschlungene Katze wieder loszulassen, weil sich diese so nachdrücklich wehrte, daß der Feind mit ihr nichts auszurichten glaubte!"

In Singapur und anderen Großstädten lassen sich Netzpythons bisweilen in der Kanalisation häuslich nieder.

Die Art befindet sich im Reptilleder- und im Heimtierhandel. Von 2001-2016 meldete Indonesien die Ausfuhr von 58'162, die anderen die südostasiatischen Ursprungsländer von zusammen 1'037 lebenden Wildfängen. Im selben Zeitraum wurde von den südostasiatischen Ländern die Ausfuhr von 5'202'233 (!) Häuten sowie zahlreicher anderer Teile und Erzeugnisse gemeldet. Ebenfalls von 2001-2016 wurden weltweit 22'677 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigstes Ausfuhrland waren die USA mit 7'593 Tieren [4].

Haltung

Der Netzpython gehört zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [14]. Für die Haltung wird ein sehr geräumiges, beheiztes, mit UV-Lampen ausgestattetes Feuchtterrarium mit fest eingebautem Wasserbecken empfohlen, das ein Drittel bis die Hälfte der Grundfläche einnehmen soll. Ein Kletterbaum ist nicht unbedingt erforderlich. Als Bodensubstrat eignen sich z.B. Torf oder Rindenmulch. Die Lufttemperatur soll tagsüber 25-32ºC betragen, nachts etwa 6ºC weniger. Die Wassertemperatur soll bei  etwa 28ºC liegen. Eine angemessene Temperatur wird durch eine teilweise unter dem Badebecken befindliche Bodenheizung in Kombination mit Wärmelampen erreicht. Die Beleuchtung soll 12-14 Stunden in Betrieb sein [8; 12].

Haltung in europäischen Zoos: Wildfarbene Netzpythons werden in rund 150 Institutionen gezeigt, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Etwa 20 Zoos halten nur oder zusätzlich Farbmutanten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997des BMELF soll ein Terrarium für zwei über 2.5 m lange Tiere mindestens 0.75x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll die Hälfte der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe dem 0.75-fachen der Gesamtlängeeines Tiers entsprechen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 3.5 m² bei einer Höhe von 180 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 1.5 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Netzpython wurde 1801 vom sächsischen Naturforscher Johann Gottlob Theaenus SCHNEIDER als "Boa reticulata" beschrieben. Die heutige Bezeichnung Python reticulatus wurde 1802 vom Wiener Zoologen Leopold Joseph Franz Johann FITZINGER vergeben. Die Gattung Python bestand bis vor wenigen Jahren aus sieben Arten. Dann wurde vier Unterarten zu Arten aufgewertet. 2004 führte der australische Taxifahrer und Hobbyherpetologe Raymond HOSER für den Netzpython die Gattungsbezeichnung Broghammerus ein, so benannt nach dem schwäbischen Reptilienhändler Stefan BROGHAMMER. Dies geschah aufgrund bescheidener morphologischer Unterschiede und in einer unzureichend dokumentierten Publikation. Nachdem 2008 auch Unterschiede in der mitochondrialen DNS dokumentiert werden konnten, wurde die neue Gattung von RAWLINGS et al. bestätigt. 2014 wurde sie im Zuge einer Revision der Boiden und Pythoniden von REYNOLDS et al. zusammen mit dem Timorpython in eine neue Gattung Malayopython gestellt, obwohl sich z.B. Netz- und Tigerpython problemlos miteinander fortpflanzen, und 2011 wurde anhand eines Einzeltiers eine neue Art beschrieben [5; 9; 10; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. BELLOSA, H., DIRKSEN, L. & AULIYA M. (2007)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. KAISER, H., CROTHER, B. I., KELLY C. M. R., LUISELLI, L., O’SHEA, M., OTA, H., PASSOS, P., SCHLEIP, W. D. & WÜSTER, W. (2013)
  6. MATTISON, C. (2007) 
  7. MEHRTENS, J. M. (1993)
  8. NIETZKE, G. (1969)
  9. RAWLINGS, L. H., RABOSKY, D. L., DONNELLAN, S. C. & HUTCHINSON, M. N. (2008)
  10. REYNOLDS, R. G., NIEMILLER, M.L., REVELL, L. J. (2014)
  11. THE REPTILE DATA BASE
  12. TRUTNAU, L. (2002)
  13. STUART, B., THY, N., CHAN-ARD, T. et al. (2018). Python reticulatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T183151A1730027. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T183151A1730027.en. Accessed on 23 July 2023.
  14. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)

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