Vipern

Aspisviper

Aspisvipern (Vipera aspis) Forschungsprojekt beim Tierpark Bern Aspisvipern (Vipera aspis) Forschungsprojekt beim Tierpark Bern
© Silvia Geser, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Echte Vipern (Viperinae) 

D LC 650

Aspisviper, Juraviper

Vipera aspis • The Asp Viper • La vipère aspic

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Aspisviper (Vipera aspis) im Naturhistorischen Museum Freiburg i.Ue. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Aspisviper (Vipera aspis)

 

 

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Aspisviper (Vipera aspis) im Reptilienhaus Unteruhldingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Aspisviper (Vipera aspis) im Acquario communale, Triest © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Aspisviper (Vipera aspis), schwarze Farbphase, im ehemaligen Vivarium de Lausanne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Aspisviper (Vipera aspis), schwarze Farbphase, im Naturhistorischen Museum Freiburg i.Ue. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Aspisviper (Vipera aspis) im Naturhistorischen Museum Freiburg i.Ue. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Adulte und Junge Aspisviper (Vipera aspis). Forschungsprojekt beim Tierpark Bern © Silvia Geser, Zoo Office Bern

 

 

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Junge Aspisviper (Vipera aspis). Forschungsprojekt beim Tierpark Bern © Silvia Geser, Zoo Office Bern

 

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Die Aspisviper ist eine relativ kleine Giftschlange, die global nicht gefährdet, in Mitteleuropa aber je nach Gegend potenziell gefährdet bis vom Aussterben bedroht ist. In Zoos ist sie nicht allzu häufig, wobei das Schwergewicht der Haltung im deutschsprachigen Raum liegt.

Körperbau und Körperfunktionen

Aspisvipern erreichen eine Länge von 50-70, vereinzelt bis 85 cm. Ihre Gestalt ist gedrungen, der kantige Kopf deutlich vom Hals abgesetzt, der Schwanz kurz, vor allem beim Weibchen. Die Schnauze ist auffällig aufgeworfen, das große Auge hat eine vertikale Schlitzpupille. Die Rückenschuppen sind gekielt. Die Färbung ist sehr variabel, melanotische Tiere sind lokal häufig. Auf dem Rücken befinden sich Querbalken, die zu einem Wellen- oder Zickzackband zusammenlaufen können [7].

Verbreitung

Südwest-Europa: Von Nordspanien über Süd- und Mittelfrankreich, Süddeutschland (Schwarzwald), der West- und Südschweiz nach Italien und Westslowenien [3; 8].

Lebensraum und Lebensweise

Die Aspisviper besiedelt hauptsächlich sonnige Hanglagen der Mittelgebirge und der Alpen bis hinauf zur natürlichen Waldgrenze, in der Schweiz bis auf 2'450 m. Sie kann unterschiedliche Lebensräume nutzen, wie lichte Wälder, Hecken, Geröllhalden, Felsfluren, Zwergstrauchheiden, Trockenwiesen, Weiden, Bachufer, Bahndämme und Rebberge. Voraussetzung sind ausreichend Deckung und Wärme. Die optimale Körpertemperatur der aktiven Viper liegt zwischen 30 und 32.5°C. Sie kann sich aber schon bei 4°C bewegen und ab 15°C werden Beutetiere verdaut. Als Beute dienen Kleinsäuger, besonders Feld- und Spitzmäusen, sowie kleine Eidechsen, letztere namentlich für Jungvipern. Vögel werden nur ausnahmsweise gefressen. Je nach Verfügbarkeit der Ressourcen umfasst das Streifgebiet eines Individuums einigen hundert Quadratmeter bis mehrere Hektaren. Kurz nach Beendigung der Winterruhe beginnen die Paarungsaktivitäten. im Herbst kann es zu einer zweiten Paarung kommen. Die Weibchen speichern in diesem Fall die Spermien bis zum folgenden Frühjahr. Die Aspisviper ist ovovivipar. Die bis zu 15, ca. 14-20 cm langen Jungtiere werden nach einer Trächigkeit von 3-4 Monaten geboren [5; 6; 7].

Gefährdung und Schutz

Global gesehen ist die Aspisviper nach einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2008 nicht gefährdet, in einigen Regionen gehen aber die Bestände zurück und die Art kann lokal auch verschwunden sein. In Deutschland (wo die Aspisviper nur im Schwarzwald vorkommt) ist sie vom Aussterben bedroht, in der Schweiz gilt sie in den Alpen als potenziell gefährdet oder gefährdet, im Juragebirge als vom Austerben bedroht. Probleme bereiten der Aspisviper einerseits die Intensivierung der Landwirtschaft, wo Kleinstrukturen wie Hecken und Steinhaufen aus der Landschaft entfernt werden. Andererseits verwalden viele ehemals sonnige Standorte, so dass diese wärmeliebende Art dort nicht mehr überleben kann. Hauptfeinde der Aspisviper sind der Igel und der Schlangenadler [3; 4; 5].

Gebietsweise werden auch Tiere für den Handel illegal gefangen. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Aspisviper ist zwar giftig, aber nicht aggressiv. Sie greift den Menschen von sich aus nie an, sondern flieht, sobald sie ihn wahrnimmt. Die Folgen eines unbehandelten Bisses können leichte bis schwere Vergiftungserscheinungen bis hin zu Todesfällen sein. Bissunfälle sind aber ausgesprochen selten, in der Schweiz gibt es etwa ein Dutzend Fälle von Vipern- oder Kreuzotterbissen pro Jahr, wovon jeweils einer mit Komplikationen verbunden ist. Von 1960-2008 gab es einen einzigen Todesfall [7].

Haltung

Zur Haltung in früheren Zeiten bemerkt BREHM, die Aspisviper werde wird nie zahm, bleibe immer tückisch, obgleich sie nach einigen Monaten an Lebhaftigkeit verliere, beiße noch nach sechsmonatlicher Kerkerhaft nach dem Pfleger und entschließe sich selten, Nahrung zu sich zu nehmen und speie bald nach dem Fang bereits verschlungene Nahrung aus. "Unser Gewährsmann fing eine Viper, deren Leib sehr dick war, that sie im Wirtshause, weil er kein anderes Gefäß hatte, in eine Wasserflasche und erstaunte nicht wenig, als er am anderen Morgen einen großen Maulwurf in dem Glase fand. Das Herausziehen dieses Maulwurfes verursachte größere Schwierigkeiten als das Hineinbringen der Schlange selbst, sammt der Beute, welche sie doch im Leibe hatte" [1].

Vipern gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist.Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über zwei Dutzend Institutionen gezeigt, von denen sich rund die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Mehrere Unterarten können im Reptilienzoo Nockalm in Kärnten verglichen werden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere mindestens 1.25x so lang und 0.75x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll die Hälfte der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt. Es gelten die allgemeinen Bestimmungen für die Haltung von Schlangen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coluber Aspis" beschrieben. Der österreichische Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI wies sie 1768 der Gattung Vipera zu. Es gibt 5 Unterarten, von denen 3 allein in der Schweiz vorkommen [7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. BRODMANN, P. (1987)
  3. CORTI, C. et al. (2009). Vipera aspis. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T61591A12503170. http://www.iucnredlist.org/details/61591/0. Downloaded on 15 October 2017.
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HOFER, U., MONNEY, J.-C. & DUSEJ, G, (2001) 
  6. MEHRTENS, J. M. (1993)
  7. MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
  8. THE REPTILE DATA BASE
  9. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)

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Gelesen 17077 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 19 Juli 2023 10:27
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx