Boas

Nördliche Madagaskarboa

Nördliche Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis) im Aquazoo Düsseldorf Nördliche Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis) im Aquazoo Düsseldorf
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Wühl- und Riesenschlangenartige (Booidea)
Familie: Boas (Boidae)
Unterfamilie: Boaschlangen (Boinae)

Nördliche Madagaskarboa

Acrantophis madagascariensis • The Madagascar Ground Boa • Le boa de Madagascar

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Nördliche Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis). Bild: Tim Vickers, Dundee (Public Domain)

 

 

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Approximative Verbreitung der Nördlichen Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis)

 

 

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Nördliche Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis) in der Ménagerie des Jardin des Plantes, Paris © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Nördliche Madagaskarboas (Acrantophis madagascariensis) im Zoo Jihlava / Iglau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Nördliche Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis) im Berenty-Naturschutzgebiet, Madagaskar © Ulrich Schürer, Solingen

 

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Die Nördliche Madagaskarboa ist eine mittelgroße, schön gezeichnete Riesenschlange, die stark der neotropischen Boa constrictor ähnelt. In Zoos ist sie deutlich seltener als ihre Verwandte aus dem Süden Madagaskars.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit meist 240-250 cm, gelegentlich bis zu 320 cm Länge ist die Nördliche die größere der beiden Madagaskarboas. Wie bei jener ist ihr Kopf deutlich vom Hals abgesetzt, hat das Auge eine vertikale Schlitzpupille, und sind die Körperschuppen sehr klein und glatt. Ihr Rücken ist braun, die Seiten heller und die Bauchweite weißlich. Auch sie trägt ein Boa-typisches Muster von schwarzbraunen, teils weiß gesäumten oder mit hellem Innenhof versehenen Flecken [1; 3; 7].

Verbreitung

Nord- und Zentralmadagaskar, ev. Réunion [5; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Nördliche Madagaskarboa besiedelt Feucht- und Trockenwälder des Tieflandes und der mittleren Höhenlagen, kommt aber auch in Dorfnähe und auf Ackerland vor. Sie ist relativ stark an Wasser gebunden, überwiegend bodenlebend, klettert aber ausnahmsweise, Jungtiere öfter, auch auf Bäume. Die Art ist ovovivipar. Die Würfe sind mit etwa 2-6(-8), bei der Geburt 55-70 cm langen Jungen deutlich kleiner als bei dumerili [3; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Seit einer Neubeurteilung im Jahr 2011 gilt, die Art, deren Verbreitungsgebiet etwa so groß wie die kombinierte Fläche Österreichs und der Schweiz ist, als nicht-gefährdet [5].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Auf Madagaskar wird die Boa für die Verarbeitung zu Leder genutzt und von chinesisch-stämmigen Einwohnern gegessen. Die Art befindet sich in sehr geringer Zahl im Heimtierhandel [5]. Von 2001-2021 meldete Madagaskar keine Ausfuhren von lebenden Exemplaren. Im selben Zeitraum wurden weltweit 106 Nachzuchttiere international verschoben, wichtigstes Ausfuhrland war Deutschland mit 32 Tieren, gefolgt von den Niederlanden und der Schweiz [2].

Haltung

Für die Haltung wird ein geräumiges, relativ feuchtes, mit lokaler Bodenheizung, Wärmelampe und Tageslicht-Leuchtstoffröhre ausgestattetes und mit Kletterästen, einem passenden Unterschlupf und einem großen, auch zum Baden geeigneten Wassergefäß eingerichtetes Terrarium empfohlen. Als Bodensubstrat eignen sich Rindenmulch oder ein Sand-Torf-Walderde-Gemisch. Die Tagestemperatur sollte bei 28-32ºC, liegen und nachts nur wenig absinken [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 40 Institutionen gezeigt, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei über 1.5 m lange Tiere mindestens 0.75x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll das 0.75-fache Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. in der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 1.5 m² bei einer Höhe von 120 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.6 zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1844 von den französischen Zoologen André Marie Constant DUMÉRIL und Gabriel BIBRON als "Pelophilus madagascariensis" beschrieben, wobei dieser Name allerdings bereits durch einen Frosch belegt war. 1893 wurde sie von BOULENGER in die Gattung Boa gestellt und 1935 ordnete sie die amerikanische Herpetologin Olive Griffith STULL in Acrantophis [6] ein.

Literatur und Internetquellen

  1. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. GLAW, F. & VENCES, M. (2007)/a>
  4. MEHRTENS, J. M. (1993)
  5. RAXWORTHY, C.J., RANDRIAMAHAZO, H., RAKOTONDRAZAFY, N.A. & RAKOTONDRAVONY, H. (2011). Acrantophis madagascariensis. The IUCN Red List of Threatened Species.  http://www.iucnredlist.org/details/283/0. Downloaded on 14 October 2017.
  6. THE REPTILE DATA BASE
  7. TRUTNAU, L. (2002)

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Gelesen 12050 mal Letzte Änderung am Montag, 17 Juli 2023 08:22
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx