Hirsche, Hirschferkel und Moschustiere

Hirschferkel, Hirsche - Allgemeines

Weiblicher Chinesischer Muntjak (Muntiacus reevesii) im Parc animalier et botanique de Branféré Weiblicher Chinesischer Muntjak (Muntiacus reevesii) im Parc animalier et botanique de Branféré
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleinkantschil (Tragulus javanicus) im Zoo Frankfurt © Elias Neideck

 

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Sibirisches Moschustier (Moschus moschiferus), Ricke mit Kitz im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Kein Geweih, aber dolchartige Eckzähne: Ein Schopfhirsch (Elaphodus cephalophus michianus) (Cervus elaphus) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Kapitaler Rothirsch (Cervus elaphus) im Bast im Tierpark Langenthal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Miluhirsche (Elaphurus davidianus) im Tierpark Berlin. Die Art war im Jahr 1900 in China ausgerottet worden und hat nur in europäischen Zoos und Wildparks überlebt © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Prinz-Alfred-Hirsch (Rusa alfredi), hier im Zoo Berlin, ist Gegenstand eines Europäischen Erhaltungszuchtprogramms © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Europäische Damhirsch (Dama dama), hier im Tierpark Perleberg, ist die häufigste Hirschart in Europa. Er wird oft in Kontaktgehegen gehalten © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Taxonomie und Artenspektrum

Die Familie der Hirschferkel umfasst gegenwärtig drei Gattungen mit insgesamt 10 Arten und  33 anerkannten Unterarten. 1982, in der ersten Standard-Taxonomie von CITES waren erst zwei Gattungen und vier Arten differenziert worden [3]. Die Moschustiere wurden bis vor Kurzem als Unterfamilie(Moschinae) der Geweihträger (Cervidae) eingestuft. Heute gelten sie als eigene Familie, die aus nur einer Gattung mit sieben Arten besteht, innerhalb derer 13 Unterarten anerkannt sind [3].

Die Cerviden sind ein beliebter Tummelplatz für Taxonomen. Die nach Abtrennung der Moschustiere verbleibenden 19 Gattungen wurden traditionellerweise (z.B. HALTENORTH, 1970) auf sechs Unterfamilien verteilt. Bei WILSON & REEDER (2005) sind davon noch drei übrig geblieben. Im Gegenzug ist die Zahl der Arten durch Neuentdeckungen, hauptsächlich aber Aufspaltungen, von 30 auf 51 gewachsen. Bei WILSON & MITTERMEIER (2011) wurden einzelne Arten zusammengeleget, andere dafür aufgesplittet was in einer Gesamt-Artenzahl von 53 resultierte. Es werden dort noch zwei Unterfamilien mit 2 bzw. 3 Tribus anerkannt [2; 4; 5].

Körperbau und Körperfuktionen

Siehe Paarzeher - Allgemeines

Verbreitung

Die Hirschferkel kommen, in Westafrika, Süd- und Südostasien vor, die Moschustiere in der Östlichen Paläarktis und der Indomalaiischen Region, die Hirsche in der Paläarktis, Süd- und Südostasien sowie in Nord-, Mittel und Südamerika. In Teilen Afrikas, Australiens sowie in Neuseeland, Madagaskar, Mauritius, Kuba, den Falklands und weiteren Inseln wurden sie als Jagdwild eingebürgert und verhielten sich manchenorts invasiv.

Haltung im Zoo

Der Berliner Zoo verfügte gegen Ende des 19. Jahrhunderts über 12 Hirschhäuser mit 22 Außenanlagen, in denen eine umfangreiche Hirschkollektion gepflegt wurde, darunter Zuchtgruppen seltener Arten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kollektion weiter ausgebaut. In sechs festen Häusern mit 60 Außengehegen wurden zeitweise bis zu 40 Formen gezeigt, darunter Raritäten, wie der letzte Schomburgkhirsch in einem europäischen Zoo. Während des Zweiten Weltkriegs fiel die ganze Hirschsammlung bis auf ein Rentier und ein Stück Damwild den Bombardierungen zum Opfer. 1957 war der Hirschbestand des Berliner Zoos wieder auf acht Arten angestiegen, 1961 waren es bereits 18 Arten, 1970 deren 21. Der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde hatte 1975 18 Arten vorzuweisen, die höchste Artenvielfalt fand sich aber im Tierpark Hellabrunn in München, der zwischen 1950 und 1970 etwa 25 verschiede-ne Hirscharten und –unterarten hielt. Selbst ein flächenmäßig kleiner Innenstadtzoo wie Basel brachte es zeitweilig auf sieben Arten und dies, obwohl der nur drei Kilometer weit entfernte Tierpark Lange Erlen über eine imposante Kollektion von 12 Hirschformen verfügte. Köln zeigte um 1980 sechs Arten, der Tiergarten Schönbrunn in Wien konnte fünf Arten vorweisen, der nur 11 ha große Frankfurter Zoo deren zwei sowie Moschustiere und der Tierpark Rheine mit damals nur 6 ha Fläche immerhin zwei. In den 1970er Jahren setzte jedoch allgemein eine Wende ein: um den wachsenden Kostendruck zu mindern, dem Publikumsgeschmack entgegenzukommen und Tierschutzanforderungen zu erfüllen, wurden die Tierbestände der meisten Zoos reduziert, wobei es die Cerviden, deren Schauwert als gering eingestuft wurde, besonders hart traf. In den beiden Berliner Tiergärten war der Abbau gegenüber den 1970er-Jahren gering, dagegen hatte Hellabrunn 1987 nur noch 7 Arten und heute (2023) sind davon noch drei übriggeblieben. Der Zoo Basel hat noch zwei, im Kölner Zoo, im Tiergarten Schönbrunn und im Tierpark Lange Erlen ist die Familie noch durch je eine Art vertreten. Frankfurt und Rheine wurden zu hirschfreien Zonen [1].

Insgesamt werden in europäischen Zoos werden nach Zootierliste 3-4 Hirschferkel-, 1 Moschustier- und gegen 30 Hirscharten bzw. -unterarten gehalten.

Siehe DOLLINGER, P. (2012)
Ex situ-Erhaltung von Hirschpopulationen - Eine Aufgabe für Wildparks. Wildtierzeit 2012/2: 8-15. VOLLTEXT (PDF).

Literatur und Internetquellen:

  1. DOLLINGER, P. (2012)
  2. HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)
  3. HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
  4. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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