Hohltiere (Coelenterata)

Hohltiere - Allgemeines

Hirschgeweihkoralle (Acropora formosa) im Tierpark Berlin Hirschgeweihkoralle (Acropora formosa) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

N aurelia labiata BER KR1
Pazifische Ohrenquelle (Aurelia labiata) im Zoo-Aquarium Berlin - eine typische Schirmqualle © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Seeanemonen - hier Grüne Riesenanemonen (Anthopleura xanthogrammica) im Vancouver Aquarium - sind solitär lebende Blumentiere © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Systematik

Die Hohltiere (COELENTERATA) sind eine Unterabteilung der Gewebetiere (EUMETAZOA), gleichrangig mit den Zweiseitentieren (BILATERALIA), zu denen alle übrigen Gewebetiere gehören. Sie umfassen den Stamm der Nesseltiere (CNIDARIA) mit den Klassen der Schirm- (Scyphozoa), Stiel- (Staurozoa) und Würfelquallen (Cubozoa), den Blumentieren (Anthozoa), den Hydrozoen (Hydrozoa) und, aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen, neuerdings auch den winzigen, parasitisch lebenden Myxozoen (Myxozoa). Die Stiel- und die Würfelquallen wurden in GRZIMEK's TIERREICH noch als Ordnungen der Schirmquallen angesehen. Hier behandelt werden Arten aus den folgenden Klassen:

  • Schirm- oder Scheibenquallen (Scyphozoa). Dazu gehören drei Ordnungen mit zusammen rund 190 Arten.
  • Blumentiere (Anthozoa). Diese umfassen zwei oder drei Unterklassen mit zusammen sechs Ordnungen und über 7'000 Arten, von denen 868 in der Roten Liste der IUCN erfasst sind (Stand März 2022).

Den zweiten Stamm bilden die Nessellosen Hohltiere (ACNIDARIA) bzw. die Rippenquallen (CTENOPHORA), die sich aus zwei noch lebenden Klassen mit zusammen neun Ordnungen und rund 200 Arten zusammensetzen. Hier vorgestellt wird nur eine Art aus der Klasse der Tentakelquallen (Tentaculifera).

N scyphomeduse
Schema einer Echten Qualle (Scyphomeduse): (1) Schirm mit zellhaltiger Gallerte; (2) Lappen; (3) Mundstiel; (4) Keimdrüsen; (5) Magenraum. Abbildung nach GRZIMEK (1970)

 

 

N scleractinie
Schema einer Steinkoralle (Scleractinia): (1) Mund; (2) Tentakel; (3) Kolumelle; (4) Septum; (5) , (6) Skelett, (7) Polyp. Zeichnung Geoffrey Kelly für CITES Identification Manual

 

 

N korallenpolyp NOAA
Anatomie eines Korallenpolypen. Quelle: U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration (Public Domain), modifiziert

 

Bauplan der Hohltiere

Der Körper der Hohltiere wird von zwei Zellschichten aufgebaut: dem außen liegenden Ektoderm und dem die Körperhöhle auskleidenden Entoderm. Ektoderm- und Entodermzellen können Muskelfasern ausbilden. Weitere Ektodermzellen wandeln sich zu Nerven- oder zu Nesselzellen um, Entodermzellen zu Geschlechtszellen. Zwischen Ekto- und Endoderm befindet sich eine Stützsubstanz. Durch das Einwandern von Zellen kann sich daraus eine dritte zellhaltige Schicht (Mesogloea) bilden. Der Körper hat nur einen einzigen Hohlraum mit nur einer Körperöffnung, durch die Nahrung ins Innere gelangen und Ausscheidungen und Geschlechtszellen der Körper verlassen können.

Vermehrung und Entwicklung

Die Vermehrung kann geschlechtlich oder ungeschlechtlich erfolgen. Die ungeschlechtliche Vermehrung kann durch Längs- oder Querteilung (Strobilation) oder durch Sprossung geschehen.

Bei der geschlechtlichen Vermehrung entsteht aus der befruchteten Eizelle zuerst ein dichter, kugeliger Zellhaufen, die Morula. Diese wandelt sich durch die Bildung eines Hohlraums in ihrem Innern zur Blastula. Durch die Auskleidung des Gastralraums mit einem Entoderm und den Durchbruch des Urmunds entsteht die frei schwimmenden Planulalarve. Diese bildet nun die Fangarme (Tentakel) aus und setzt sich meist als Polyp fest oder kann bei manchen Arten weiterhin frei schwimmen und sich über das Actinula-Larvenstadium zur geschlechtsreifen Meduse entwickeln.

Bei den Quallen ist die Metagenese genannte Abfolge von geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung, d.h. der Wechsel von Polyp und Meduse die Regel. Bei den Blumentieren fehlt das Medusenstadium.

Bei den Blumentieren gibt es solitär lebende (Seeanemonen) und koloniebildende (Korallen) Formen. Seeanemonen haben kein Skelett und können sich langsam fortbewegen. Die Korallen überkrusten entweder ihre Unterlage (Weichkorallen) oder bilden Skelette (Steinkorallen). Das individuelle Skelett eines Polypen heißt Korallit oder Korallenkelch. Es kann aus folgenden Elementen bestehen: Basalplatte, Ringwand, zentrale Kalksäule (Columella) und radiäre Septen. Unterhalb der lebenden Polypen befinden sich Kelche abgestorbener Individuen, die über waagerechte Zwischenplatten (Tabulae), abgetrennt sind. Oft werden die einzelnen Polypen durch ein die ganze Korallenkolonie überziehendes Gewebe, das Coenchym, miteinander verbunden. Die Gesamtheit der Korallenstöcke bildet das Korallenriff, einen der artenreichsten Lebensräume der Erde.

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Prachtanemone (Heteractis magnifica) mit Orangeringel-Anemonenfischen (Amphiprion ocellaris) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Anemonenfisch (Amphiprion sp.) verbirgt sich in Teppichanemone (Stichodactyla haddoni) im Aquarium La Grande Motte © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ernährung und Symbiosen

Korallen ernähren sich entweder von Organismen des Phyto- und Zooplanktons, eventuell auch größeren Tieren, die sie über die Mundöffnung aufnehmen und in ihrem Gastralraum verdauen, oder von Stoffwechselprodukten von  symbiontisch mit ihnen lebenden Algen, den Zooxanthellen.  Die Zooxanthellen produzieren unter Einwirkung des Sonnenlichts, also nur in oberen Wasserschichten, aus vom Wirtstier ausgeschiedenen Abfallprodukten (Phosphate und Stickstoff) und von Kohlendioxid Nährstoffe (Zucker, Stärke etc.) und Sauerstoff, welche die Koralle verwerten kann.

Im Weiteren gibt es Symbiosen zwischen Korallen und Fischen, insbesondere Riffbarschen und Grundeln. Die Fische reinigen die Koralle von Algen, die Nesselzellen der Korallententakel schützen die Fische vor Fressfeinden.

Literatur und Internetquellen

  1. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. KNOP, D. (2016)
  4. WoRMS - World Register of Marine Species

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Gelesen 2570 mal Letzte Änderung am Sonntag, 06 März 2022 15:37
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx