Hirsche, Hirschferkel und Moschustiere

Baweanhirsch

Baweanhirsch (Axis kuhlii) im Tierpark Berlin Baweanhirsch (Axis kuhlii) im Tierpark Berlin
© Tierpark Berlin (Pressefoto)

Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Echte Hirsche (Cervinae)
Tribus: Echthirsche im engeren Sinn (Cervini)

D CR 650

EEPBaweanhirsch

Axis kuhlii • The Bawean Deer • Le cerf-cochon de Bawean

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Baweanhirsche (Axis kuhlii) im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Vorkommen des Baweanhirschs (Axis kuhlii)

 

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Baweanhirsch(Axis kuhlii) im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Baweanhirsche (Axis kuhlii) im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Baweanhirsch (Axis kuhlii) im Ragunan Zoo, Djakarta © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Baweanhirschkuh (Axis kuhlii) mit Kalb im Ragunan Zoo, Djakarta © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Baweanhirsch (Axis kuhlii) im Ragunan-Zoo, Djakarta © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Baweanhirsche (Axis kuhlii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Baweanhirsche (Axis kuhlii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Baweanhirsche (Axis kuhlii) im Zoo Posen © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Bawean- (Axis kuhlii) und Burma-Leierhirsch im Größenvergleich, Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Bawean-Hirsch, früher oft als eine Unterart des Schweinshirschs, heute als eigenständige Art angesehen, kommt nur auf der kleinen, zwischen Borneo und Java gelegenen indonesischen Insel Bawean vor. Er gilt als unmittelbar vom Aussterben bedroht, und die Mehrzahl der Tiere lebt heute in menschlicher Obhut. In europäischen Zoos gibt es einen sehr kleinen Bestand, der seit 1988 besteht. 

Körperbau und Körperfunktionen

Der Baweanhirsch ist ein knapp mittelgroßer, hinten etwas überbauter, kurzbeiniger Hirsch. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 130-140 cm, die Schulterhöhe 60-70 cm und das Gewicht bei den männlichen Tieren 40-60 kg. Der buschige Schwanz ist 17-20 cm lang. Das 25-47 cm lange Geweih weist an jeder Stange maximal drei Enden auf. Das Fell ist braun in verschiedenen Schattierungen und ganzjährig und auch bei Jungtieren ungefleckt. Kinn, Unterseite des Schwanzes und Innenseiten der Oberschenkel sind weiß [6; 8].

Verbreitung

Indonesien: Ursprünglich auf Java, heute nur noch auf Bawean, einer knapp 200 km² großen, von 70'000 Menschen bewohnten Insel etwa 150 km nördlich von Java [4; 5].

Lebensraum und Lebensweise

Baweanhirsche sind überwiegend nachtaktiv. Sie leben vorzugsweise in Sekundärwald mit dichtem Unterwuchs, in dem sie sich tagsüber verstecken. Sie fressen hauptsächlich Gräser und Kräuter, in geringerem Umfang Blätter und Zweige. Es gibt keine feste Fortpflanzungszeit jedoch eine saisonale Häufung der Brunftaktivitäten und der Geburten. Die Tragzeit dauert 225-230 Tage. Es wird in der Regel ein einzelnes Kalb geboren. Bei den Junghirschen beginnen die Rosenstöcke mit 6 Monaten, das Geweih mit 8 Monaten zu sprießen. Die Tier werden als solitär beschrieben, kommunizieren jedoch häufig miteinander und lassen sich problemlos in Gruppen halten [1; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Baweanhirsch hat nur eine geringe Verbreitung und einen Wildbestand von weniger als 200 erwachsenen Individuen. Dieser dürfte zufolge Abnahme der Qualität des Lebensraumsweiter abnehmen. Die Art wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft [1; 4; 5].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • 2014-2015 wurde auf Bawean ein Fotofallenprojekt firtvhrgführt, das ab 2016 im Chester Zoo ausgewertet wurde. Die erhobenen Daten erlauben keine zuverlässige Bestandesschätzung, zeigen abe klarr, dass die Art etrem selten und ihr Vorkommen sehr loikalisiert ist [4].

  • Die weitgehend von deutschen Zoos finanzierte Stiftung Artenschutz unternimmt von 2020-2023 in Zusammenarbeit mit der Association Nature + Biodiversity ein Projekt zur Bestimmung der Bestandsgröße des Baweanshirschs und über seine Lebensraum- und Ressourcennutzung, sowie die Bewegungsprofile der Tiere. Dazu werden Kamerafallen, GPS- und Radiotelemetrie eingesetzt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Baweanhirsche wurden früher zur Gewinnung von Fleisch gejagt. Die Jagd wurde 1977 offiziell eingestellt, aber in Zusammenhang mit der Jagd auf Wildschweine, die mit Hunden oder Schlingen betrieben wird, kommen immer noch Tiere zu Tode [5].

Von 1977-2020 meldete Indonesien die Ausfuhr von 4 lebenden Wildfängen, wobei es sich effektiv um Nachzuchten aus dem Zoo von Surabaya handelte. Im selben Zeitraum wurden weltweit bei der Ausfuhr 40 weitere Nachzuchttiere registriert, erstmals 1987, als Singapur 5 Tiere nach Deutschland lieferte (die dann weiter in die USA gingen) und 4 weitere Tiere nach Polen, letztmals im Jahr 1999. Nicht enthalten in dieser Zahl sind die 2017 von Posen an den Tierpark Berlin gelieferten Tiere [1].

Haltung

Auf Bawean gibt es eine Zuchtstation mit einem Bestand von etwa 40 Tieren. Ausserhalb der Heimatinsel werden weltweit 300-350 Tiere gehalten. Es gibt keine koordinierte Zucht, wenig Austausch zwischen den einzelnen Haltungen und viele Gruppen sind ingezüchtet [4].

Im Tierpark Berlin wurden die Baweanhirsche mit Burma-Leierhirschen (Rucervus eldi thamin) vergesellschaftet.

WEIGL gibt als Höchstalter für ein im Singapur Zoo geborenes und nach San Diego exportiertes weibliche Tier 17 Jahre und 9 Monate an [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets ein seltener Gast und wird gegenwärtig (2023) nur im Zoo Posen und im Tierpark Berlin gehalten. Der aktuelle Bestand geht auf 4 aus Singapur bzw. Surabaya importierte Paare zurück. Die erfolgreiche europäische und vermutlich Welt-Erstzucht gelang 1866 im Amsterdamer Zoo, der die Art 1852 erstmals aus Niederländisch Ostindien importiert hatte. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das seit 2020 als "New Style"-EEP betrieben und"vom Zoo Breslau koordiniert wird. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 200 m² zur Verfügung stehen. Für jedes weitere Tier kommen 10 m² zur Basisfläche dazu. Für tropische und subtropische Arten wird ein Stall von 4 m²/Tier vorgegeben. Baweanhirsche werden allerdings als bedingt winterhart bezeichnet.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 8 Tieren ein Gehege mit einer Suhle und einer Badegelegenheit vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 60 m² zur Basisfläche dazu. Ferner ist ein Stall mit einer Fläche von 4 m²/Tier erforderlich. Bei Haltung auf Naturboden wie gewachsen sind die Flächen zu verdreifachen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 1-5 Tiere 120 m² erforderlich, für jedes weitere 12 m² mehr. Für tropische Arten ist ferner ein beheizter Stall mit einem Mindestausmaß von 4 m² pro weibliches Tier mit einer Mindesttemperatur von 10°C vorgeschrieben, der wahlweise aufgesucht werden kann.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Baweanhirsch wurde 1836 von Coenraad Jacob TEMMINCK vom Naturhistorischen Museum in Leiden unter dem Namen "Cervus kuhlii" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam er in die vom englischen Offizier, Zeichner und Naturforscher Charles Hamilton SMITH aufgestellte Gattung Axis oder in die 1846 von Carl Jakob SUNDEVALL aufgestellte Gattung Hyelaphus, die meist als Untergattung von Axis angesehen wurde, neuerdings aber aufgrund molekulargenetischer Befunde von manchen Autoren wieder als eigene Gattung betrachtet wird. Lange galt der Baweanhirsch zudem als Unterart von Axis porcinus [3; 5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. BEKI NEWSLETTER 2015/2
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. PITRA, C., FICKEL, J., MEIJAARD, E. & GROVES P.C. (2004)
  4. RODE-MARGONE, J. & RADEMAKER, M. (2017)
  5. SEMIADI, G., DUCKWORTH, J.W. & TIMMINS, R. 2015. Axis kuhlii. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T2447A73071875. http://www.iucnredlist.org/details/2447/0. Downloaded on 17 April 2018.
  6. ULTIMATE UNGULATE
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 13408 mal Letzte Änderung am Samstag, 25 Februar 2023 10:51
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