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Schaf- und Ziegenartige

Zypernmufflon

Zypern-Mufflon (Ovis orientalis ophion) im Tierpark Bern Zypern-Mufflon (Ovis orientalis ophion) im Tierpark Bern
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige: (Caprinae)
Tribus: Ziegenverwandte (Caprini)

D NB 650

Zypernmufflon

Ovis orientalis (= gmelini) ophion • The Cyprus Wild Sheep • Le mouflon de Chypre

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Zypern-Mufflons (Ovis orientalis ophion) im Tierpark Dählhölzli Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Vorkommen des Zypern-Mufflons (Ovis orientalis ophion)

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Zypern-Mufflons (Ovis orientalis ophion) innerhalb Zyperns

 

 

 

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Zypernmufflons (Ovis orientalis ophion) im Gehege der Forststation Stavros tis Psokas (Σταυρός της Ψώκας), Zypern © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

 

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Zypernmufflon (Ovis orientalis ophion), Wildlebender Widder auf Zypern © Smichael21 auf Wikimedia Commons. Veröffentlich unter einer Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

 

 

 

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Briefmarke mit Zypernmufflon (Ovis orientalis ophion) als Motiv

 

 

 

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Zypriotische 5 EURO-Cent-Münze mit Zypernmufflon (Ovis orientalis ophion) als Motiv

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Das (auch Der) Zypernmufflon ist ein stark gefährdetes Wildschaf, dessen taxonomische Stellung etwas umstritten ist. Es ähnelt dem in Zoos weit verbreiteten Tyrrhenischen Mufflon, was wohl der Grund ist, dass sich die Zoos nicht um seine Beschaffung und Haltung bemühen. Außerhalb Zyperns ist es gegenwärtig (2019) nirgendwo zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Zypernmufflons sind kleiner und zierlicher als ihre Verwandten aus Sardinien und Korsika. Die Böcke erreichen eine Schulterhöhe von nur etwa 68 cm und ein mittleres Gewicht von gut 37 kg. Die Auen werden etwa 61 cm hoch und 24 kg schwer. Die halbmondförmigen Hörner der Böcke werden 52-71 cm lang und haben einen Basisumfang von 20 (-22) cm. Klassische Schneckengehörne wie beim Tyrrhenischen Mufflon gibt es nicht. Die Auen haben keine Hörner. Voraugen-, Inguinal-, Anal- und Zwischenzehendrüsen sind vorhanden. Die Geißen haben ein Euter mit 2 Zitzen. Die Böcke sind bunt, rotbraun, schwarz und weiß gezeichnet, namentlich haben sie einen weißen Sattelfleck. Das Fell der Auen und Jungtiere ist oberseits einheitlich braun, unterseits weiß mit nur schwach ausgeprägten Abzeichen [7; 13].

Verbreitung

Mittelmeerraum: Zypern, beschränkt auf den Paphos-Staatswald (6'200 km²) und dessen unmittelbare Umgebung [7].

Lebensraum und Lebensweise

Die Tiere sind überwiegend tagaktiv. Außerhalb der Paarungszeit bilden sie nach Geschlechtern getrennte Rudel. Die Zusammenetzung der Nahrung variiert jahreszeitlich. Im Frühjahr spielen Knospen und Laub eine bedeutuende Rolle. Im Sommer dominieren Gräser und Kräuter, ab Herbst kommen Früchte, wie Eicheln, und verholzte Pflanzenteile hinzu. Die Brunft fällt auf den Zeitraum Oktober-November. Nach einer Tragzeit von ca. 5.5 Monaten kommt es meist von April-Mai zur Geburt eines Einzelkitzes, sehr selten von Zwillingen [5].

Gefährdung und Schutz

Das Zypern-Mufflon ist stark gefährdet. Es wird aber nicht mehr in der Roten Liste der IUCN geführt, da die IUCN davon ausgeht, es handle sich dabei nicht um ein echtes Wildschaf, sondern um ein primitives Hausschaf, das vom Menschen in der Jungsteinzeit auf die Mittelmeerinsel verbracht worden und danach verwildert sei. Allerdings ist die Form in CITES Anhang I aufgeführt. Ferner ist sie eine geschützte Tierart nach Anhang III des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Zypernmufflons werden illegal zur Fleischgewinnung gejagt. Nach den CITES-Handelsstatistiken wurden seit 1977 keine Teile und Erzeugnisse ausgeführt, sondern lediglich im Jahr 1977 fünf lebende Tiere nach Israel und 1978 vier nach der Schweiz. Die in einem Gatter bei der Forststation Stavros tis Psokas gehaltenen Mufflons werden im Internet als Touristenattraktion beworben [1; und diverse Internetseiten].

Kulturelle Bedeutung: Das Zypernmufflon ist das Nationaltier Zyperns. Er ist auf Briefmarken und Münzen abgebildet [5].

Haltung

Zypernmufflons können wie andere Wildschafe Träger des Ovinen Herpesvirus Typ 2 (OHV2) sein, welches das Bösartige Katarrhalfieber verursacht. Infektionen mit diesem Virus verlaufen bei Rinder, Elchen und manchen anderen Hirschartigen oft tödlich. Eine Gemeinschaftshaltung mit anderen Wiederkäuern soll daher nur mit BKF-freien Wildschafen erfolgen.

Haltung in europäischen Zoos: Früher im Tierpark Dählhölzli in Bern. Heute in keinem Zoo außerhalb Zyperns, dort in zwei Zoos und in einem Gehege der Forststation Stavros tis Psokas. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 250 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 20 m² zusätzlich. Ein Stall ist nicht erforderlich.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 50 m² zur Basisflächen dazu. Es sind natürliche oder künstliche Unterstände anzubieten, in denen alle Tiere gleichzeitig Platz finden. Werden die Tiere aufgestallt, ist eine Grundfläche von mindestens 2 m²/Tier vorgeschrieben.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 10 Tiere 500 m² erforderlich, für jedes weitere 50 m² mehr. Es müssen Unterstände zum Schutz gegen Witterungsverhältnisse wie Regen, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze angeboten werden, so dass alle Tiere bei Bedarf darin gleichzeitig Unterschlupf finden können. Die Haltung hat in Herden zu erfolgen.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Zypernmufflon wurde 1841 von dem lange Zeit in Kalkutta tätigen englischen Zoologen Edward BLYTH als "Ovis ophion" beschrieben. Gemäß einer "Opinion" der Internationalen Nomenklaturk-Kommission aus dem Jahr 2003 ist der Name der Art, zu der ophion gehört, Ovis orientalis. Diese Nomenklatur wird im Rahmen der umstrittenen Huftiertaxonomie von 2011 angezweifelt, weil es scheine, dass sich orientalis auf eine Hybridpopulation beziehe. Stattdessen wird der Name Ovis gmelini postuliert. Laut IUCN werden die auf den mediterranen Inseln heimischen Wildschafe (Mufflons) als verwilderte Abkömmlinge von ehemals eingeführten Hausschafen betrachtet und werden nicht mehr in den Roten Listen aufgeführt. Während das Tyrrhenische Mufflon durchaus Ähnlichkeit mit primitiven Hausschafrassen, etwa dem Soayschaf, hat und genetische Studien die nahe Verwandtschaft zu domestizierten Schafen dies eher bestätigen, gibt es  noch keine abschließenden Studien darüber, ob auch das Zypernmufflon, das am ehesten den im südlichen Zentralanatolien vorkommenden Wildschafen gleicht, tatsächlich von domestizierten Wildschafen abstammt. Die menschliche Präsenz auf Zypern wird auf 8230 vor Christi datiert. Erste fossile Funde des Muffelwildes stammen aus der Zeit um 6000 v. Chr. Daher wird vermutet, dass gezähmte Wildschafe aus dem Iran oder Irak durch den Menschen eingeführt wurden ("gezähmt" heißt nicht, dass sie auch domestiziert waren!). Andere Theorien gehen dahin, dass die Mufflons über eine früher bestehende Landbrücke eingewandert oder von den Kreuzrittern im 11.-13. Jahrhundert auf die Insel verbracht worden seien. Unterschiede zum Hausschaf können sowohl für den Phänotyp als auch für den Genotyp nachgewiesen werden [4; 5].

Von der Taxonomie der eigentlichen Schafe gibt es soviele Varianten, wie es Autoren gibt. Manche anerkennen nur eine Art, andere zwei (alt- und neuweltliche Schafe), wieder andere bis zu sieben. Das neue Handbook of the Mammals of the World ist völlig unbrauchbar, weil es, der umstrittenen Taxonomie von GROVES & GRUBB folgend, viele Unterarten zu einem Total von 20 "guten" Arten aufwertet, was mit Biologie nichts mehr zu tun hat und z.B. von SCHÜRER kritisiert wurde. WILSON & REEDER gehen von fünf Arten aus, die Rote Liste der IUCN von sechs. Auch die Nomenklatur ist nicht konsistent: Der in der Roten Liste und bei WILSON & REEDER benutzte Artname "aries" (was die Bezeichnung für das zu dieser Art gehörende Hausschaf ist), heisst bei CITES "orientalis"und bei anderen Autoren "gmelini" [2; 3; 5; 6; 7; 8; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. HADJISTERKOTIS, E. (1996)
  5. MATSCHEI, C. (2012)
  6. SCHÜRER, U. (2012)
  7. SHACKLETON, D.M. (1997)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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