Krokodile und Gaviale

Sumpfkrokodil

Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) im Zoo von Neu Delhi Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) im Zoo von Neu Delhi
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Krokodile (CROCODYLIA)
Familie: Eigentliche Krokodile (Crocodylidae)

D VU 650

Sumpfkrokodil

Crocodylus palustris • The Swamp Crocodile, or Mugger • Le crocodile des marais

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Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) im Zoo von Neu Delhi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Sumpfkrokodils (Crocodylus plustris)

 

 

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Kopfansicht und -aufsicht des Sumpfkrokodils (Crocodylus palustris). Zeichnung Gerhard Richter, Berlin, für CITES ID-Manual

 

 

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Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) im Erlebnispark Meeresaquarium Zella-Mehlis © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) im Erlebnispark Meeresaquarium Zella-Mehlis © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) bei Chabahar, Iran © Hadi Karimi, veröffentlicht unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

 

 

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Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) schlüpft im Krokodýlí Zoo Protivín aus dem Ei. Quelle: Facebook-Seite des Zoos

 

 

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Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) im Ranthambore-Nationalpark, Indien © Thomas Althaus†, Detligen

 

 

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Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) im Ranthambore-Nationalpark, Indien © Thomas Althaus, Detligen

 

 

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Das Sumpfkrokodil ist eine relativ grosse, in Teilen seines Areals ausgestorbene, gefährdete Krokodilart, die in europäischen Zoos nur selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Männliche Sumpfkrokodile sollen bis 5.8 m lang werden. Die mittlere Gesamtlänge liegt aber bei nur 3.5 m. Weibchen werden im Alter von 6 Jahren bei einer Länge von 1.7-2 m geschlechtsreif, Männchen mit 10 Jahren und 2.6 m Länge. Die Art hat die breiteste Schnauze von allen Eigentlichen Krokodilen und ähnelt daher etwas einem Mississippi-Alligator. Oben sind 4-5 (im Zwischenkiefer) und 14 (im Oberkiefer), unten 15 Zähne in jeder Kieferhälfte vorhanden. Auf dem Hinterkopf befindet sich eine Reihe von 4 vergrößerten Schuppen. Die 4 Nackenhöcker sind in einem Quadrat angeordnete und auf jeder Seite befindet sich ein kleinerer. Die Rückenschilder sind in 16-17 Quer- und 4 Längsreihen angeordnet. Die beiden mittleren Reihen der Schwanzschuppen sind gekielt, die Kielreihen verlaufen bis zum Ende parallel. Die seitlichen Schuppenkämme vereinigen sich auf der Höhe der 18. Schuppe zu einem einzigen Schuppenkamm. Die Oberseite erwachsener Tiere ist dunkelgrau oder braun. Jungtiere sind hellbraun mit dunkeln Querstreifen [3; 5; 9].

Verbreitung

Südasien: Indien, Iran, Nepal, Pakistan, Sri Lanka. Möglicherweise ausgestorben in Bangladesch, ausgestorben in Bhutan und Myanmar [2; 5].

Lebensraum und Lebensweise

Das Sumpfkrokodil ist hinsichtlich der Wahl seiner Lebensräume sehr vielseitig. Es besiedelt Süßwasserhabitate, wie Flüsse, Seen und Sümpfe, hat sich gut an vom Menschen modifizierte oder erstellte Gewässer, wie Kanäle, Stauseen und Teiche, angepasst und wird auch im Brackwasser und im Küstenbereich des Ozeans angetroffen [5].

BREHM berichtet unter Berufung auf den britischen Kolonialbeamten Sir James Emerson TENNENT, "daß das Sumpfkrokodil während der trockenen Jahreszeit größere Wanderungen zu unternehmen suche, das Leistenkrokodil aber, wie jenes unter Umständen auch, bei Austrocknung der Gewässer in den Schlamm sich einwühle, in einen Zustand von Erstarrung falle und hier bis zu dem nächsten Regen verharre[1].

Die vom Sumpfkrokodil gegrabenen Schlafhöhlen können bis 10 m lang sein. Die Eier werden zwischen Februar und April in der Höhle oder einem nahe gelegenen Erdloch abgelegt. Die Gelege umfassen meist etwa 25-30 Eier. Die Jungen schlüpfen nach 55-75 Tagen. Zumindest gehaltene Sumpfkrokodile können zwei Gelege pro Jahr produzieren [5; 9].

Gefährdung und Schutz

Das Sumpfkrokodil ist in der Roten Liste seit 1982 als gefährdet aufgeführt, wobei die letzte Beurteilung auf das Jahr 2009 zurückgeht. Die Gefährdung hat verschiedene Gründe, einschließlich Lebensraumverlust, Gewässerverschmutzung, Ertrinken in Fischernetzen, illegales Eiersammeln und Wilderei. Der Bestand (ohne die ganz jungen Tiere) wird auf nur 8'700 Individuen geschätzt. Trotz lokalen Abnahmen ist er gesamthaft gesehen stabil. Die Art kommt in etlichen Schutzgebieten vor, und von 1978-92 wurde der Bestand durch die Freisetzung von 1'193 in Menschenhand gezüchteten Tieren gestützt [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

In den 1950er-Jahren war illegale Jagd zur Gewinnung der Häute ein großes Problem. Es werden nach wie vor Eier gesammelt und in geringem Umfang werden Tiere zur Gewinnung von Fleisch, Häuten und Medikamenten gewildert [5; 9]. Seit Bestehen von CITES ist der internationale Handel unbedeutend. Nebst einigen wenigen "Teilen und Erzeugnissen" wurde von den Ursprungsländern bis 2015 lediglich die Ausfuhr von 491 lebenden Tieren und 2020 Eiern gemeldet [4].

Haltung

Es wird empfohlen, einem verträglichen Paar durchschnittlich großer Adulttiere mindestens einen Landteil von 15 m² und einen Wasserteil von 35 m² anzubieten (N.B. Diese Werte können eventuell unter den gesetzlichen bzw. behördlichen Mindestanforderungen liegen!). Die Wassertiefe soll von 0.5-2 m variieren. Für jedes zusätzliche Tier sollen 2 m² Land- und 5 m² Wasserfläche mehr zur Verfügung stehen. Die Temperatur soll zwischen 22-32°C liegen (für Jungtiere etwas höher) und es sind punktuell wärmere Bereiche zu schaffen, zu denen die Tiere ungehindert Zugang haben. Es wird Einzel- oder Paarhaltung empfohlen. Das Gehege ist so zu konzipieren, dass es weitgehend gefahrlos gereinigt und gewartet werden kann. Wegen ihrer Größe und potenziellen Gefährlichkeit wird von der Haltung in Privathand abgeraten [6; 7].

Krokodile gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [11].

Höchstalter im Zoo: Ein männliches und ein weibliches Tier, die 1969 vom Bristol bzw. Londoner Zoo erworben worden waren und später in den Thrigby Hall Wildlife Gardens kamen, waren nach einer Haltungsdauer von über 44 Jahren im Sommer 2014 immer noch in guter Kondition und das Weibchen legte immer noch Eier [10].

Haltung in europäischen Zoos: Sumpfkrokodile werden in nur ganz wenigen europäischen Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Die europäische Erstzucht gelang im Jahr 2012 dem Krokodýlí Zoo im tschechischen Protivín.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll eine Anlage für ein Paar einen Landteil beinhalten, dessen Fläche mindestens 4x so lang und 3x so breit sein soll wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Der Wasserteil soll das 5x4-fache und der Wasserstand 30% der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil 20% und beim Landteil 10% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.061.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Land- und einem Wasserteil vor, die je das 4x2-fache der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommen je 50% der Basisflächen dazu. Die Wassertiefe muss 50% der Kopf-Rumpflänge betragen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Sumpfkrokodil wurde 1831 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON  als "Crocodilus palustris" und im selben Jahr vom britischen Zoologen John Edward GRAY als "Crocodilus vulgaris var. indicus" beschrieben. Die Schreibweise "Crocodylus" setzte sich um die Mitte des 20. Jahrhunderts durch [8].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CHOUDHURY, B.C. & DE SILVA, A. 2013. Crocodylus palustris. The IUCN Red List of Threatened Species 2013: e.T5667A3046723. http://www.iucnredlist.org/details/5667/0. Downloaded on 26 June 2017.
  3. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DA SILVA, A. & LENIN, J. (2010)
  6. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009)
  7. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009A)
  8. THE REPTILE DATA BASE
  9. WEBB, G. & MANOLIS, C. (1989)
  10. WEIGL, R. (2014)
  11. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)

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Gelesen 10131 mal Letzte Änderung am Freitag, 14 Juli 2023 07:10
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