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Alligatoren und Kaimane

Mohrenkaiman

Mohrenkaiman (Melanosuchus niger) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte Mohrenkaiman (Melanosuchus niger) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Krokodile (CROCODYLIA)
Familie: Alligatoren und Kaimane (Alligatoridae)

D LC 650

Mohrenkaiman

Melanosuchus niger • The Black Caiman • Le caïman noir

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Mohrenkaiman (Melanosuchus niger) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Mohrenkaimans (Melanosuchus niger)

 

 

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Kopfansicht und -aufsicht des Mohrenkaimans (Melanosuchus niger). Zeichnung Gerhard Richter, Berlin, für CITES ID-Manual

 

 

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Mohrenkaiman (Melanosuchus niger) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Mohrenkaiman (Melanosuchus niger) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Abbildung eines jungen Mohrenkaimans "Caiman niger" aus dem Werk " Animalia nova sive species nova lacertarum quas in itinere per Brasiliam annis MDCCCXVII-MDCCCXX jussu et auspicius Maximiliani Josephi I Bavariae Regis suscepto collegit et descripsit Dr. J. B. de Spix.". Public Domain.

 

 

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Der in Europa nur selten gezeigte Mohrenkaiman ist nebst dem Mississippi-Alligator der größte Vertreter der Alligatoridae.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Mohrenkaiman kann eine Länge von bis zu 5 m erreichen, die mittlere Größe übertrifft mit 3.6 m jene des Mississippi-Alligators geringfügig. Die Schnauze ist mittellang, eher flach und relativ breit und breit. Oben sind 5 (im Zwischenkiefer) und 13-14 (im Oberkiefer), unten 17-19 Zähne in jeder Kieferhälfte vorhanden. Am stärksten und längsten ist der 4. Oberkieferzahn entwickelt. Der 4. Unterkieferzahn passt in eine seitlich geschlossene Grube des Oberkiefers. Zwischen den vorderen Augenwinkeln befindet sich eine Querleiste, und mehrere deutliche Längsleisten verlaufen von der Schnauzenbasis bis zur Nase. Auf dem Hinterkopf 3-5 Reihen von 8-10 vergrößerten Schuppen, 4-5 Reihen Nackenhöcker, die beiden vorderen bestehend aus vier, die übrigen in der Regel aus zwei Schildern. Die Rückenschilder sind in 18-19 Quer- und 8-10 Längsreihen angeordnet. Die beiden mittleren Reihen der Schwanzschuppen sind gekielt, nach hinten vereinigen sich die Kiele zu einem einzigen. Die beiden Hälften der seitlichen Schuppenkämme kommen auf der Höhe der 18.-19. Schuppe zu einem einzigen Schuppenkamm zusammen. Oberseits schwarz gefärbt, die Jungen mit gelben Querbändern, die mit zunehmendem Alter verblassen. Unterseits hell ohne dunkle Flecken [2; 8].

Verbreitung

Bolivien, Brasilien, Ekuador, Französisch Guyana, Guyana, Kolumbien, Peru [4; 8].

Lebensraum und Lebensweise

Der Mohrenkaiman besiedelt unterschiedliche Lebensräume, wie Flüsse, Altwasser, Flachseen und temporär überschwemmte Savannen oder Wälder. Weibchen werden mit einer Länge von rund 2 m geschlechtsreif. Ihre Gelege, im Mittel rund (28-) 40 Eier, legen sie in einen von ihnen gebauten Nesthügel [8]. Jungtiere ernähren sich von Insekten, Schnecken, Muscheln, Krebsen und nehmen dann Fische, Vögel und Kleinsäuger. Erwachsene fressen mittelgroße Säugetiere, wie Capybaras, Vögel, Schlangen und Fische [6].

Gefährdung und Schutz

Bis 1996 galt die Art als stark gefährdet. Aufgrund einer Neubeurteilung wurde sie 2000 als nicht gefährdet eingestuft [4]

Der Handel mit Exemplaren aus Brasilien ist nach CITES-Anhang II geregelt. Für Ekuador gilt eine restriktive Quotenregelung. Alle anderen Populationen fallen unter CITES-Anhang I.

Bedeutung für den Menschen

Zum Verhältnis von Mohrenkaiman und Mensch zitiert BREHM den englischen Naturforscher Henry Walter BATES, der berichtet: " Während einer Reise von fünf Tagen, welche ich im November mit dem Dampfschiffe machte, sahen wir fast überall zu beiden Seiten des Weges diese Raubthiere, und die Reisenden vergnügten sich vom Morgen bis zum Abende damit, ihnen Kugeln durch den Panzer zu jagen... Die Eingeborenen fürchten nur sie, nicht aber die kleineren Verwandten. Letztere fangen sie, wie BATES ausführlich mittheilt, unter Umständen sogar mit den Händen; die Mohrenkaimans hingegen haben sich überall Achtung zu verschaffen gewußt, weil sie nicht bloß im Wasser angreifen, sondern nachts sogar auf dem Lande lästig werden, beispielsweise Hunde, welche in der Nähe der Lagerfeuer umherlaufen, wegzukapern suchen." [1].

Wegen seiner Größe und der besseren Qualität seiner Haut war der Mohrenkaiman das bevorzugte Ziel der kommerziellen Jagd, die in den 1950er-Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Gebietsweise wurde dann der selten gewordene Mohren- durch den Krokodilkaiman abgelöst, gebietsweise ging aber die Jagd hauptsächlich für den Fleischmarkt weite. Um 1990 wurden jährlich über 100 Tonnen Kaimanfleisch aus dem Gebiet des Mamirauá-Reservats in andere Regionen Brasiliens und nach Peru geliefert [8]. Die gemeldeten Ausfuhren von Teilen und Erzeugnissen aus den Ursprungsländer sind ziemlich unbedeutend. Auch lebende Tiere wurden während vier Jahrzehnten nur 100 Stück exportiert [3].

Haltung

Es wird empfohlen, einem verträglichen Paar durchschnittlich großer Adulttiere mindestens einen Landteil von 15 m² und einen Wasserteil von 40 m² anzubieten (N.B. Diese Werte können eventuell unter den gesetzlichen bzw. behördlichen Mindestanforderungen liegen!). Die Wassertiefe soll von 0.5-2 m variieren. Für jedes zusätzliche Tier sollen 2 m² Land- und 5 m² Wasserfläche mehr zur Verfügung stehen. Die Temperatur soll zwischen 22-32°C liegen (für Jungtiere etwas höher) und es sind punktuell wärmere Bereiche zu schaffen, zu denen die Tiere ungehindert Zugang haben. Bei Gruppenhaltung ist ein Geschlechtsverhältnis von 1:3 anzustreben. Da Mohrenkaimane gegenüber dem Menschen recht aggressiv sein können, ist für geeignete Abtrennmöglichkeiten zu sorgen, damit das Gehege gefahrlos gereinigt werden kann. Wegen seiner Größe und Aggressivität wird von der Haltung in Privathand abgeraten [5; 6]

Kaimane gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist.Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [9].

Höchstalter im Zoo: Der älteste bekannte Mohrenkaiman in Menschenobhut wurde 1974 in die USA eingeführt. Im August 2014 war das Tier nach einer Haltungsdauer von über 40 Jahren immer noch am Leben [9].

Haltung in europäischen Zoos: Mohrenkaimane werden in nur rund 10 europäischen Zoos gehalten. 2011 verzeichnete der ungarischen Sóstó Zoo die Erstzucht außerhalb Südamerikas. In den Folgejahren gab es auch wiederholt Nachzucht im Aalborg Zoo. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll eine Anlage für ein Paar einen Landteil beinhalten, dessen Fläche mindestens 4x so lang und 3x so breit sein soll wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Der Wasserteil soll das 5x4-fache und der Wasserstand 30% der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil 20% und beim Landteil 10% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Land- und einem Wasserteil vor, die je das 4x2-fache der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommen je 50% der Basisflächen dazu. Die Wassertiefe muss 50% der Kopf-Rumpflänge betragen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1825 von dem Naturwissenschaftler Johann Baptist Ritter von SPIX, der im Auftrag des Königs von Bayern Brasilien bereits hatte, als "Caiman niger" beschrieben. Den heutigen Gattungsnamen gibt es erst seit 1989 [7].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. ROSS, J.P. (2000). Melanosuchus niger. The IUCN Red List of Threatened Species 2000: e.T13053A3407604. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2000.RLTS.T13053A3407604.en. Accessed on 12 July 2023..
  5. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009)
  6. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009A)
  7. THE REPTILE DATA BASE
  8. THORBJARNARSON, J.B. (2010)
  9. WEIGL, R. (2014)
  10. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)

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