Echsen

Echsen - Allgemeines

Rund 150 Millionen alte gecko-artige Echse aus dem Solnhofener Plattenkalk Rund 150 Millionen alte gecko-artige Echse aus dem Solnhofener Plattenkalk
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern, aufgenommen im Jura-Museum Eichstätt

Klasse: Reptilien (REPTILIA)
Unterklasse: Diapsiden (DIAPSIDA)
Überordnung: Schuppenkriechtiere (LEPIDOSAURIA)
Ordnung: Echsen und Schlangen (SQUAMATA)

Unterordnung:

Echsen

SAURIA / LACERTILIA • The Lizards • Les lézards

303 001 002 001 agama aculeata kalahariGL PD1
Geschlechtsdimorphismus: Rote Stachelagame (Agama aculeata), Männchen in seinem natürlichen Lebensraum bei der Kalahari Game Lodge, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 001 002 001 agama aculeata hardap PD1
Geschlechtsdimorphismus: Rote Stachelagame (Agama aculeata), Weibchen in seinem natürlichen Lebensraum im Hardap Game Reserve, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 010 006 001 basiliscus basiliscus MAntonio PD1
Geschlechtsdimorphismus: Helmbasilisk (Basiliscus basiliscus), Männchen in seinem natürlichen Lebensraum im Manuel Antonio-Nationalpark, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 010 006 001 basiliscus basiliscus MAntonio PD2
Geschlechtsdimorphismus: Helmbasilisk (Basiliscus basiliscus), Weibchen in Manuel Antonio, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 00005 002 023 chamaeleo dilepis waterberg PD1
Veränderung des Aussehens als Reaktion auf Umgebung: Sich ärgerndes Lappenchamäleon (Chamaeleo dilepis) wird schwarz und bläst sich auf. Tier in seinem natürlichen Lebensraum im Waterberg Plateau Park, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 00005 002 023 chamaeleo dilepis etosha PD1
Veränderung des Aussehens als Reaktion auf Umgebung: Ein Lappenchamäleon (Chamaeleo dilepis) macht sich dünn und läuft hochbeinig und mit erhobenem Schwanz über eine heiße Straße. Tier in seinem natürlichen Lebensraum im Etoscha-Nationalpark, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

BLV broschuere
Mangelhafte Kenntnisse hindern Behörden und Tierschutzorganisationen nicht daran, Haltungsempfehlungen herauszugeben. Hier eine Broschüre aus der Schweiz, mit Leopardgeckos in einem (völlig unpassenden) Urwaldterrarium. Quelle: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

303 008 027 005 eublepharis macularius beauval PD2
Leopardgecko (Eublepharis macularius) in einem eine adäquate Umgebung bildenden Wüstenterrarium im ZooParc de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 016 001 022 varanus melinus gossau PD3
Quittenwaran (Varanus melinus), eine erst 1997 beschriebene Art, im Walter Zoo Gossau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Die Echsen sind eine äußerst vielgestaltige Unterordnung der Reptilien mit über 700 gefährdeten und gegen 500 unter CITES fallenden Arten. Vertreter der Chamaeleoniden, Cordyliden, Gekkoniden, Helodermatiden, Iguaniden und Varaniden sind im CITES Identification Manual dargestellt [2]. Viele Echsen sind attraktiv und eignen sich als Botschafterarten für die Erhaltung der Biodiversität. Sie sind daher in den allermeisten größeren Zoos repräsentativ vertreten.

Artenspektrum und innere Systematik

Rund 60% aller Reptilien gehören zur Unterordnung der Echsen (SAURIA). Durch Neuentdeckungen und die Aufspaltung bekannter Arten wächst die Artenzahl stetig. Nach REPTILE DATA BASE gab es - die Doppelschleichen (Amphisbaenia) nicht eingerechnet - im Februar 2008 5'079 Echsenarten, im Februar 2013 waren es bereits 5'796, im Juni 2017 6'529, im August 2019 6'687 und im Juli 2023 7'310, die auf mittlerweile 37 Familien verteilt werden. Die artenreichsten Familien sind die Skinke (Scincidae) mit 1'626, die Geckos (Gekkonidae) mit 1'145 und die Agamen (Agamidae) mit 496 Arten. Die einstmals große Familie der Leguane wurde aufgeteilt, indem 12 ehemalige Unterfamilien in den Rang von Familien erhoben wurden [6]. 

Durch die Rote Liste der IUCN werden gegenwärtig (2023) 6'213 Arten erfasst.

Die Echsensystematik ist ein Albtraum, denn jeder Autor hat seine eigenen Ansichten über Teilordnungen, Überfamilien, Familien und Unterfamilien. Die hier verwendete Einteilung erhebt daher keinen Anspruch, die aktuellsten oder die fundiertesten Erkenntnisse zu repräsentieren, zumal eine Überarbeitung nur in größeren Zeitabständen möglich ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Echsenschädel hat Parietalfenster. Der Gehirnschädel ist nach vorne nur bindegewebig abgeschlossen und die Unterkieferhälften sind nur locker miteinander verbunden. Die Zähne sind pleurodont, d.h. ihre Basis ist einseitig mit dem erhöhten Innenrand der Kieferknochen verwachsen, oder acrodont, d.h. den Kieferknochen aufsitzend [1].

Die Zunge ist beweglich, Ohrmuscheln fehlen, das Trommelfell liegt frei, in einem kurzen Gehörgang oder ist von Haut überzogen. Manche Arten haben voneinander unabhängig bewegliche Augen. Die Lider sind beweglich und die Nasengänge getrennt. Bei der Lunge sind beide Flügel entwickelt. Eine Harnblase ist vorhanden. Der After ist ein Quer- und nicht wie bei Schildkröten oder Krokodilen ein Längsspalt [7].

Die meisten Echsen haben vier gut entwickelte Gliedmaßen. Es gibt aber auch Arten, bei denen die Beine reduziert sind oder ganz fehlen. Die jeweils 5 Zehen sind mit Krallen unterschiedlicher Größe und Form versehen. Bei Arten mit verminderter Gliemaßenzahl ist auch die Zahl der Zehen reduziert. Bei Geckos können die Füße Haftlamellen haben, bei den Chamaeleons sind die Zehen einander zangenartig gegenübergestellt. Der Schwanz ist häufig lang bis sehr lang. Bei manchen Arten kann er an einer Sollbruchstelle abgebrochen werden und bis zu einer bestimmten Größe wieder nachwachsen [7].

Für die Identifikation lebender Echsen ist die Beschuppung der Haut ein wesentliches Element: Man unterscheidet Körner-, Tafel-, Schindel- und Wirtelschuppen. Die Schuppen können glatt, gekielt, dornförmig, stachelartig oder gesägt sein. Große, flachaufliegende Schppen werden Schilder genannt. Form, Zahl, Lage und Anordnug der Schuppen sind artspezifisch. Das Schuppenkleid wird periodisch im Ganzen oder in großen Fetzen abgestreift [5].

Viele Arten weisen einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus oder -dichromatismus auf. Die Männchen besitzen ein paariges Kopulationsorgan, das zu einer inneren Befruchtung befähigt. Die meisten Arten sind eierlegend, manche gebären lebende Junge (Ovoviviparie) [5].

Verbreitung

Tropen, Subtropen und gemäßigte Klimazonen weltweit.

Haltung

Echsen sind wechselwarme Tiere. Bei der Haltung sind daher die im natürlichen Lebensraum herrschenden tages- und jahresperiodischen Schwankungen von  Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtintensität, Tageslänge und Erdfeuchtigkeit soweit abzubilden, dass die Anpassungsfähigkeit der Tiere nicht überfordert wird. Je nach Art ist ihnen die Möglichkeit zu einer Winter- oder Sommerruhe zu geben [3]. Die angegebenen Haltungsempfehlungen beruhen auf Literaturangaben. Es wird keine Haftung für deren Richtigkeit übernommen.

Bezüglich "Mindestanforderungen an Gehege" ist zu beachten, dass das Reptiliengutachten 1997 des BMELF revisionsbedürftig ist und dass in der 2. Österreichischen Tierhaltungsverordnung offensichtlich nur die im Tiergarten Schönbrunn gehaltenen Arten mit den dort angebotenen Gehegen aufgeführt worden sind. Sowohl das Reptiliengutachten als auch die Verordnungen der Schweiz und Österreichs enthalten weitere Angaben, die hier nicht aufgeführt sind. Die räumlichen Anforderungen im BMELF-Gutachten und der schweizerischen Tierschutzverordnung sind in der Regel als Vielfaches der Kopf-Rumpflänge adulter Tiere angegeben. Eine Liste mit maximalen Kopf-Rumpflängen findet sich bei MEIRI [4].

Krustenechsen sowie manche großen Warane gehören potenziell zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben für Krustenechsen einen Leitfaden herausgegeben [8].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. GWZ (1996)
  4. MEIRI, S. (2008)
  5. NIETZKE, G. (1969)
  6. THE REPTILE DATA BASE
  7. ZISWILER, V. (1976)
  8. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)

Zurück zu Übersicht Echsen

Weiter zu Siedleragame (Agama agama)

Gelesen 21668 mal Letzte Änderung am Dienstag, 11 Juli 2023 15:10
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx