Schlangenhals-Schildkröten

Glattrücken-Schlangenhals-Schildkröte

Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina longicollis) im  Dundee's Wildlife Park, Murray Bridge, Südaustralien Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina longicollis) im Dundee's Wildlife Park, Murray Bridge, Südaustralien
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halswenderschildkröten (PLEURODIRA)
Familie: Schlangenhalsschildkröten (Chelidae)

D NB 650

Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte

Chelodina longicollis • The Eastern Long-necked Turtle • La tortue à long cou

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Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina longicollis) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung der Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina longicollis)

 

 

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Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina longicollis) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina longicollis). Bildtafel aus Shaw,G. (1794) The Zoology of New Holland. London

 

 

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Eine typische, eher kleine australische Schlangenhalsschildkröte, die in Europa nicht sehr oft gehalten wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Carapaxlänge von rund 25 (20-27.5) cm gehört Chelodina longicollis zu den kleineren Arten der Gattung. Der flache Carapax erwachsener Tiere ist gelbbraun bis dunkelbraun, das Plastron weiß bis gelblich-braun mit schwarzen Schildnähten. Bei den Jungtieren ist der Rückenpanzer oft attraktiv schwarz und orangerot gezeichnet. Der Kopf und Hals sind gleich lang wie der Rückenpanzer. Männchen bleiben etwas kleiner als Weibchen, sie haben einen längeren und dickeren Schwanz und einen konkav geformten Bauchpanzer [2; 3; 7].

Verbreitung

Südostaustralien: Bundesstaaten Südaustralien, Victoria, Neu-Südwales und Queensland, eingeführt auf Tasmanien [5; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte besiedelt Flussläufe, Lagunen Altwasser und vor allem Sümpfe [7]. Die Tiere sind tagaktiv und ernähren sich von animalischer Kost, einschliesslich Invertebraten, kleinen Fischen, terrestrischen Wirbeltieren, die ins Wasser gefallen sind, und Aas [1]. Sie halten keine Sommerruhe, können dagegen im Süden des Artareals eine Winterruhe einlegen [4]. Männchen werden mit 7-8, Weibchen mit 10-12 Jahren geschlechtsreif [1]. Die Eiablage erfolgt im australischen Frühjahr oder Sommer. Etwa 2-90 m vom Wasser entfernt werden dazu 60 cm tiefe Nestgruben gegraben, in welche die 4-15 (-24) Eier gelegt werden. Die Jungen schlüpfen bei Tagestemperaturen von 30 und Nachttemperaturen von 27°C nach 65-78 Tagen [4], unter natürlichen Bedingungen wurde eine Zeitigungsdauer von 150 Tagen beobachtet [3].

Gefährdung und Schutz

Die Art wurde im Rahmen der Roten Liste der IUCN noch nicht beurteilt. In Anbetracht der weiten Verbreitung ist nicht anzunehmen, dass sie gefährdet ist. Ein spezielles Risiko stellt das Plündern der Nester durch den in Australien eingeführten Rotfuchs (Vulpes vulpes) dar [1].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art ist in Australien geschützt, darf aber von den Aborigines und den Torres-Strait-Insulanern gefangen und getötet werden [1].

Haltung im Zoo

Im Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Behälter für 1 männliches und 2-3 weibliche Tiere mindestens dem 6x3-fachen der Carapaxlänge und die Wassertiefe dem 2-bis 3-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Der Wasserteil soll den größeren Teil der Fläche ausmachen. Das Wasser sollte (23-)25-28ºC warm sein, die Luft 24-28ºC. Eine Überwinterung ist nicht angezeigt, normale Zimmertemperatur ist aber im Winter ausreichend [2; 5].

Zoopädagogik: Weil sie sich als Halswender deutlich von den bekannteren Mittelmeer- oder Schmuckschildkröten unterscheidet, ist die Art von Interesse, um die Vielfalt der Schildkröten aufzuzeigen.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 30 Einrichtungen gehalten, ein Drittel davon im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Behälter für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 5x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss der doppelten Carapaxlänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde wurde 1794 von dem englischen Arzt und Naturforscher George SHAW als "Testudo longicollis" beschrieben. Die Gattungsbezeichnung Chelodina geht auf John Edward GRAY (1831) zurück [5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. KENNETT, R.; ROE, J., HODGES, K. & GEORGES, A. (2009)
  2. NIETZKE, G. (1969)
  3. OBST, F. J. (1985)
  4. ROGNER, M. (2008)
  5. THE REPTILE DATA BASE
  6. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
  7. WILSON, S. & SWAN, G. (2013)

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Gelesen 8523 mal Letzte Änderung am Montag, 25 September 2023 15:55
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx