Weichschildkröten

Dornrand-Weichschildkröte

Dornrand-Weichschildkröte (Apalone spinifera) im Zoo Breslau Dornrand-Weichschildkröte (Apalone spinifera) im Zoo Breslau
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Weichschildkröten (Trionychidae)

D LC 650

Dornrand-Weichschildkröte

Apalone spinifera • The Spiny Softshell Turtle • La tortue-molle à épines

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Dornrand-Weichschildkröte (Apalone spinifera) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung der Dornrand-Weichschildkröte (Apalone spinifera)

 

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Dornrand-Weichschildkröte (Apalone spinifera) im Aquarium du Limousin, Limoges © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dornrand-Weichschildkröte (Apalone spinifera) im Aquarium du Limousin, Limoges © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dornrand-Weichschildkröte (Apalone spinifera) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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"Trionyx spinifer asper" von unterschiedlichen Standorten in Florida, Alabama und Louisiana. Tafel 38 aus WEBB (1962)

 

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"Trionyx spinifer spinifer" aus Michigan (oben) und Tennessee. Tafel 33 aus WEBB (1962)

 

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Weil sie tagaktiv ist, viel schwimmt und als Weichschildkröte vom üblichen Schildkröten-Habitus abweicht, ist die Dornrand Schildkröte für die Präsentation in Zoos durchaus geeignet, wird aber seltener gehalten als etwa die Florida- (Apalone ferox) und deutlich seltener als die Chinesische Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis).

Körperbau und Körperfunktionen

Amerikanische Weichschildkröten haben einen runden, sehr flachen Panzer, der von einer ledrigen Haut überzogen ist, keine Gelenke hat und dessen Carapax keinen Kiel aufweist. Die Schnauze ist rüsselartig mit endständigen Nasenlöchern, die Extremitäten sind flach und die Füße haben breite Schwimmhäute [1]. Die Dornrand-Weichschildkröte kann eine Carapaxlänge von 54 cm erreichen, wobei die Männchen kleiner bleiben als die Weibchen [7]. Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit einer Carapaxlänge von 8-9 cm, Weibchen mit 18-20 cm [9].

Verbreitung

Kanada (südlichste Teile von Ontario und Québec), Mexiko (Chihuahua, Coahuila, Nuevo León, Tamaulipas), USA (Alabama, Arkansas, Colorado, Florida, Georgia, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Michigan, Minnesota, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, New Mexico, New York, North Carolina, North Dakota, Ohio, Oklahoma, Pennsylvania, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah. Eingeführte Populationen in Arizona, Kalifornien, Nevada, New Jersey, Vermont, Virginia, West Virginia, Wisconsin, Wyoming) [5; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Dornrand-Weichschildkröte ist tagaktiv und stark wasserabhängig. Als Lebensraum bevorzugt sie Flüsse mit hohem Sauerstoffgehalt, kommt aber auch in Bächen, Kanälen, Altwässern, Seen und Stauseen vor, besonders in Gewässern mit weichem Boden, in den sie sich gerne eingräbt. Die Tiere sind gute Schwimmer, sind aber auch an Land flink unterwegs. Sie kommen zum sich Sonnen aus dem Wasser heraus, liegen aber meist unter Wasser und strecken nur den Rüssel über die Oberfläche hinaus, um zu atmen. Die Lungenatmung kann durch einen Gasaustausch über die Schleimhäute der Rachenhöhle und der Kloake ergänzt werden [8; 9]. Die Schildkröten sind während des größten Teils des Jahres aktiv, machen aber bei tiefen Temperaturen eine Winterruhe. sie sind zur Hauptsache Fleischfresser, die aktiv auf Insekten, Krebse, Schnecken, Würmer, kleine Fische, Frösche, Kaulquappen und Reptilien Jagd machen oder diese Tiere als Lauerjäger erbeuten und zudem auch Aas fressen [1]. Pro Saison (Mitte Juni bis Mitte Juli) produzieren die Weibchen meist 5 Gelege, die sie etwas vom Ufer entfernt in der Vegetation eingraben [3; 9]. Die Gelege bestehen aus 4-32 Eier mit einem Durchmesser von 24-32 mm. Die Jungen schlüpfen bei einer Temperatur von 28-30°C nach etwa 60 Tagen [4].

Gefährdung und Schutz

Die Dornrand-Weichschildkröte hat eine weite Verbreitung. Sie ist anpassungsfähig, unauffällig und gebietsweise häufig. Naturentnahmen haben lokal zu Bestandsabnahmen geführt, gefährden die Art aber nicht, deren Bestand insgesamt als nicht abnehmend beurteilt wird [8]

Der internationale Handel mit Exemplaren der Unterart Apalone spinifera atra ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Mit Wirkung auf den 21. November 2016 wurde die übrigen Untearten in Anhang III-USA ab dem 23. Februar 2023 in CITES-Anhang II aufgenommen.

Bedeutung für den Menschen

1995 registrierten die USA die Ausfuhr von 800 lebenden Apalone spinifera atra nach Hongkong [2]. In den Folgejahren nahm die Ausfuhr von Tieren (wohl hauptsächlich anderer Unterarten) für den ostasiatischen Lebensmittelmarkt kontinuierlich zu:  Um die Jahrtausendwende waren es erst rund 1'000, 2008 über 120'000 Exemplare [8]. Obwohl Fische nur einen kleinen Teil ihres Speiseplans ausmachen und es sich zudem in der Regel um kommerziell uninteressante Arten handelt (kleine Weißfische), werden die Nordamerikanischen Weichschildkröten verdächtigt, große Fischräuber zu sein und werden deshalb verfolgt [9].

Haltung im Zoo

Im Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Terrarium für ein einzelnes Tier mindestens dem 6x3-fachen der Carapaxlänge und die Wassertiefe dem 4- bis 5-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Der Wasserteil soll den größeren Teil der Fläche ausmachen. Das Wasser sollte 24-26ºC warm sein. Im Winter sollen die Tiere etwas kühler gehalten werden [4].

Zoopädagogik: Als typische Weichschildkröte kann die Art eingesetzt werden, um die Diversität der Schildkröten darzustellen.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in  etwa 15 europäischen Institutionen gehalten, von denen sich einige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5 so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 5x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss dem Doppelten der Carapaxlänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Apalone-Arten werden häufig der Gattung Trionyx zugeordnet [3; 5]. Es sind gegenwärtig sechs Unterarten anerkannt: Apalone spinifera aspera, A. s. atra; A. s. emoryi, A. s. guadalupensis, A. s. pallida und A. s. spinifera (einschließlich hartwegi) [7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. CALIFORNIA HERPS 
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. OBST, F. J. (1985)
  4. ROGNER, M. (2008)
  5. THE REPTILE DATA BASE
  6. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
  7. USGS - Nonindigenous Aquatic Species
  8. VAN DIJk, P.P. (2011). Apalone spinifera. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2011: http://www.iucnredlist.org/details/163451/0. Downloaded on 07 June 2017.
  9. WEBB, R. G. (1962) .

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Gelesen 11734 mal Letzte Änderung am Samstag, 29 Juli 2023 14:52
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx