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SINN, A.D. (2004)

Pathologie der Reptilien - eine retrospektive Studie.

Vet. med. Diss. München

Aus dem Institut für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig - Maximilian - Universität München

Wissenschaftliche Leitung PD Dr. P. Kölle

160 Seiten mit zahlreichen Tabellen und Grafiken

Zusammenfassung.

Für diese Arbeit wurden die Sektionsbefunde von 1941 Reptilien ausgewertet. Bei der Sektion wurden die Organe zuerst makroskopisch beurteilt und anschließend weitere Untersuchungen (Parasitologie, Bakteriologie, Histologie und Virologie) eingeleitet. Es handelte sich um 526 Echsen (davon 16 Panzerechsen), 425 Schlangen und 990 Schildkröten (662 Landschildkröten und 328 Wasserschildkröten). Zu den am häufigsten sezierten Arten gehörten in dieser Reihenfolge: Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni), Grüner Leguan (Iguana iguana), Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans), Russische Landschildkröte (Agrionemys horsfieldii), Abgottschlange (Boa constrictor), Königspython (Python regius), Wasseragame (Physignathus cocincinus) und “Gelbwangen”-Schmuckschildkröte (Pseudemys spp.).

Der weitaus überwiegende Teil der Reptilien mit Alters - und Geschlechtsangabe war adult (64 %) und weiblich (58 %). Die Betrachtung der Verteilung der Sektionen im Verlauf des Jahres ergab, dass die
meisten Sektionen (586) im Frühling (März bis Mai) stattfanden, gefolgt von 497 Sektionen im Sommer (Juni bis August). Die wenigsten Sektionen fanden in Herbst (September bis November) und Winter (Dezember bis Februar) statt (je 429). Die bakteriologischen Untersuchungen ergaben, dass in erster Linie gramnegative und fakultativ pathogene Bakterienspezies von Bedeutung waren. Fatal ist, dass ein
Großteil dieser Keime eine relativ hohe natürliche Resistenz gegenüber Antibiotika besitzt. Bei den Virusinfektionen waren in erster Linie Herpesvirusinfektionen der Landschildkröten und Paramyxovirusinfektionen der Schlangen von Bedeutung. Zu dem liegt die Dunkelziffer sicher höher, da nur im Verdachtsfall eine virologische Untersuchung erfolgte. Insgesamt wurden bei 24,3 % der Reptilien Parasiten festgestellt. Den stärksten Befall wiesen Echsen auf, den geringsten Befall Wasserschildkröten. Bei Schlangen waren in erster Linie schwere Protozoeninfektionen (19,8 % aller sezierten Schlangen wiesen Protozoen auf) wie Amöbiasis (7,8 % der Schlangen) und Kryptosporidiose (2,1 % der Schlangen) von Bedeutung. Bei Landschildkröten waren hochgradige Parasitosen selten und ein gering - bis mittelgradiger Befall die Regel. Die Betrachtung der Organsysteme ergab, dass die Niere generell am häufigsten von Krankheiten betroffen war (55 % aller sezierten Reptilien). An zweiter Stelle folgte die Leber (48 % der sezierten Reptilien). Abhängig vom Nahrungsspektrum ergeben sich gewisse Prädispositionen. Karnivore Reptilien waren weitaus weniger von Nierenkrankheiten betroffen als herbivore Reptilien. Bei Leberkrankheiten präsentierte sich die Verteilung ähnlich. Allerdings trieb die unter Wasserschildkröten stark verbreitete Adipositas deren Rate an Leberkrankheiten in die Höhe. Die am häufigsten erkrankten Organsysteme bei den einzelnen Gruppen (in abnehmender Reihenfolge):

  • Echsen: Niere, Leber, Lunge, Gastro-Intestinal-Trakt
  • Schlangen: Gastro-Intestinal- rakt, Lunge, Niere, Leber
  • Landschildkröten: Niere, Leber, Gastro-Intestinal- Trakt, Lunge
  • Wasserschildkröten: Leber, Niere, Lunge, Herz- und Kreislaufsystem


Abschließend zeigte sich ein enger Zusammenhang zwischen bestimmten Organsystemen. So scheinen Nieren - und Skelettkrankheiten und Leber - und Nierenkrankheiten eng zusammenzuhängen. Dazu wurde ausgewertet, wie häufig Nieren - und Skelettkrankheiten (bei Echsen 10 % und bei Landschildkröten 15 % der jeweiligen Gruppe) und Nieren - und Leberkrankheiten (bei Landschildkröten 14 % und bei Wasserschildkröten 12 % der jeweiligen Gruppe) gemeinsam auftraten. 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx