Alt- und Neuwelt-Sumpfschildkröten

Maurische Bachschildkröte

Maurische Bachschildkröte (Mauremys l. leprosa) im Village des Tortues, Gonfaron Maurische Bachschildkröte (Mauremys l. leprosa) im Village des Tortues, Gonfaron
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Altwelt-Wasserschildkröten (Geoemydidae)

D VU 650

Maurische Bachschildkröte

Mauremys leprosa • The Mediterranean Pond Turtle • L'émyde lépreuse

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Maurische Bachschildkröte (Mauremys l. leprosa) im Village des Tortues, Gonfaron © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Maurischen Bachshildkröte (Mauremys leprosa)

 

 

 

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Maurische Bachschildkröte (Mauremys l. leprosa) im Village des Tortues, Carnoules (ex-Gonfaron) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Maurische Bachschildkröte (Mauremys l. leprosa) im Village des Tortues, Carnoules (ex-Gonfaron) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Maurische Bachschildkröte (Mauremys l. leprosa) im Village des Tortues, Carnoules (ex-Gonfaron) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Die Maurische Bachschildkröte ist eine von nur drei europäischen Süßwasserschildkröten. Obwohl sie im Freiland gefährdet ist, wird sie nur selten in Zoos gehalten und gezüchtet.

Körperbau und Körperfunktionen

Maurische Bachschildkröten erreichen eine Carapaxlänge von etwa 25 cm. Der Rückenpanzer ist bräunlich bis dunkel olivbraun, bei Jungtiere mit orange- bis rotbraunen Flecken. Bauchpanzer und Brücken sind gelbbraun. Auf den Brückenschilden befinden sich zwei große, dunkle Flecken, die im Alter zusammenfließen [1].

Verbreitung

Mauremys l. leprosa: Frankreich, Portugal, Spanien
Mauremys l. saharica: Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien, ferner Mauretanien, Mali und Niger, wohin die Art möglicherweise in prähistorischer Zeit vom Menschen verfrachtet wurde [5].

Lebensraum und Lebensweise

Die Maurische Bachschildkröte besiedelt Bäche, langsam fließende Flüsse und stehende Gewässer mit klarem oder schlammigem Grund. Die Tiere sind Allesfresser, nehmen aber überwiegend animalische Kost [1].

Gefährdung und Schutz

Die Art gilt seit 2004 als gefährdet, weil ihr Bestand in Spanien und Portugal regional abnimmt und die nordafrikanischen Populationen zunehmend verinseln [6].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Maurische Bachschildkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist ist eine streng zu schützende Tierart nach den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG).

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • 2020 leistete die Réserve africaine de Sigean einen fianziellen Beitrag von 15'000 € an die Association du Refuge des Tortues für die Errichtung eines Auffang und Zuchtzentrums für fir Maurische Bachschildkröte im Hinblick auf Wiederansiedlungen und Bestandsstützungen in den Departementen Aude, Hérault und Pyrénées-Orientales. Das Projekt wird auch vom Zoo Lyon unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Die Schildkröten werden lokal als Heimtiere gefangen [6].

Haltung im Zoo

Im Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Terrarium für 1.2-3 Tiere mindestens dem 6x3-fachen der Carapaxlänge und die Wassertiefe dem 4-bis 5-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Das Wasser sollte 22-25ºC warm sein. Eine Überwinterung ist nicht erforderlich, aber im Winter sollten die Tiere etwas kühler gehalten werden [1; 3].

Haltung in europäischen Zoos: Obwohl es sich um eine europäische Art handelt, wird die Maurische Bachschildkröte in wenig mehr als 20 Zoos gezeigt, hauptsächlich in Frankreich, Spanien und Porugal. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Sumpfschildkröten ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 5x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss dem dem Doppelten der Carapaxlänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die 1812 von dem aus Erlangen stammenden Naturforscher August Friedrich SCHWEIGGER während seiner Zeit als Professor für Botanik und Medizin an der Universität Königsberg in einer Prodromus monographiae Cheloniorum betitelten Publikation beschriebene "Emys leprosa" wurde fast ein Jahrhundert lang - bis 1983 - als Vertreter der Gattung Clemmys angesehen. Die heute gültige Gattung Mauremys wurde 1869 von John Edward GRAY vom British Museum in London aufgestellt. Zeitweilig galt leprosa als Unterart der Kaspischen Bachschildkröte (Mauremys caspica) [2; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. NIETZKE, G. (1969)
  2. OBST, F. J. (1985)
  3. ROGNER, M. (2008)
  4. THE REPTILE DATA BASE
  5. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
  6. VAN DIJK, P.P., MATEO MIRAS, J.A., CCHEYLAN, M., JOGER, U., SÁ-SOUSA, P. & PÉREZ-MELLADO, V. (2004). Mauremys leprosa. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T158468A5199555. https://www.iucnredlist.org/species/158468/5199555. Downloaded on 25 April 2017.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx