Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Neuwelt-Sumpfschildkröten (Emydidae)
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Buchstaben-Schmuckschildkröte |
Trachemys scripta • The Pond Slider • La tortue de Floride
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Nachdem die süd- und mittelamerikanischen Formen als eigene Arten abgetrennt wurden, umfasst die Buchstaben-Schmuckschildkröte nur noch drei Unterarten (scripta, elegans und troostii) und ihr natürliches Areal ist auf Nordamerika beschränkt. Die Art wurde in Massen für den Heimtierhandel produziert und ist invasiv. In Zoos sind fast nur Tiere zu sehen, die aus Tierschutzgründen übernommen oder von Besuchern ausgesetzt wurden. Körperbau und KörperfunktionenDie Buchstaben-Schmuckschildkröte erreicht eine Carapaxlänge von 13-21, im Extremfall bis 27 cm, wobei die Männchen in der Regel kleiner bleiben als die Weibchen. Die Schlüpflinge messen 23-35 mm. Der Rückenpanzer ist flach, langestreckt und hinten etwas eingekerbt, er ist grünlich bis bräunlich mit gelblicher, rötlicher oder rotbrauner Zeichnung. Der Bauchpanzer ist gelblich und hat zumindest bei Jungtieren, im Falle von elegans und troostii auch bei Adulten, ein symmetrisches Fleckenmuster. Je nach Unterart haben die Tiere einen gelben oder roten Wangenfleck. Die Weichteile sind grau, grünlich oder bräunlich mit gelben Längsstreifen. Bei den Männchen ist der Schwanz länger und mit dickerer Schwanzwurzel [1; 2]. VerbreitungDas natürliche Areal umfasst die östlichen USA und Nordmexiko (Nuevo Leon, Tamaulipas, Jalisco). In anderen Teilen der Ursprungsländer sowie in rund 70 weiteren Ländern wurde die Art angesiedelt. Für Europa gibt die Rote Liste Populationen in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Schweiz und Spanien an. In Mitteleuropa pflanzen sich diese Schildkrötenunter unter den gegenwärtigen klimatischen Bedingungen in der Regel zwar nicht fort, aber sie finden genügend Nahrung und überwintern problemlos, sodass dieselben Tiere oft über Jahre in ihrem jeweiligen Revier beobachtet werden können. Ausgesetzte Schmuckschildkröten gefährden durch ihre räuberische Lebensweise die ursprünglichen Tier- und Pflanzenarten [3; 4; 5]. Lebensraum und LebensweiseDie Art besiedelt stehende oder langsam fließende, auch kleine Gewässer mit dichter Unterwasser-Vegetation und weichem Untergrund. Die Tiere sind Allesfresser und nehmen nebst Pflanzenmaterial allerhand Wirbellose, Froschlaich und tote Fische zu sich. Die Weibchen können pro Saison 3-6 Gelege von 5-20 Eiern produzieren, die zu ihrer Entwicklung 2-3 Monate benötigen, am Nordrand der Verbreitung auch länger. Spät im Jahr geborene Schlüpflinge können in der Nistgrube überwintern [2; 5]. Gefährdung und SchutzDie Rotwangen-Schmuckschildkröte hat ein großes natürliches Areal und ist dort häufig. Zusätzlich wurde sie durch den Tierhandel weit verbreitet und hat sich als invasive Art in verschiedenen Ländern etablieren können. Sie ist daher nicht gefährdet [5]. Die Einfuhr in die Mitgliedstaaten der EU war seit 1992 nach Anhang B der EU-Artenschutzverordnung reglementiert. Seit 2016 ist die Art auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgeführt und darf, wenn es nach der EU-Kommission geht, in Zukunft weder erworben noch gehalten oder gezüchtet werden. Eine solche Vorschrift für die gesamte EU zu erlassen, macht insofern wenig Sinn, als die Art aus klimatischen Gründen eben nicht "unionsweit" invasiv ist [6]. Bedeutung für den MenschenHaltung im ZooIm Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Terrarium mindestens dem 6x3-fachen der Carapaxlänge und die Wassertiefe dem 4- bis 5-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Das Wasser sollte 22-25ºC warm sein. Die Tiere können überwintert werden [2]. Haltung in europäischen Zoos: Obwohl von Gesetzes wegen verboten, werden alljährlich zahlreiche Schmuckschildkröten, insbesondere Rotwangen, von privaten Haltern entsorgt, indem sie irgendwo in einem öffentlichen Gewässer ausgesetzt werden - und auch Zoos werden mit solch nicht mehr erwünschten Tieren beglückt. Meistens geschieht dies so, dass die Tiere klammheimlich in ein Freilandterrarium hineingeworfen oder in einem Ententeich schwimmen gelassen werden. Manche Zoos haben deshalb eigens Anlagen gebaut, um solche Schildkröten dauerhaft zu beherbergen. Für die Art (ohne Unterartangabe) sowie die Unterarten elegans unmd scripta gibt es rund 750 Haltungen, wobei es sich zu etwa zwei Dritteln um Rot- (elegans) und zu einem Drittel um Gelbwangenschildkröten (scripta) handelt. Die Cumberland-Schildkröte (troostii) ist in etwa 40 Einrichtungen zu sehen. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.01.2017) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 5x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss dem Doppelten der Carapaxlänge entsprechen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2017), die merkwürdigerweise nur die Unterart elegans regelt, ist für 1-2 über 20 cm lange Tiere ein Becken mit 1000 l Inhalt und ein Landteil von 0.3 m² erforderlich. Für jedes weitere Tier braucht es 350 l mehr Wasser und 0.15 m² mehr Land. Taxonomie und NomenklaturDie Buchstaben-Schmuckschildkröte wurde bereits 1792 vom schwedischen Naturforscher Carl Peter THUNBERG im Rahmen der von Johann David SCHOEPFF 1792 in Erlangen verlegten "Historia Testudinum Iconibus Illustrata" als "Testudo scripta" beschrieben [3]. Die Art wurde zeitweilig auch in die Gattung Chrysemys oder Pseudemys gestellt [1; 3]. Früher umfasste die Art 15 Unterarten und ihr Areal reichte bis nach Argentinien [2]. Heute werden die meisten früheren Unterarten als selbständige Arten aufgefasst. In scripta verbleiben nur noch die nordamerikanischen Formen [5]:
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Literatur und Internetquellen
- OBST, F. J. (1985)
- ROGNER, M. (2008)
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
- VAN DIJK, P.P., HARDING, J. & HAMMERSON, G.A. (2011). Trachemys scripta. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2011: e.T22028A97429935. Downloaded on 22 April 2017.
- Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 der Kommission vom 13. Juli 2016 zur Annahme einer Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung ABl. L 189/4 vom 14. Juli 2016.
Der Zoo, hier die Alligator Bay in Beauvoir, als Auffangstation für Schmuckschildkröten (Trachemsys scripta). Sofern die Behörden beabsichtigen, die Invasivverordnung buchstabengetreu umzusetzen, wird kaum noch ein Zoo bereit sein, den administrativen Aufwand zu leisten und solche Tiere zu übernehmen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
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