Alt- und Neuwelt-Sumpfschildkröten

Carolina-Dosenschildkröte

Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolinensis) im Tierpark Berlin Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolinensis) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Neuwelt-Sumpfschildkröten (Emydidae)

D VU 650

Carolina-Dosenschildkröte

Terrapene carolina • The Common Box Turtle • La tortue-boîte commune

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Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung der Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina)

 

 

 

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Carolina-Dosenschildkröten (Terrapene carolina) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina) wildlebend in North Carolina. Bild: Ken Thomas. Public Domain.

 

 

 

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Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina) bei der Eiablage ©Jarek Tuszyński; übernommen unter der CC-BY-SA-3.0 & GDFL-Lizenz..

 

 

 

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Für Schildkrötenrennen zurechtgemachte Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina). Quelle: www.herpsofarkansas.com

 

 

 

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Die Carolina-Dosenschildkröte sollte nach ihrer systematischen Zugehörigkeit eigentlich überwiegend im Wasser leben, ist aber faktisch eine Landschildkröte. In europäischen Zoos ist sie nur selten anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Bei den Terrapene-Arten ist der Bauchpanzer quer über die Mitte mit einem Scharnier versehen, das den Tieren erlaubt, bei eingezogenem Kopf und Beinen den vorderen und hinteren Teil gegen so gegen den Rücken zu pressen, dass eine geschlossene Dose entsteht. Je nach Unterart erreichen die Carolina-Dosenschildkröten eine Carapaxlänge von 11.5-23.5 cm. Männchen werden größer als Weibchen. Der Rückenpanzer ist hochgewölbt und gekielt. Die Grundfarbe  ist gelblich bis braun, die einzelnen Schilder tragen variable Flecken und Streifenmuster. Der Kopf ist gelb gefleckt oder gestrichelt. Bei den Männchen ist die Iris rot, bei den Weibchen gelblich braun [2; 3; 6].

Verbreitung

Die Carolina-Dosenschildkröte kommt in 6 Unterarten in Kanada (Ontario),  Mexiko (Tamaulipas, Veracruz, Yucatán) und den östlichen Vereinigten Staaten vor [4: 5; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Art lebt an Waldrändern, in lichten Wäldern, auf Feuchtwiesen, Wiesen und entlang von Wassergräben oder langsam fließenden Bächen. Die Tiere sind keine guten Schwimmer. Manche Exemplare baden oft im Flachwasserbereich, andere gehen kaum ins Wasser. Die Tiere sind omnivor und nehmen Pflanzenteile, Pilze, Schnecken, Regenwürmer, auch Frösche oder kleine Schlangen zu sich.  Die Paarungszeit geht von Frühjahr bis Herbst. Beginnend im Mai sind bis zu vier Eiablagen pro Saison möglich. Die Gelege sind relativ klein (2-7 Eier). Bei Temperaturen zwischen 26 und 30°C schlüpfen die Jungen nach etwa zwei Monaten [3].

Gefährdung und Schutz

Die Carolina-Dosenschildkröte war eine äußerst häufige Art. Ihre Bestände haben jedoch als Folge von Lebensraumverlust und -fragmentiereung, Umweltverschmutzung und Verkehrsunfällen erheblich abgenommen. 1996 wurde sie deshalb als potenziell gefährdet und 2011 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) eingestuft [2; 6].

Der internationale Handel ist seit 1994 nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Zu Ende der 1980er- und Beginn der 1990er-Jahre wurden Carolina-Dosenschildkröten als Ersatz für die Mittelmeer-Landschildkröten in großem Stil nach Europa ausgeführt. 1994, dem Jahr als die Art in CITES-Anhang II aufgenommen wurde, wurden noch 22'655 Tiere aus den USA exportiert, 1995 noch 7'998, 1996 noch 301 und danach zwischen 0 und 28 pro Jahr [1]. In den Vereinigten Staaten werden alljährlich viele Tiere für "Box Turtle Races" gefangen und danach oft an ungeeigneten Orten wieder freigelassen [6].

Haltung im Zoo

Im Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Terrarium mindestens dem 6x3-fachen der Carapaxlänge entsprechen soll. Es ist eine flache Wasserschale anzubieten. Je nach Unterart sind die Tiere bei 4-8ºC zu überwintern oder im Winter nur etwas kühler zu halten [3; 6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in mehreren Unterarten in über 30 Institutionen gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Im Rahmen der European Studbook Foundation gibt es ein Zuchtbuch für die Unterarten bauri und carolina, das überwiegend private Halter erfasst.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Es soll eine flache Wasserschale angeboten werden. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist die Gattung Terrapene nicht erwähnt. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 über 15 cm lange Tiere ein Behälter von 2 m² anzubieten, wobei ein Drittel als flacher Wasserteil gestaltet sein soll. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 0.5 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Testudo carolina" beschrieben. Sie wird in sechs Unterarten aufgegliedert, wobei mexicana und yucatana von manchen Autoren als eigene Art(en) abgespaltet wurden [4]:

  • Florida-Dosenschildkröte (T. c. bauri): Florida (Halbinsel und Keys)
  • Carolina-Dosenschildkröte (T. c. carolina): Kanada (Ontario), USA (von Maine südwärts bis Nord-Florida)
  • Golfküsten-Dosenschildkröte (T. c. major): USA (Alabana, Louisiana, Mississippi, margina Florida und Georgia)
  • Dreizehen-Dosenschildkröte (T. c. triunguis): USA (von Kansas ostwärts bis Illinois und südwärts bis Texas)
  • Mexikanische Dosenschildkröte (T. (c.) mexicana): Mexiko, ev. eigene Art
  • Yucatan-Dosenschildkröte (T. (c.) yucatana): Mexiko, ev. eigene Art oder Unterart von mexicana)

Literatur und Internetquellen

  1. CITES Trade Data Base
  2. KIESTER, A. R. & WILLEY, L. L. (2015)
  3. ROGNER, M. (2008)
  4. THE REPTILE DATA BASE
  5. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
  6. VAN DIJK, P.P. (2011). Terrapene carolina. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2011: e.T21641A97428179. https://www.iucnredlist.org/species/21641/97428179. Downloaded on 23 April 2017.

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