Afrotheria

Goldrücken-Rüsselhündchen

Goldrücken-Rüsselhündchen (Rhynchocyon chrysopygus) im Zoo Frankfurt Goldrücken-Rüsselhündchen (Rhynchocyon chrysopygus) im Zoo Frankfurt
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: AFROINSECTIPHILIA
Ordnung: Rüsselspringer (MACROSCELIDEA)
Familie: Rüsselspringer (Macroscelididae)

D EN 650

Goldrücken-Rüsselhündchen

Rhynchocyon chrysopygus • The Golden-rumped Elephant Shrew • Le rat à trompe à croupe dorée

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Goldrücken-Rüsselhündchen (Rhynchocyon chrysopygus). Illustration von Joseph Smit (1836-1929. Public Domain.

 

 

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Approximative Verbreitung des Goldrücken-Rüsselhündchens (Rhynchocyon chrysopygus)

 

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Das Goldrücken-Rüsselhündchen ist ein Kleinsäuger, der durch seine Gestalt fasziniert und als tagaktives Tier das Zoopublikum zu interessieren vermag. Leider ist die Art seit über 20 Jahren in Europa nicht mehr zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Goldrücken- oder Goldsteiß-Rüsselhündchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 28 (22-30) cm, eine Schwanzlänge von etwa 24 (21-27) cm und ein mittleres Gewicht von 540 g. Das Fell ist an Kopf und Körper braun bis rotbraun, an Kehle, Halsunterseite und Bauch heller. Am hinteren Teil des Rückens befindet sich ein goldgelber Fleck, unter dem bei den Männchen die Haut verdickt ist. Dies ist möglicherweise ein Schutz vor Verletzungen bei Territorialkämpfen durch die bei den Männchen vergrößerten Eckzähne. Ohren und Beine sind schwarz gefärbt, ebenso der Schwanz bis auf das hintere Drittel, das weiß ist und in einer wiederum schwarzen Spitze endet. Wie alle Rüsselhündchen haben sie eine rüsselartig verlängerte Schnauze, mit der sie das Laub durchwühlen und eine lange Zunge, mit der sie Insekten aufnehmen können, vier Zehen an allen Füßen, etwas verlängerte Hinterbeine und einen schuppigen, nur spärlich behaarten Schwanz [1; 3].

Verbreitung

Ostafrika: Kenia, in relativ küstennahen Gebieten zwischen Mombasa und Malindi [2]. Nach einer anderen Quelle weiter nordwärts bis zur Grenze zu Somalia [4].

Lebensraum und Lebensweise

Das Goldrücken-Rüsselhündchen besiedelt immergrüne Küstenregenwälder und teilweise laubabwerfende Wälder, dichte Baumsavannen und Buschland Es kommt nur im Tiefland vor. Wesentlich ist das Vorhandensein von einer dicken Lage Falllaub. Die Tiere sind tagaktiv und leben ausschließlich am Boden, wo sie sich von Wirbellosen wie Käfern, Termiten, Würmern und Tausendfüßern ernähren. Zum Schlafen bauen sie Nester aus Laub. Sie bilden monogame Paare. Die Tragzeit beträgt 42 Tage. Ein Wurf besteht in der Regel aus einem Jungen. Dieses ist mit 5 Tagen bereits unabhängig und Weibchen sind bereits mit 38 Tagen geschlechtsreif [1; 2].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine limitierte Verbreitung, die Populationen sind fragmentiert und der Gesamtbestand ist klein und abnehmend. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2013 wurde sie deshalb als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) eingestuft [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird zur Fleischgewinnung für den Eigenbedarf gejagt [2].

Haltung

Ein aus Kenia importiertes, bereits erwachsenes Goldrücken-Rüsselhündchen erreichte im Zoo Frankfurt eine Haltungsdauer von 10 Jahren und 9 Monaten [5].

Haltung in europäischen Zoos: Das Goldrücken-Rüsselhündchen wurde bis 1997 im Zoo Frankfurt gezeigt. Seitdem gibt es in europäischen Zoos keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für Rüsselhündchen tropisch feuchte, dicht bepflanzte Urwaldterrarien (ohne genaue Angaben der Dimensionen) mit unterirdischen Röhren vor. Dummerweise können Rüsselhündchen mit unterirdischen Röhren nichts anfangen, wie die Tierschutzsachverständigen der Zoos in ihrer Kritik am Gutachten feststellten. Sie graben nämlich keine unterirdischen Baue, sondern für die Nachtruhe lediglich kleine Bodenmulden, die sie mit Pflanzenmaterial auskleiden.

Weder in der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) noch in der 2. Tierhaltungsverordnung (Stand 2023) Österreichs wird auf Rüsselhündchen Bezug genommen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1881 von dem aus Esslingen stammenden Theologen, Arzt und Zoologen Albert Carl Ludwig Gotthilf GÜNTHER, der von 1875-1895 Direktor des Natural History Museum in London war, unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben [6].

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSITY WEB
  2. FITZGIBBON, C. & RATHBUN, G.B. 2015. Rhynchocyon chrysopygus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T19705A21287265. http://www.iucnredlist.org/details/19705/0. Downloaded on 17 April 2018.
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Gelesen 11511 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:00
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx